Amateurfußball:Anderes Selbstverständnis

Fußballer auf der Baustelle: ´Das ist Training pur"

Nebenjob in der Corona-Krise: Die Donaustaufer Profifußballer Sasha Diakiese (links), Abulai Dabo (Mitte) und Kevin Rääbis arbeiten auf einer Baustelle der Firma ihres Geschäftsführers Matthias Klemens.

(Foto: Jan Woitas/dpa)

BFV-Präsident Rainer Koch kontert die Kritik der Donaustaufer Fußball-GmbH.

DFB-Vizepräsident Rainer Koch hat die Entscheidung des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV), die Saison am 1. September fortsetzen zu wollen, nochmals verteidigt. "Für mich steht im Amateurfußball der Sport an erster Stelle und das Geld an zweiter Stelle", schrieb der BFV-Chef bei Facebook und reagierte damit auf Kritik von Matthias Klemens, Geschäftsführer der in der Bayernliga spielenden SV Donaustauf Fußball GmbH & Co. KG, in der ARD-Sportschau.

"Wir sind ziemlich verärgert über die Tatsache, dass der Bayerische Fußball-Verband unter allen Umständen die Saison zu Ende spielen will", hatte Klemens erklärt. Er hat im SVD die erste Mannschaft in eine Kapitalgesellschaft ausgegliedert und beschäftigt Profifußballer. "Wir hätten gerne Planungssicherheit, wir befürchten eine Endlos-Saison, die sich im schlimmsten Fall bis in den Mai nächsten Jahres ziehen wird." Was Spielerwechsel angeht, meinte Klemens: "Von unserer Seite kann es eigentlich nur eine Variante geben: dass das Transferfenster, wie bisher auch, im Juli aufgemacht wird. Die Verträge laufen bis Ende Juni, und ich kann mir nicht vorstellen, dass sich der Bayerische Fußball-Verband über geltendes Arbeitsrecht hinwegsetzen wird."

Koch erläuterte, das Problem liege aus seiner Sicht in der Donaustaufer Struktur. "Bayernliga und Vollzeitfußballer passen für mich nicht zusammen, weil der Amateurfußballspielbetrieb mit normalem, in der Regel ehrenamtlich geführtem Vereinsbetrieb zu finanzieren und organisierbar sein muss und schon viel zu viele Vereine finanziell am Ende waren, sobald ein Sponsor oder Einzelfinanzier sich aus dem Verein zurückgezogen hat", erklärte er. Er verstehe und könne gut nachvollziehen, "dass Herr Klemens gegen den Beschluss des BFV-Vorstands ist, weil er seine persönliche Haltung sehr stark an den wirtschaftlichen Interessen der von ihm geführten SV Donaustauf Fußball GmbH & Co. KG festmacht", meinte Koch. Der 61 Jahre alte Richter stellte allerdings fest: "Der BFV hat über 4000 Vereine. Kapitalgesellschaften sind keine Mitglieder des BFV. Der BFV vertritt die mehrheitlichen Interessen seiner Mitglieder, das heißt seiner Amateurfußball-Vereine."

Ein Verein, der seinen Spielbetrieb mit einigen Profifußballern in eine GmbH ausgelagert hat, könne das rechtlich tun, "er repräsentiert aber nicht den Standardamateurfußballverein im Bayerischen Fußball-Verband", so Koch. Dementsprechend "bekenne ich mich zu einem anderen Selbstverständnis von Amateurfußball und demgemäß kann ich die Politik des BFV auch nicht speziell an den Interessen von Herrn Klemens ausrichten". Er sei "sehr klar" in seiner Meinung, dass Profifußballer in der Bayernliga "keine gute Idee" seien: "Der Amateurfußball ist in den letzten Jahren viel zu teuer und in einigen Fällen fast nicht mehr finanzierbar geworden. Vielleicht bringt das Coronavirus uns alle wieder zur Vernunft."

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