Der Weltfußballer Cristiano Ronaldo hat das Markenkürzel CR7, der einstige HSV-Kapitän Heiko Westermann wurde, wenn auch etwas ironisch, als HW4 berühmt. Und Alexander Meier, 35, der in seiner 14 Jahre dauernden Zeit bei Eintracht Frankfurt den Beinamen Fußball-Gott erwarb, weil er dem Klub nach dem Abstieg 2011 die Treue hielt und mit 17 Toren zum Wiederaufstieg verhalf, hatte bei Eintracht-Freunden die Chiffre AMFG14. Die Zahl steht bei allen für die Rückennummer.
Im vergangen Sommer aber musste Alex Meier, der für die Eintracht in 336 Erst- und Zweitligaspielen 119 Tore erzielte und 2015 mit 19 Treffern Bundesliga-Torschützenkönig wurde, den Klub trotz aller Verdienste verlassen. Da nützten auch alle Fan-Demonstrationen nichts.
Seitdem hielt sich Meier, den der Ruf begleitet, den härtesten und platziertesten Schuss in Deutschland mit der Innenseite zu haben, ohne Vertrag fit. Mal bei Admira Wacker Mödling in Österreich, zuletzt beim Hamburger Oberligisten FC Süderelbe. Und nun ist noch einmal ein richtiger Meier-Hype entstanden. An diesem Sonntag bestätigte sich ein Vertragsabschluss mit seinem früheren Verein FC St. Pauli - als Ersatz für den niederländischen Stürmer Henk Veerman, der sich im Dezember das Kreuzband riss. Seit Tagen sind die Hamburger Medien voll mit Comeback-Stories über den in Buchholz in der Nordheide vor den Toren der Hansestadt aufgewachsenen Profi.
Besonders befragt wurden dabei ehemalige Pauli-Spieler wie Ivan Klasnic, Christian Rahn oder Marius Ebbers, und sie alle trauen dem früheren Kollegen zu, noch einmal eine Fußball-Gott-Geschichte zu schreiben. Die beste Fußball-Gott-Geschichte wäre natürlich der Aufstieg des derzeitigen Zweitliga-Dritten in die Bundesliga. Klasnic sagte der Bild: "Es wäre ein Mega-Deal und für Pauli ein Ausrufezeichen. Er ist menschlich top und ein guter Zocker. Er hat viel von mir gelernt." Und der frühere Eintracht-Boss Heribert Bruchhagen unterstreicht die menschlichen Qualitäten des Offensivspielers. Es gäbe kaum jemanden, bei dem "die Mixtur aus Können und Bescheidenheit so perfekt ist wie bei Alex", sagte er der Morgenpost.
Seine Popularität erklärte sich Meier so: "Ich bin ehrlich und kein Spinner. Ein normaler Junge, der gern Fußball spielt." Genau das ist es, was auch St. Paulis Sportchef Uwe Stöver und Trainer Markus Kauczinski an dem Zugang schätzen. Der Zusammenhalt des Teams soll nicht durch einen Spieler gefährdet werden, der seinen Egotrip auslebt.
Schon vor einem Jahr hat sich Meier Gedanken über sein Karriere-Ende gemacht, es gleichzeitig aber weit weg geschoben. Schon vor einem Jahr sagte er, seine Laufbahn sei trotz der vielen Verletzungen "noch lange nicht vorbei". Da wusste er noch nicht, dass er sein letztes Bundesliga-Tor für die Eintracht am 5. Mai 2018 ausgerechnet beim 3:0 gegen den späteren Absteiger HSV erzielen würde. Jenen Klub, für den er in der Jugend und vor dem Umzug nach Frankfurt ebenfalls spielte.
Die spielerische und körperlich beste Zeit habe man zwischen 29 und 32 Jahren, sinnierte er da und fügte flachsend hinzu, "vielleicht kommt es mit 35 auch noch mal". Damals dachte er aber noch an eine Fortsetzung der Eintracht-Ära oder vielleicht an die amerikanische Major League Soccer, denn für die USA hat er ein Faible.
Am Ende entschied sich Meier gegen das große Abenteuer und stattdessen nun wohl für den Verein, für den er zwischen 2001 und 2003 als Jungspund auf Torejagd gegangen war. Sollte es noch mal zu einer Fußball-Gott-Geschichte reichen, müsste er sein Kürzel AMFG14 ein wenig verändern, bei Pauli trägt der Däne Mats Möller Daehli das Hemd mit der Nummer 14.
Dass Alex Meier, der am 17. Januar 36 Jahre alt wird, nach dem Ende seiner Spielerkarriere Hamburg wieder Richtung Frankfurt verlässt, ist nicht unwahrscheinlich. Er hat bei der Eintracht noch einen Anschlussvertrag. In welcher Rolle, steht allerdings noch nicht fest. Jetzt also erstmal hoch in den Norden. "Ich erinnere mich gern an meine erste Zeit bei St. Pauli. Ich habe hier den Sprung ins Profigeschäft geschafft und will dem Klub jetzt helfen, seinen positiven Weg auch in der Rückserie weiter gehen zu können", sagte der Routinier, der von 2001 bis 2003 27 Pflichtspiele für die Hamburger bestritt. Er mag nich Ronaldo sein, aber er ist vielleicht immer noch der beste Alex Meier.