Süddeutsche Zeitung

Alfons Hörmann:Nächste Volte im DOSB-Machtkampf

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Kommt es nun doch zu vorgezogenen Neuwahlen? Die Spitze des Deutschen Olympischen Sportbundes reagiert auf den heftigen Protest, der sich in der Affäre um Präsident Alfons Hörmann entsponnen hatte.

Von Johannes Aumüller, Frankfurt

Im Kampf um seinen Verbleib an der Spitze des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) muss sich Präsident Alfons Hörmann nun womöglich doch vorgezogenen Neuwahlen stellen. Nachdem die Mitgliedsverbände heftig dagegen protestiert hatten, wie mit der Empfehlung der DOSB-Ethiker zum weiteren Vorgehen in der Hörmann-Affäre umgegangen wurde, teilte die DOSB-Spitze in einem Rundschreiben mit, dass das Präsidium zeitnah erneut zusammenkommen und weitere Schritte mit den Mitgliedern abstimmen werde.

Vor einer Woche hatten die Ethiker nach der Prüfung von heftigen Vorwürfen gegen Hörmann aus der Mitarbeiterschaft ("Kultur der Angst") dem Dachverband empfohlen, bei einer Mitgliederversammlung im Dezember Neuwahlen abzuhalten. Die Verbandsspitze teilte drei Tage später mit, dass sich das Präsidium im Spätsommer lediglich einer Vertrauensfrage stellen werde - von Neuwahlen war keine Rede. Daraufhin gab es einen großen Aufschrei im Sport. Die Landessportbünde plädierten einstimmig dafür, die Vorschläge der Ethiker exakt umzusetzen, ebenso die Athleten und Vertreter aus der Politik. Nun wird offenkundig darauf reagiert.

Interessant an dem Rundschreiben an die DOSB-Mitglieder ist zugleich die Darstellung, dass das Präsidium die Neuwahl-Empfehlungen ursprünglich habe umsetzen wollen. Am vergangenen Dienstag, so heißt es, sei ein einstimmiger Präsidiumsbeschluss getroffen worden, dass "wir den Weg für Neuwahlen im Dezember 2021 durch entsprechende Niederlegungen unserer Mandate frei machen werden". 24 Stunden und einige Gespräche später sah die Lage dann anders aus - und es ist durchaus bemerkenswert, wie es zu dieser Änderung kam.

Laut DOSB fasste das Präsidium zunächst den Beschluss, Neuwahlen abzuhalten

Nach Darstellung des DOSB war es nämlich "der Präsident persönlich", der einen Tag nach dem einstimmigen Neuwahl-Votum mit den Sprechern der Verbändegruppen den Beschluss diskutierte. Da stellt sich die Frage, warum die Kommunikation ausgerechnet Hörmann übernahm, obwohl er doch die zentrale Figur der Affäre ist. Der DOSB erklärt dies so: Hörmann sei "als Präsident grundsätzlich derjenige, der die Koordination mit den Sprechergruppen vornimmt" und "auch im aktuellen Verfahren ausdrücklich vom gesamten Präsidium mandatiert, diese Gespräche zur Abstimmung zu führen".

Von den Landessportbünden sei jedenfalls das Feedback gekommen, dass man sich erst nach der Zusammenkunft ein paar Tage später positionieren wolle. Im Bereich der Spitzenverbände hingegen sei nach Aussage von deren Sprecher, dem Basketball-Präsidenten Ingo Weiss, der Wunsch erkennbar gewesen, dass es zunächst eine Vertrauensfrage im Spätsommer geben solle; auch habe die vierköpfige Sprechergruppe der Spitzenverbände dafür votiert. Nach dieser Rückmeldung sei man dann vom ursprünglich gefassten Neuwahl-Plan umgeschwenkt auf die Vertrauensfrage im Spätsommer.

Manchen im Sport erstaunt diese Darstellung sehr. Zudem bleibt abzuwarten, zu welchem Modus die neuerliche Beratung führt. Eine Terminierung der vorgezogenen Neuwahlen auf den Spätsommer beispielsweise würde auch dem Geist der Ethiker-Empfehlung widersprechen - denn dann hätten potenzielle Gegenkandidaten für Hörmann kaum Zeit, sich vorzubereiten.

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