Alexander Zverev:Dieses Jahr nicht like a Boss

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Zverevs Verletzung war ihm im Spiel nicht anzumerken - er verlor dennoch. (Foto: Chryslene Caillaud /PanoramiC/Imago)

Alexander Zverev verliert bei den French Open im Halbfinale, verletzt sich und startet später in die Rasen-Saison. Dennoch wähnt er sich wieder auf dem Level von 2022 - was nicht ganz zutrifft.

Von Gerald Kleffmann, Paris

In der Pressekonferenz nach seiner Halbfinal-Niederlage gegen Casper Ruud, 24, der ihn beim 3:6, 4:6, 0:6 deutlich beherrscht hatte, verkündete Alexander Zverev, 26, erstmals seinen Entschluss. Er werde nicht in Stuttgart spielen, dem gut besetzten Rasenturnier (diesmal mit Nick Kyrgios und Stefanos Tsitsipas) oben auf dem Killesberg, das am Montag beginnt. "Mein Körper ist mir wichtig", sagte Zverev. Er habe angeschlagen gegen den Norweger um sein erstes Finale bei den French Open gekämpft, im letzten Training vor dem späten Match am Freitag habe er sich eine leichte Oberschenkelzerrung zugezogen. Ursprünglich wollte er sich, nachdem er eine Wildcard für die Boss Open angenommen hatte, dort auf den neuen Belag einstimmen, auf den die gesamte Tour nun wechselt.

Am Samstag verkündete Zverev, der nun erst in Halle/Westfalen (17. bis 25. Juni) in die Rasensaison einsteigt, offiziell über eine Videobotschaft auf dem Instagramkanal des Stuttgarter ATP-Turniers seinen Rückzug. Dass er selbst davon überrascht ist und gern anders geplant hätte, war dem improvisierten Wortbeitrag anzumerken. Zverev saß in einem Auto, drehte sich zur Seite und sprach ernst. Womöglich hatte ihm, so sah das aus, jemand spontan zugerufen: "Komm, sag schnell was!" An den ungewöhnlichsten Rückzieher der Tennisgeschichte kam diese Aufnahme aber natürlich nicht heran: Philipp Kohlschreibers Wackelvideo, das sein legendärer damaliger Manager Stephan Fehske (er trug zum Beispiel T-Shirts mit der Aufschrift: "save water, drink champagne") mit dem Handy aufnahm und in dem Kohlschreiber seinen Olympia-Verzicht kundtat, ist so einmalig, dass es sich auch im Louvre gut machen würde.

37 nicht erzwungene Fehler dokumentierten seine Fahrigkeit

Zverevs Verletzung war ihm im Spiel nicht anzumerken, jedenfalls nicht ansatzweise so wie Carlos Alcaraz. Der 20-Jährige konnte nach einem Ganzkörperkrampf im Halbfinale zuvor nur noch wie apathisch die Partie zu Ende bringen, es war umso bemerkenswerter, dass er nicht aufgab. Novak Djokovic siegte nach zwei engen Sätzen dann mit 6:3, 5:7, 6:1, 6:1. Zverev hingegen sprintete, verglichen mit dem Spanier, normal umher auf dem Court Philippe-Chatrier, allerdings dokumentierten 37 nicht erzwungene Fehler seine Fahrigkeit. Sicher agierte er nicht, weshalb er nachvollziehbar das Gefühl empfand, ihm sei "in den Hintern getreten" worden.

Trotzdem lächelte er letztlich. Ein Jahr nach seinem in Paris erlittenen siebenfachen Bänderriss im rechten Fuß, als er sich auf Augenhöhe mit Rafael Nadal duelliert hatte, verbuchte er dasselbe Runden-Ergebnis. "Ich kann jetzt sagen, ich bin zurück auf dem Level, auf dem ich war", sagte Zverev, was so jedoch nicht ganz exakt war - 2022 agierte er noch präziser, noch beeindruckender und weniger schwankend in seinen Leistungen. Doch seine Zuversicht durfte er zu Recht äußern: "Ich bin wieder soweit, Titel gewinnen zu können. Vielleicht nicht Wimbledon, weil das auf Gras gespielt wird, aber generell schon." Der Grand-Slam-Klassiker beginnt am 3. Juli im All England Club.

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