American Football:Mit dem Kopf durch die Wand

Die Zahl der Gehirnerschütterungen hat in der NFL deutlich zugenommen. Doch die Liga nimmt die Gesundheit ihrer Athleten nicht wirklich ernst.

Joachim Mölter

Wenn zwei Männer mit 120 Kilogramm Körpergewicht in Höchstgeschwindigkeit aufeinander zurasen und ungebremst zusammenprallen, ist das ungesund: Der menschliche Körper ist für solche Kollisionen nicht geschaffen. Man muss nicht einmal Arzt sein, um das zu einzusehen. Dass American Football ein gesundheitsgefährdender Sport ist, ist bekannt - es gibt genug Beispiele von Akteuren, die nach einem Zusammenprall mit einer Querschnittslähmung vom Feld getragen wurden. Die jüngste Studie aus den USA, dem Heimatland dieses Sports, richtet den Fokus nun auf einen vergleichsweise neuen Aspekt - die Gehirnschäden, welche langfristig drohen können. Nicht nur in der Profiliga NFL hat die Zahl von Gehirnerschütterungen in den vergangenen Jahren zugenommen, auch bei Amateuren und Jugendlichen. Der Studie zufolge wächst damit freilich auch das Risiko von Folgeschäden wie Demenz oder Alzheimer.

American Football: Sport für harte Männer: American Football in der NFL.

Sport für harte Männer: American Football in der NFL.

(Foto: Foto: Reuters)

Die NFL hat Untersuchungen über die Gesundheitsgefahren ihrer Angestellten nie wirklich ernst genommen, auch jetzt sollte man nicht allzu viele Konsequenzen erwarten - selbst wenn die Liga die Studie unterstützt hat. Die NFL profitiert nicht schlecht von ihrem Image als Sport für harte Männer, und beim Football handelt es sich in gewisser Weise ja um die Zuspitzung gewalttätiger Auseinandersetzungen unter Männern - anders kann man es kaum nennen, wenn Körper mit größtmöglicher Wucht aufeinandertreffen.

Auch im Rugby, im Eishockey, im Handball oder Fußball geht es körperlich zur Sache, aber wohl nirgendwo so wie im Lieblingssport der USA. Die NFL hat auch deshalb den höchstdotierten Fernsehvertrag der nordamerikanischen Profiligen, weil sie auf den Bildschirmen immer wieder solch spektakuläre Zusammenstöße bietet.

Die Liga hat also wenig Interesse, Abhilfe zu schaffen, das hat sie mit anderen Sportverbänden gemein, die sich ebenfalls wenig um die Gesundheit ihrer Athleten scheren, solange das Spektakel stimmt. Augen zu und durch, heißt die Devise, nirgendwo trifft sie so zu wie im Football. Dort rennen die Profis sowieso ständig mit dem Kopf voraus in eine Wand aus menschlichen Bergen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: