Süddeutsche Zeitung

American Football:Das nächste Kapitel

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Die Ingolstadt Praetorians verpflichten Christopher Ezeala für ihr Team in der European League of Football. Der gebürtige Münchner stand im Kader der Baltimore Ravens in der NFL - und soll nicht der einzige namhafte Zugang bleiben.

Von Christoph Leischwitz

Auf dem Feld wird der Rückkehrer so vielseitig einsetzbar sein wie ein "Schweizer Taschenmesser", sagt der Trainer Eugen Haaf. Aber Christopher Ezeala ist sogar noch mehr als das. In Ingolstadt arbeiten sie seit ein paar Monaten an einem neuen Football-Unternehmen, das so professionell wie möglich aufgestellt werden soll. Sie nennen sich Praetorians und wollen im Sommer eine von mindestens acht Mannschaften sein, die in einer neuen, europaweiten Liga antreten.

Die Teams in dieser Liga sollen vor allem mit "local heros" schöne neue Geschichten schreiben, aber diese European League of Football (ELF) soll sich natürlich auch auf höherem Niveau bewegen als die nationale Konkurrenz, die German Football League (GFL). Und Spieler wie Ezeala bilden dafür eine perfekte Schnittmenge: Der gebürtige Münchner hat schon für die Ingolstadt Dukes und für die Allgäu Comets gespielt, ehe er dank eines Förderprogramms die Chance bekam, in der US-Profiliga NFL zu spielen, für die Baltimore Ravens. Dort gehörte Ezeala 2018 und 2019 zwar zum Kader, wurde aber beim üblichen Cut zum Saisonstart aussortiert.

"Das Leben ist doch oft ein Sprung ins Ungewisse", sagt Ezeala

In jedem Fall aber ist der kräftige Ballträger in Deutschland bekannt genug, um zumindest unter Football-Fans Aufmerksamkeit zu erregen. Und damit auch bekannt und spielstark genug, um der European League of Football (ELF) eine gute Starthilfe zu geben. "Der Kontakt ist nie eingeschlafen. Und für ihn ist diese Liga auch sehr interessant", sagt der 54-jährige Trainer Haaf. "Bei den Ravens habe ich nicht ins Offensivsystem gepasst", sagt Ezeala über seine Zeit in den USA. Danach habe Corona die Suche nach einem anderen Team erheblich erschwert, weil es insgesamt weniger Angebote gegeben habe, um sich einem so genannten "practice squad" anzuschließen. Seit gut einem Jahr ist Ezeala wieder in Deutschland, und hält sich fit für die Aufgaben, die da kommen mögen.

Aber trotz der Rückschläge wisse er ja sehr wohl, was er könne. Und da komme die neue Liga gerade recht: Hier könne er auf mehreren Positionen, in der Abwehr wie im Angriff, zeigen, "dass ich mehr als ein Gesicht habe. Die ELF ist für mich ein ideales Sprungbrett", glaubt der 25-Jährige. Vieles ist noch ungewiss, es gibt noch keinen Spielplan, an nichtdeutschen Teams sind bislang nur Franchise-Unternehmen aus Warschau und Barcelona mit dabei. Aber: "Das Leben ist doch oft ein Sprung ins Ungewisse", sagt Ezeala. Er ist sich sicher: "In meinem Buch wird es noch mehr Kapitel geben." Die Karriere in der NFL hat er also noch lange nicht abgeschrieben.

Aus Ingolstadt ist zu hören, dass Ezeala nicht der einzige namhafte Zugang bleiben soll, weitere Spieler mit "NFL-DNA" (Haaf) sollen folgen. Für Sichtungstrainings hätten sich Spieler aus ganz Bayern angemeldet. Von den Raiders aus Innsbruck habe man bereits einige Spieler verpflichtet. Ohnehin ist davon auszugehen, dass auch andere Mannschaften Footballer auf dem Niveau Ezealas finden werden: Es gibt mittlerweile recht viele europäische Spieler, die für kurze Zeit bei NFL-Teams unter Vertrag standen oder auf hohem College-Niveau spielten. Die europäische Liga nimmt allmähliche Konturen an - sie sind ziemlich athletisch.

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