Zverev bei den US Open:Nur ein kleiner Schluckauf

Zverev bei den US Open: Alles im Griff - und im Blick: Alexander Zverev während seines Achtelfinal-Triumphs gegen Jannik Sinner.

Alles im Griff - und im Blick: Alexander Zverev während seines Achtelfinal-Triumphs gegen Jannik Sinner.

(Foto: Seth Wenig/AP)

Alexander Zverev gewinnt im Achtelfinale der US Open in drei Sätzen gegen den giftigen Italiener Jannik Sinner - der den Deutschen aber nur kurz in Bedrängnis bringt.

Von Jürgen Schmieder, New York

Nach etwa eineinhalb Stunden dieser Achtelfinal-Partie, da wollte Alexander Zverev dann doch ein wenig Anerkennung für seine Leistung haben. Er hatte gerade einen Angriff von Jannik Sinner mit einem Passierschlag aus vollem Lauf abgewehrt, dann warf er die Hände in die Luft, als wolle er den Zuschauern mitteilen: "Leute, das ist hier nicht so langweilig, wie es vielleicht aussieht."

Das war es freilich: Zverev war seinem Gegner aus Italien über weite Strecken überlegen, und weil Sinner erst gegen Ende zur spektakulären Ballwechsel-Gestaltung beitrug, war das 6:4, 6:4, 7:6 (7) trotz Zveres Gruß ans Publikum eine doch recht vergessliche Angelegenheit.

So ein Grand-Slam-Turnier wirkt oft wie ein Videospiel: Wer gewinnt, steigt ein Level auf und muss dort gegen einen stärkeren Gegner kompliziertere Aufgaben lösen. Nach den Einstiegsaufgaben (Sam Querrey, Albert Ramos-Vinolas) hatte Zverev in der dritten Runde arge Probleme gegen den spielfreudigen Jack Sock - der musste allerdings wegen einer Blessur am Oberschenkel aufgeben. Es wäre sehr interessant gewesen zu sehen, welche Lösungen dem Olympiasieger für den doch arg aufmüpfigen Amerikaner eingefallen wären. Aber dazu kam es nicht.

Im dritten Durchgang wehrt Zverev drei Satzbälle ab

Nun also, im Achtelfinale, der giftige Italiener Sinner. Der gilt, wie Zverev vor ein paar Jahren, als unfassbares Talent, muss seine Fähigkeiten jedoch noch gezielter und gemäßigt einsetzen, um nicht nur Aufsehen zu erregen und Anerkennung zu kriegen, sondern auch Ergebnisse zu erzielen. Er hatte im Frühjahr in Miami das Finale erreicht und das Turnier in Washington im August gewonnen, aber - wie Zverev bislang bei Grand-Slam-Turnieren - gegen die Branchenführer verloren: gegen Djokovic in Monte Carlo und Nadal bei den French Open. Zverev ist mittlerweile auch ein großer Name im Männertennis, und das war nun bei dieser Partie zu sehen.

Der 24-Jährige war zwei Sätze lang dominant, und im dritten Satz bekam er nur Probleme, wenn er sie sich selbst machte: Er verschenkte einen Break-Vorsprung und machte Sinner dadurch stark. Er erlaubte ihm mit leichten Fehlern drei Satzbälle, blieb in dieser Situation aber nervenstark und schüttelte diesen kurzen Schluckauf souverän ab. Als er seinen ersten Matchball verwandelt hatte, wackelte er mit dem Finger, als wolle er sagen: "Nein, das war kein Problem." Danach sagte er sinngemäß, dass er sich im Viertelfinale noch so einen eher leichten Gegner wünsche: "Ich hoffe, das Spiel da drüben dauert achteinhalb Stunden, und der Sieger kommt dann kriechend auf den Platz zu mir."

Diese Hoffnung erfüllte sich nicht ganz: Der Südafrikaner Lloyd Harris besiegte Reilly Opelka (USA) in vier Sätzen, 6:7 (6), 6:4, 6:1, 6:3 und trifft nun auf Zverev im Viertelfinale. Im Halbfinale dann, so wollte es die Auslosung, käme es zum Duell mit dem, was in Videospielen als Endgegner firmiert: Novak Djokovic. Da kann es sein, dass Zverev einen Trick bräuchte, der im legendären Spiel Metal Gear Solid nötig war, um den gedankenlesenden Widersacher zu besiegen: Controller in die andere Buchse stecken, also sich selbst komplett neu vernetzen. Im Olympia-Halbfinale hat Zverev das vom zweiten Satz an gegen Djokovic getan - und gewonnen.

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