Amateurfußball:13 Tore in einem Spiel - wie geht das?

Amateurfußball: Machte 13 Tore in einem Spiel: der Kreisliga-B-Kicker Harun Güney (Archivbild).

Machte 13 Tore in einem Spiel: der Kreisliga-B-Kicker Harun Güney (Archivbild).

(Foto: Juergen Langer)

Stürmer Harun Güney hat in der Kreisliga B mit einer ungewöhnlichen Torquote für Aufsehen gesorgt. Höherklassig spielen möchte er trotzdem nicht.

Interview von Matthias Schmid

Harun Abdullah Güney hat am Sonntag in der Kreisliga B3 Alb für Anadolu SV Reutlingen 13 Tore in einem Spiel geschossen. Wie er das geschafft hat und warum er trotz Angeboten aus der Oberliga lieber in der untersten Klasse kickt, erzählt der 25-Jährige im Interview.

SZ: Glückwunsch Herr Güney, wir haben in der lokalen Presse gelesen, dass Sie am Sonntag 14 Tore im Spiel gegen die Sportfreunde Reutlingen II geschossen haben.

Harun Abdullah Güney: Vielen Dank, aber es waren nur 13.

Hätten Sie denn auch 14 machen können?

Meine Torquote war schon okay. Und wenn ich an der einen oder anderen Stelle noch eigensinniger gewesen wäre, hätte ich noch mehr Treffer erzielen können. Aber ich habe Bälle auch quer gespielt, um die übrigen Spieler mitzunehmen und sie zu motivieren.

Sie sind Kapitän.

Genau, und deshalb ist es mir wichtig, dass ich ein Vorbild für sie bin. Wir haben eine junge und talentierte Mannschaft, die ich gerne führen und in die richtige Richtung lenken möchte.

Bisher sieht das ganz gut aus, Sie haben alle vier Spiele gewonnen und ein Torverhältnis von 38:0. Da können Sie ja nur in die Kreisliga A aufsteigen wollen?

Das wäre schön, aber wir wollen das 21:0 nun nicht an die große Glocke hängen, sondern müssen das Ergebnis richtig einschätzen. Es ist Fußball, da kann es im nächsten Spiel schon ganz anders ausgehen. Wir müssen deshalb die Spannung hochhalten und immer am Drücker bleiben. Aber der hohe Sieg gibt jedem von uns eine Extramotivation.

Sie kommen nun schon auf 21 Tore in vier Spielen. Wo lag denn bisher Ihre Bestmarke für ein Spiel?

Sechs Stück habe ich schon mal geschafft. Ich bin sehr ehrgeizig und will immer gewinnen. Aber ich weiß auch, dass ich nicht immer 13 Dinger reinhauen kann. Das hängt ja auch vom Spielverlauf ab.

Warum Harun Abdullah Güney höherklassige Angebote ablehnte

Sie haben schon in der Landesliga gekickt und da viele Tore geschossen. Warum spielen Sie jetzt in der untersten Klasse?

In meinem Alter will ich vor allem Spaß haben.

Sie sind erst 25 Jahre alt.

Aber die Freude am Fußball liegt an erster Stelle für mich. Deshalb habe ich mich auch mit zwei, drei Kollegen verabredet und nach einer neuen Herausforderung gesucht. Anadolu SV Reutlingen hat sich da als beste Option herausgestellt.

Hatten Sie denn auch Angebote aus höheren Ligen?

Als ich in Pfullingen in der Landesliga spielte, haben sich einige Spielerberater bei mir gemeldet. Ich hatte auch konkret ein Angebot vom VfR Mannheim. Aber für ein paar Euro nach Mannheim umziehen, das war es mir nicht wert. Ich bin in Reutlingen sehr verwurzelt und muss ja auch von etwas leben.

Was machen Sie denn beruflich?

Ich bin selbständig und führe zwei Autohäuser.

Aber vom höherklassigen Fußball träumen Sie noch?

Sollten Angebote kommen, werde ich darüber nachdenken und mich damit beschäftigen. Aber es muss alles stimmen, sonst kommt das nicht infrage.

In der Jugend haben Sie schon in der Türkei gespielt und am Profifußball geschnuppert.

Ja, unter anderem bin ich für Galatasaray Istanbul und Kayserispor II aufgelaufen, vor allem dort habe ich schöne Erfolge gefeiert. Ich war damals eines von nur zehn Talenten in ganz Deutschland, die von türkischen Talentspähern ausgewählt worden waren.

Warum sind Sie nach Reutlingen zurückgekommen?

Da ich noch nicht volljährig war, durfte ich keinen Profivertrag unterschreiben. Mit Ende 17 bin ich dann nach meinem Hauptschulabschluss allein in die Türkei gezogen und es war ein Kulturschock für mich, vieles war für mich fremd, weil ich mit den deutschen Werten aufgewachsen bin. Ich fühle mich mehr als Deutscher und habe mich mit allem schwergetan. Auch sportlich war es nicht einfach, weil später dann in der U21 immer wieder Profis mitgespielt haben. Ich habe irgendwann gemerkt, dass es besser für mich ist, wenn ich nach Deutschland zurückkehre.

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