American Football:Der lange Weg der Pendler

Die Ingolstadt Dukes stehen vor dem Aufstieg in die Football-Bundesliga. Dabei haben viele ehemalige Munich Cowboys mitgeholfen, etwa Maximilian Macek, Abwehrchef auf dem Platz und Co-Trainer der Defense.

Von Christoph Leischwitz

Noch ein Spiel, dann ist Maximilian Macek höchstwahrscheinlich wieder dort, wo er herkam. Das vergangene Wochenende hat schon einmal Erinnerungen an alte, professionellere Zeiten geweckt: Schon am Samstag waren die Ingolstadt Dukes zum Relegations-Hinspiel nach Mannheim gereist, die 52 Spieler und der Trainerstab hatten im Hotel übernachtet, am nächsten Morgen gab es im Konferenzraum eine Teambesprechung mit Videoanalyse. Und dann besiegten die Dukes die Rhein-Neckar-Bandits 41:6, der Zweitliga-Meister hatte den Letzten der ersten Liga dominiert. Dem Aufstieg nach dem Rückspiel am 1. Oktober im heimischen Stadion dürfte nichts mehr im Wege stehen.

Vor dem Spiel hatte Macek kurz aufgehorcht, als er eine Pressekonferenz mit dem Cheftrainer der Bandits, Franz Klein, ansah. Dieser hatte Gegner Ingolstadt mit dem Vorjahres-Aufsteiger Frankfurt Universe verglichen: Frankfurt sei vor dem Aufstieg schon bundesligatauglich gewesen, das sehe er "jetzt so bei Ingolstadt nicht". Macek sagt: "Vielleicht hat er sich unseren Kader ja auch gar nicht so genau angesehen." Und meint damit ein kleines bisschen auch sich selbst.

Der 34-jährige ist so etwas wie der Abwehrchef auf dem Platz, gleichzeitig auch schon Co-Trainer für die Defense. Und diese ließ am Sonntag dem Gegner keine Chance - die sechs Gegenpunkte erzielte Mannheim nach einem Fehler während eines Punts. Macek hat vor drei Jahren viel aufgegeben, um für einen damaligen Drittligisten zum Pendler zu werden. Der Rückraumspieler hatte für den Bundesligisten Munich Cowboys sowie ein Jahr in Österreich gespielt, 2010 war er mit Deutschland EM-Sieger geworden. Der Giesinger war eine Allzweckwaffe, wie nebenbei steuerte er als Receiver auch mal Touchdowns bei. Vor und mit ihm sind weitere Münchner nach Ingolstadt gewechselt, andere Ex-Nationalspieler wie Stephan Seidel. Zwei Mal werktags treffen sie sich zur gemeinsamen Autofahrt, meistens am Giesinger Bahnhof - Luftlinie nicht einmal einen Kilometer entfernt vom Trainingsplatz der Cowboys - und fahren die 90 Kilometer Richtung Norden zum Training.

War es das Geld, Ingolstadts Sponsoren? "Ich kann bestätigen, dass es zu 100 Prozent nichts mit Geld zu tun hat", sagt der Realschullehrer. Da werde ja immer eine "Mythenbildung" betrieben. In seinem Fall lief es so: Dukes-Chefcoach Eugen Haaf, einst selbst ein Cowboy, hatte ihn beobachtet und dann gezielt abgeworben. Er stieß bei Macek aber auch auf Interesse: Jedes Jahr sei wie das vorige gewesen, eine Entwicklung habe gefehlt, die Chance, mit den Cowboys wirklich mal um die deutsche Meisterschaft zu spielen. Also machte Macek dem Anwerber Haaf klar: Wenn ich mithelfe, in Ingolstadt etwas Neues aufzubauen, dann will ich aber auch etwas erleben. Dann muss es bitteschön ein richtig weiter Weg sein. Möglichst bis in die Bundesliga.

"Das sind die beiden wichtigsten Spiele der Vereinsgeschichte", sagt Macek über die Relegation. Einerseits haben sie das schon oft gesagt: Das Team ist seit der Gründung 2007 schon fünf Mal aufgestiegen. Andererseits würde es sich diesmal tatsächlich um den größten qualitativen Sprung handeln. "In der ersten Liga sind die Stadien voll, es spielen gute Amis mit, die Medien berichten über dich", sagt Macek, er hört sich schwärmerisch an. Er weiß ja, wie es dort oben ist.

Wer in Deutschland American Football spielt, muss bereit sein, ein Leben wie ein Profi zu führen, ohne wie ein Profi bezahlt zu werden. Schon deshalb, weil ohne die körperliche Fitness das Verletzungsrisiko viel zu hoch ist. Umgekehrt beweisen Spieler wie Macek aber auch: Wer die Athletik mitbringt, kann es sehr schnell weit bringen. Er kam nämlich erst mit 24 zu dieser Randsportart, davor hatte er ein Leichtathletik-Gymnasium besucht und für den FC Bayern in der zweiten Basketball-Bundesliga gespielt. Nur zehn Jahre später, mit 34, sagt er: "Jetzt bin ich nicht mehr der Impact-Spieler." Also keiner mehr, der den entscheidenden Unterschied ausmacht, auch wenn er bei den Dukes immerhin noch die Statistik der abgefangenen Pässe anführt (5).

Doch Macek muss sich in den kommenden Monaten entscheiden, wie es für ihn selbst weitergeht - gut möglich, dass er schon in der kommenden Saison hauptverantwortlich für die Abwehr ist. Und es wäre ihm auch egal, ob er dann als Coach oder als Spieler wieder im Dantestadion steht und gegen seinen alten Verein, die Cowboys, antritt. Hauptsache, der Umweg zurück ins Dantestadion war lang und ereignisreich.

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