Süddeutsche Zeitung

Alexander Meier:Charly Körbel der Neuzeit

Alexander Meier macht gegen Schalke das, was er eben so macht: Er trifft - und redet danach so sachlich über sein Siegtor wie ein Buchhalter.

Von Tobias Schächter, Frankfurt

Dass Alexander Meier immer wieder zum Matchwinner für die Eintracht wird, ist für die Menschen in Frankfurt längst fast so selbstverständlich, wie es Äppelwoi in Sachsenhausen gibt. Extra loben muss den "Langen", der bei den Fans den Status des "Fußballgottes" erreicht hat, in Frankfurt niemand mehr. Alexander Meier schießt bei der Eintracht die Tore. Seit zwölf Jahren. Das war so, das bleibt so. Trifft er mal nicht, was eigentlich nur vorkommt, wenn er mal wieder verletzt ist, bedeutet das für Frankfurt meistens schlechte Zeiten. Doch momentan ist der Mann mit dem kleinen Zöpfchen auf dem Kopf ja fit, und so machte er einfach mal wieder das Tor des Tages.

Beim 1:0 gegen Schalke haute er den Ball in der 13. Minute mit seinem eigentlich schwächeren linken Fuß so schnörkellos ins Tor wie er spricht. Dass er in der 68. Minute mit einem Elfmeter (Caicaro hatte Gacinovic gefoult) ziemlich kläglich an Torwart Ralf Fährmann scheiterte - geschenkt, es ging ja trotzdem gut.

Meier blieb nach dem Abpfiff - wie immer - so sachlich wie ein Buchhalter, er sagte: "Wir haben alle zusammen gekämpft, nur so geht's." Und auch: "Natürlich ärgert man sich, wenn man einen Elfmeter verschießt, aber wichtiger ist, dass die Mannschaft gewonnen hat. Das nächste Mal versuche ich es erneut." Schließlich: "Heute haben gleich die ersten Aktionen geklappt, das war der Unterschied zum knappen Pokalerfolg gegen Magdeburg. Im Pokal haben sich aber auch andere Mannschaften schwer getan."

Unermüdlicher Fußball-Arbeiter

Meier, 33, und seit 2001 in Frankfurt, verkörpert die Eintracht wie kein anderer im aktuellen Team. In der Vergangenheit hat er alle Angebote - auch die mit Abermillionen Euro untermauerten aus China - für einen Wechsel abgelehnt, zuletzt verlängerte der 1,96 Meter große Hüne seinen Vertrag bis Ende Juni 2018. Längst gilt er vielen Fans als Charly Körbel der Neuzeit. Der "treue Charly" spielte einst nur für die Eintracht und ist Bundesliga-Rekordspieler mit 602 Einsätzen.

Mit dem ausgeschiedenen Vorstand Heribert Bruchhagen verband Meier eine besondere Beziehung. Dass die Eintracht unter Fredi Bobic, dem neuen Vorstand Sport, eine ganz neue Mannschaft mit vielen neuen Gesichtern aus vielen Ländern geworden ist, sah auch Meier nicht unkritisch. Und dass seinem Freund und langjährigen Stammspieler Stefan Aigner die Rückkehr zu 1860 München möglich gemacht wurde von den Verantwortlichen, gefiel Meier nicht. Aber Trainer Niko Kovac vertraut diesem unverwüstlichen Torgarant weiter und lobt noch eine ganz andere Fähigkeit von Meier. "Wir können uns nicht erlauben, dass sich einer nach hinten ausklingt. Alex arbeitet auch mit 33 Jahren noch nach hinten mit. So muss es sein."

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Quelle:
SZ vom 28.08.2016
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