American Football:Auch der Generalkonsul ist dabei

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Erfolgreicher Heimauftakt: Maximilian Mayer und die Munich Cowboys besiegen Kirchdorf 21:14. (Foto: Oryk Haist/Imago)

Der Traditionsklub Munich Cowboys will mit einer Marketingoffensive gegen die ELF-Profimannschaft der Ravens bestehen. Der Rahmen bei den Heimspielen passt - doch ist das sportliche Niveau der GFL noch gut genug?

Von Christoph Leischwitz

Der Hut ist neu, auch wenn er aussieht wie von einer US-Kavallerie aus dem 19. Jahrhundert. "Sonderanfertigung", sagt Gerald Meier, der auffälligste Zuschauer auf der Haupttribüne des Dantestadions. Vorne prangt das gelbe M der Munich Cowboys, denn der 61-Jährige ist nicht nur ein Fan, sondern er will mithilfe einer neu gegründeten Marketing GmbH die Münchner Football-Traditionsmannschaft in eine neue Ära reiten. Dieser Klub habe es verdient, wieder um die deutsche Meisterschaft mitzuspielen, das hatte Meier schon Ende Februar bei einer Vorstellung im Münchner Amerikahaus gesagt.

Aber jetzt stehen sie mit den hehren Zielen erst einmal ganz am Anfang. Das erste Heimspiel der Cowboys in der neuen Spielzeit steht an, die Kirchdorf Wildcats sind am Samstagnachmittag zu Gast. Das neue Marketing der Cowboys ist punktuell schon sichtbar: Die Torstangen sind frisch gestrichen, auf der Tartanbahn steht ein Sponsorenauto. Jetzt gibt es Food Trucks mit hippen Gerichten wie etwa Pulled Pork auf Pommes, auch griechisches Essen. Sogar Letzteres passt gut zu den Cowboys, der neue Cheftrainer Christos Lambropoulos hat griechische Wurzeln.

Vor dem Spiel gibt es Livemusik, hinter der Gegengeraden haben Biker ihre Harleys geparkt, und kurz vor dem Kickoff fahren zwei schwarze SUVs vor. Aus einem steigt der US-Generalkonsul Timothy Liston, der sich schnell noch ein gelbes Cowboys-Trikot überzieht. Und immerhin: 1517 Zuschauer sind gekommen. Es ist wohl hilfreich, dass die German Football League (GFL) kurz vor der großen Konkurrenz, der European Football of League (ELF) startet.

"Wir haben potenziell eine große Fanbase, die wollen wir erwecken."

In den ersten Spielminuten kommen die Zuschauer auch voll auf ihre Kosten. Schnell gehen die Cowboys in Führung, der neue US-Quarterback Nick Yockey geht mit seinen weiten Pässen oft viel Risiko, gleich danach hält die Cowboys-Verteidigung die Kirchdorfer spektakulär von deren ersten Punkten ab. Dann aber flacht das Spiel ab. Viele Strafen, fallen gelassene Bälle und Verletzungen rauben den Rhythmus - allesamt Indizien, dass die Qualität des Spiels nicht gerade hoch ist. "Um ehrlich zu sein: Ja, es gab einen Einbruch", sagt auch Trainer Lambropoulos über das Niveau des Spiels. Die Cowboys gewinnen zwar 21:14, doch er sagt, es gebe noch "viel aufzuräumen", also: viele Fehler zu beheben.

Sein Kirchdorfer Kollege Christoph Riener wird noch deutlicher: Das Niveau der GFL sei "auf jeden Fall schlechter" geworden. Der Grund dafür ist die weiter andauernde Abwanderung von Spielern in die ELF. Riener sieht darin aber nicht nur Schlechtes: "Letztes Jahr haben wir mit nur zwei Amis und einem deutschen Quarterback in der zweiten Liga gespielt und sind aufgestiegen - das wäre früher überhaupt nicht möglich gewesen." Deutsche Talente können, dürfen, ja müssen also schneller ins kalte Wasser springen. Andererseits sind einige Teams der Professionalisierung zum Opfer gefallen, darunter die Ingolstadt Dukes. Es macht die Bundesliga-Saison nicht gerade spannender, dass es heuer keinen Absteiger geben wird.

Gerald Meier ist ein kreativer Kopf, auf dem keine alten Hüte sitzen. Er war selbst Spieler und Trainer, er war Pressesprecher in der einstigen NFL Europe und hat nebenbei einen Doktor in Philosophie, sein Spitzname lautet "Doc Meier". Die ELF-Konkurrenz hat die Basis zu mehr Kreativität gezwungen, jetzt ist die Frage, wie gut diese Kreativität in einem Vereinskorsett atmen kann. "Wir haben potenziell eine große Fanbase, die wollen wir erwecken, mit dem Footballspiel und dem Rahmen drum herum", sagt Meier.

Der Rahmen sieht ganz gut aus, er ist alles andere als ein alter Hut. Die Frage ist, ob das eigentliche Produkt, der Sport, bei dem Qualitätsverlust weiter interessant bleibt. Ein Lackmustest wird der 22. Juni sein. Da läuft schon die Fußball-EM, und die Munich Ravens haben einen speziellen Event organisiert, sie tragen dann ein Heimspiel gegen die Stuttgart Surge im Nürnberger Max-Morlock-Stadion aus. Mal sehen, wie viele Zuschauer dann zu den Cowboys gegen Schwäbisch Hall kommen werden.

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