Alpine Ski-WM:Medaille ist Medaille

Die Deutschen peilen beim Teamevent eine WM-Medaille an. Der Wettbewerb gewinnt immer mehr an Stellenwert - was auch daran liegt, dass er 2018 olympisch ist.

Von Johannes Knuth, St. Moritz

Sein vorerst letzter Skiurlaub in St. Moritz? Auch schon ein paar Jahre her, sagt Felix Neureuther. Ein Trip in den Nobelort habe eben nie in seinen Haushaltsplan gepasst, Neureuther lächelt, "wir Skifahrer sind arme Schlucker". Aber der 32-Jährige wird in diesen Tagen ohnehin oft an seine Vergangenheit im Schweizer WM-Ort erinnert. Wie er vor 14 Jahren ins deutsche Aufgebot für die WM rutschte, ebenfalls in St. Moritz, wie er sich als 18-Jähriger frech vorstellte, von "Super-Hasen" im Teamhotel berichtete. Und jetzt? "Enttäuschend", die Hasen, sagt Neureuther am Montag im deutschen Hotel, kleiner Scherz. Im Ernst, er könne sich kaum an damals erinnern, er denke lieber an das, was vor ihm liegt: "Es ist jetzt vielleicht meine letzte WM", sagt Neureuther, "ich probiere, sie absolut zu genießen."

Für dieses Unterfangen wäre es freilich hilfreich, wenn Neureuther und die Auswahl des Deutschen Skiverbands (DSV) eine Medaille aus dem Teamwettbewerb am Dienstag tragen, nach der ersten, medaillenlosen Woche. Das Parallel-Rennen sei "der Wettbewerb, wo man in die WM reinkommen kann", sagt Neureuther, "um mit einem guten Gefühl in die nächsten Rennen zu gehen", Riesenslalom und Slalom. Wie wichtig der Teamwettbewerb fürs Betriebsklima sein kann, haben sie im DSV erst bei der WM vor zwei Jahren erfahren, sie verloren in der ersten Runde gegen Kanada, ein atmosphärisches Tiefdruckgebiet zog durch die Mannschaft. "Damals nicht weiterzukommen, war die sinnloseste Aktion", erinnert sich Mathias Berthold, Cheftrainer der Männer. "Das war a gmahde Wiesn (ein Spaziergang; d. Red.), wir haben es vergeigt, weil wir blöd aufgestellt haben." Neureuther beklagte damals öffentlich, dass die Trainer die Parallelslalom-erprobte Lena Dürr nicht nominiert hatten. "Man vertritt Deutschland als Mannschaft", sagt er jetzt, "da will man sich so gut, wie es geht, präsentieren."

Ski alpin: Weltmeisterschaft

Thomas Dreßen überzeugte am Montag in der Kombination.

(Foto: Michael Kappeler/dpa)

Der Teamwettbewerb geht halt längst nicht mehr als Rahmenprogramm durch. 2005, bei der ersten Ausgabe, fuhren sie abwechselnd einen Super-G und Slalom, das Wertungssystem durchschaute man nur mit Kenntnissen in angewandter Stochastik. Heute ist das Format schlanker, jede Auswahl bietet zwei Männer und Frauen für vier Läufe auf, wer die meisten gewinnt, zieht in die nächste Runde ein (bei Gleichheit entscheidet die addierte Zeit des jeweils besten Mannes und der besten Frau). Die Nationen bieten längst die Besten auf, rangeln so seriös um Medaillen wie im Einzel. Was auch daran liegt, dass der Wettbewerb 2018 erstmals olympisch ist.

Im DSV investierten sie auch deshalb verstärkt in den Wettbewerb. Die Techniktrainer, Albert Doppelhofer (Männer) und Robert Krumbacher (Frauen), bauen vermehrt Parallel-Trainings in die Lehrpläne ein. Der Kurs am Dienstag in St. Moritz bevorzugt die Slalomfahrer, auch das kommt dem deutschen Aufgebot zugute: Neureuther, Linus Straßer, zuletzt Sieger im Parallelslalom in Stockholm, und Stefan Luitz bei den Männern, Lena Dürr, Christina Geiger und - die im Slalom eher unerfahrene - Viktoria Rebensburg bei den Frauen.

Wer die je zwei Startplätze einnehmen wird, wollen die Trainer nach Gegner und Form entscheiden. Neureuthers zuletzt lädiertes Knie bereite jedenfalls "keinerlei Probleme" mehr (Quelle: Neureuther). "Zielsetzung ist eine Medaille", sagt Frauen-Trainer Markus Anwander, nur bei der Farbe sei man "nicht so wählerisch".

Am Montag hospitierte schon mal ein Deutscher auf dem Podium, allerdings nur nach der Abfahrt in der alpinen Kombination, in der Thomas Dreßen Dritter wurde. Dann kam noch der Slalom, den beendete Dreßen als 14. - und bester Deutscher. Der Schweizer Luca Aerni siegte überraschend vor Marcel Hirscher und Mauro Caviezel, ebenfalls Schweiz, es waren die Medaillen fünf und sechs für die Gastgeber. Womit sie die Erwartungen schon erfüllt haben, nach einer Woche.

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