Zweite Saison – erste Playoff-Teilnahme: Die American-Football-Mannschaft der Munich Ravens hat schon vor dem letzten Spieltag in der European League of Football (EFL) den Sprung in die Runde des besten sechs Teams sicher. Genauer gesagt, so gut wie sicher, denn ein – allerdings äußerst theoretisches – Szenario gibt es, wodurch der Mannschaft von Headcoach Kendral Ellison das Saisonziel doch noch aus den Händen rutschen könnte: falls sie in der finalen Runde der Regular Season ihren 159-Punkte Vorsprung auf die Madrid Bravos einbüßen. Das wäre zum Beispiel der Fall, wenn diesen Samstag die Spanier mit 80 Punkten Unterschied bei den Hamburg Sea Devils gewinnen und die Ravens dann am Sonntag (Kick-off: 16.25 Uhr) im Sportpark Unterhaching gegen die Raiders Tirol ebenfalls mit 80 Punkten Unterschied verlieren würden. Praktisch auszuschließen.
Weshalb die Münchner nun den Fokus darauf richten, eine möglichst gute Ausgangsposition für die Wild-Card-Games zu bekommen, oder, wie es General Manager Sebastian Stolz ausdrückt: „Mal schauen, ob wir noch ein Heimspiel daraus machen können.“ Das wäre der Fall, wenn die Ravens die Gäste aus Tirol schlagen würden und gleichzeitig die Paris Musketeers gegen Frankfurt Galaxy verlieren. Ganz egal, wie es ausgeht, am Sonntag wird noch einmal ein richtiges Football-Fest veranstaltet: Unter dem Spieltagsmotto „Hoam Coming“ sollen wie schon beim letzten Heimspiel der Saison 2023 bayerische Tradition und American-Football-Lifestyle unter einen Hut gebracht werden. Die Fans werden aufgerufen, in Tracht zu kommen, es gibt bayerische Schmankerl und Blasmusik.
Grund für gute Laune gibt es aus sportlichen Gründen genug. Denn der Einzug in die Playoffs ist ein riesiger Erfolg für das noch junge Projekt, auch wenn Boss Stolz nicht vorbehaltlos euphorisch ist: „So ein bisschen sind wir als Franchise wie ein Start-up, das sich immer wieder neuen Herausforderungen stellen muss.“ Im Vergleich zum ersten Jahr, als man gleich einen Zuschauerschnitt von 5000 hinlegte, ist die Resonanz in dieser Saison ein wenig zurückgegangen. Dennoch sieht man in München die EFL als Erfolgsmodell. Und welch enormes Potenzial die Sportart Football in Deutschland habe, sei etwa durch das gewaltige Interesse an Tickets für das zweite NFL-Spiel in München, das die New York Giants und die Carolina Panthers am 10. November in der Allianz Arena bestreiten, einmal mehr unterstrichen worden, betont auch Sebastian Stolz.
„Das läuft massiv schief, wenn du so eine Diskrepanz hast innerhalb einer Liga“, sagt Esume
Eines der Probleme der EFL ist noch das immense Leistungsgefälle. So haben die Munich Ravens vor zwei Wochen die Barcelona Dragons mit 90:0 aus dem Sportpark gefegt und dabei 13:0 Touchdowns erzielt. Ein Ergebnis, das Liga-Chef Patrick Esume auf den Plan rief: „Das darf nicht passieren, dafür gibt es auch keine Entschuldigung“, sagte der EFL-Commissioner. „Das läuft massiv schief, wenn du so eine Diskrepanz hast innerhalb einer Liga“, so Esume. „Das hat damit zu tun, dass wir versuchen, im American Football den Transfer vom Amateurwesen zum Profitum hinzubekommen.“ Der Football-TV-Experte äußert sich vor allem zu den deutschen Franchises sehr wohlwollend: „Rhein Fire, Stuttgart, München, Hamburg, Berlin, das läuft alles sehr professionell.“