Amateurfußball:Dieser Mann plant den Aufstand gegen den DFB

Amateurfußball: Politiker, Anwalt und Freund der Amateurfußballer: Engelbert Kupka ruft zur Revolte gegen den mächtigen Deutschen Fußball-Bund auf. (Archivbild)

Politiker, Anwalt und Freund der Amateurfußballer: Engelbert Kupka ruft zur Revolte gegen den mächtigen Deutschen Fußball-Bund auf. (Archivbild)

(Foto: imago sportfotodienst)
  • Die Fußballvereine in Deutschland werden zum Aufstand gegen den DFB aufgerufen.
  • Engelbert Kupka, Ex-Präsident der SpVgg Unterhaching, findet, dass die Klubs zu wenig Geld bekommen.
  • Ende Januar will er mit Vereinsvertretern die Aktionsgemeinschaft "Rettet die Amateurvereine" gründen.

Von Sebastian Fischer

An diesem Mittwoch werden Hunderte von Fußballvereinen in Deutschland Post bekommen, allerdings keine gewöhnliche Post mit Wünschen zum neuen Jahr, sondern eine dieser E-Mails, die mit rotem Ausrufezeichen versehen sind. Die Fußballvereine in Deutschland werden zum Aufstand aufgerufen - zum Aufstand gegen die da oben.

Engelbert Kupka kann sich in Rage reden, wenn es um den Deutschen Fußball-Bund (DFB) geht. Der frühere Präsident der SpVgg Unterhaching, 77, kritisiert die Verbandsspitze seit Monaten heftig. "Die haben den Boden unter den Füßen verloren", ist einer seiner Lieblingssätze. Kupka geht es vor allem um den Grundlagenvertrag zwischen dem DFB und der Deutschen Fußball-Liga (DFL), den die beiden Verhandlungspartner im vergangenen Oktober bis 2023 verlängert haben.

Dem DFB stehen drei Prozent der Einnahmen der DFL aus Ticketverkauf und Verwertung der TV- und Radiorechte zu. Außerdem enthält die Vereinbarung, so hat es der DFB auf seinem Bundestag im November dargestellt, eine stärkere Unterstützung des Amateurfußballs. Der DFB zahlt fünf Millionen Euro an die Landesverbände, dazu drei Millionen Euro zusätzlich für "Rahmenbedingungen an der Basis"; die DFL gibt zweckgebunden 2,5 Millionen Euro für konkrete Projekte aus. Für Kupka sind diese Bekundungen scheinheilig.

Dem DFB wirft er vor, sich von der Liga über den Tisch ziehen zu lassen

Er moniert, dass dem DFB und damit auch den Amateuren ein viel höherer Anteil zustehe. Die lange Laufzeit des Vertrages missachte, dass schon 2021 neue, teurere TV-Verträge ausgehandelt werden. Außerdem geht Kupka von weltweit relevanten Einnahmen in Höhe von 1,5 anstatt der oft zitierten 1,16 Milliarden Euro aus. Er sieht Paragraf 11 des Grundlagenvertrages verletzt: dass die Vereinbarung einer Anpassung unterzogen werden kann, wenn sich bei einer Partei eine nachteilige wirtschaftliche Veränderung ergibt.

Kupka wirft der DFB-Spitze vor, sich von der DFL über den Tisch ziehen zu lassen - und den Bundestag übergangen zu haben, wo der Vertragsabschluss nur noch ohne Diskussion abgenickt wurde. Eine Täuschung, sagt Kupka. Überhaupt würden die Amateurvereine unverhältnismäßig wenig Geld bekommen dafür, dass der DFB sich in Kampagnen regelmäßig mit der gesellschaftlich relevanten Arbeit an der Basis schmückt. "Wir sind ja der Hort der Wertevermittlung", sagt Engelbert Kupka.

Den kleinen Klubs laufen die Zuschauer weg

Der Rechtsanwalt und CSU-Politiker hat seine Kritik in zahlreichen offenen Briefen an den DFB-Präsidenten Reinhard Grindel geäußert, er hat sie in Fernseh-Kameras gesprochen und immer wieder Journalisten diktiert. Auf Kupka angesprochen, sagt Rainer Koch, der zuständige DFB-Vizepräsident für die Amateure, zerknirscht, dass dieser irre, wenn er glaube, etwas erzwingen zu können. Formell hat der DFB Kupka nie geantwortet. Doch der will nun den Druck erhöhen.

Gemeinsam mit 13 Vereinspräsidenten von der Regionalliga bis zur Kreisliga hat er Vertreter der Amateurvereine für den 26. Januar in einen Gasthof in Garching bei München geladen, zur Gründung der Aktionsgemeinschaft "Rettet die Amateurvereine". Der FC Internationale ist auch dabei, ein Landesligist aus Berlin, der sich zuletzt ähnlich wie Kupka öffentlich mit Grindel stritt. Die Zahl der Fußballvereine in Deutschland sinkt, und immer wieder melden sich Klubs im ganzen Land, die kurz vor dem Ruin stehen, denen ihre wenigen Zuschauer davonlaufen, weil sie lieber Bundesliga im Fernsehen anschauen - und die vom Verband meist nur dann etwas hören, wenn sie mal wieder eine Strafe für einen Formfehler zahlen müssen.

Es war die Strafe für einen solchen Formfehler beim Vereinswechsel eines Amateurfußballers bei einem Nachbarklub, der Kupkas Wut entfachte, als er vor ein paar Monaten davon hörte. Er hat sich seitdem nicht wieder beruhigt.

Engelbert Kupka hat einen Fragenkatalog entwickelt, den er mit den Vereinen ergänzen und dann nach Frankfurt schicken will. Dass sie ihn dort ignorieren, hat er inzwischen verstanden. Doch dass sich Vereine gegen den Verband auflehnen, "das hat es noch nie gegeben", sagt er, das könne der DFB nicht ignorieren. Es kommt also nun darauf an, wie viele Vereine zum Aufstand bereit sind. Im Gasthof in Garching ist Platz für 300 Personen.

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