Alberto Contador wehrt sich:"Wir werden bis zum Ende gehen"

Erste Konsequenzen für den früheren Tour-Sieger: Das Saxo-Team löst den Vertrag mit dem gesperrten Spanier auf. Der beteuert weiter vehement seine Unschuld und erwägt, das Cas-Urteil mit seinen Anwälten anzufechten. Spanische Medien und zahlreiche Sportlerkollegen geben dem Radprofi unbeirrt Rückhalt.

Javier Cáceres und Andreas Burkert

Nach dem Doping- Urteil des Internationalen Sportgerichtshofs (Cas) hat der dänische Saxo- Radrennstall den Vertrag mit seinem Kapitän Alberto Contador aufgelöst. Das erklärte Saxo-Chef Bjarne Riis am Dienstagabend bei einer Pressekonferenz in Contadors Heimatstadt Pinto bei Madrid. Man stehe weiter zu dem Spanier, aus dem Cas-Urteil könne nicht herausgelesen werden, dass er wissentlich betrogen habe. Aber er sei nun mal gesperrt.

"Jeder wird verstehen, dass der Vertrag nicht fortgeführt werden kann, wenn er nicht für das Team fahren kann", sagte Riis. Weder Riis noch Contador wollten aber ausschließen, die Zusammenarbeit neu aufzunehmen, wenn die rückwirkende zweijährige Sperre Anfang August abgelaufen ist.

Zum möglichen Ausschluss des Saxo-Teams von der WorldTour sagte Riis: "Das ist Spekulation." Contador hatte im vergangenen Jahr mehr als 60 Prozent der Punkte beigetragen, die es Saxo erlauben, an den großen Rundfahrten teilzunehmen. Die Mannschaft sei nun nicht mehr automatisch für Wettkämpfe wie die Tour der France qualifiziert, hatte der Radsportweltverband UCI nach dem Urteil Bjarne Riis mitgeteilt.

Contador, der während der Tour 2010 mehrfach positiv auf Clenbuterol getestet worden war, sagte, er erwäge, das Cas-Urteil anzufechten. "Meine Anwälte prüfen absolut alles", sagte Contador, "wir werden bis zum Ende gehen." Contador könnte noch vor das Schweizer Bundesgericht oder gar den Europäischen Menschenrechtsgerichtshof ziehen. Allerdings hat er schon jetzt etwa eine Million Euro für Anwälte ausgegeben. Einen Rücktritt schloss Contador kategorisch aus: Er werden den Radsport "absolut sauber weiter betreiben", sagte er. Das Urteil habe ihn in seinem Unschuldsbewusstsein gestärkt.

Klar ist, dass Contador auf einiges Geld verzichten muss. Neben der zweijährigen Sperre ist er auch zu einer Geldbuße von 2,4 Millionen Euro (70 Prozent seines Jahressalärs) verurteilt worden. Der kasachische Astana-Rennstall, für den Contador zum Zeitpunkt des Dopingvergehens fuhr, soll dem Spanier noch 1,5 Millionen Euro schuldig sein. Astana stellte die Zahlungen nach dem Clenbuterol-Befund ein. Contador erklärte allerdings, dass seine persönlichen Sponsoren weiter zu ihm stehen würden.

Unterdessen hielt in Spanien die mit chauvinistischen Tönen unterlegte Empörung über das Cas-Urteil an. Die Zeitung El Mundo, die die Verteidigung von echten und mutmaßlichen Dopingsündern zum Geschäftsmodell erhoben hat, befand im Leitartikel, dass der Sportgerichtshof schlimmer sei als die Inquisition. "Nicht mal das Heilige Offizium hat es gewagt, seine Opfer wegen einer ,entfernten Möglichkeit' auf den Scheiterhaufen zu werfen."

Das Sportblatt Marca, das im selben Verlag wie El Mundo erscheint, führte ähnliche Argumente ins Feld ("mittelalterliche Inquisition", "infantiles Gebrabbel", "Bande skrupelloser Bürokraten"). Auch Tennisprofi Rafael Nadal und Fußball-Weltmeister Andrés Iniesta solidarisierten sich mit Alberto Contador. Die Sperre sei "unglaublich", schrieb Nadal, "es gibt keine endgültigen Beweise, und doch kriegt er die härteste Strafe aufgebrummt . . . Erbärmlich. Nur Mut, Crack", schrieb Nadal. "Kopf hoch Alberto, ich stehe zu Dir", schrieb Iniesta.

Die Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) hat dagegen zufrieden auf Contadors Verurteilung reagiert. Präsident John Fahey, dessen Organisation gegen Contadors Freispruch durch den Heimatverband Revision beim Cas eingelegt hatte, sagte bei einem Workshop in Lausanne: "Jemand, bei dem eine verbotene Substanz im Körper gefunden wurde, ist ein Betrüger. So einfach ist es."

Die Wada kündigte zudem einen mutmaßlichen Meilenstein im Anti-Doping-Kampf an: die Einführung eines effektiveren Nachweises von Wachstumshormonen (HGH). "Wir hoffen, den Test noch in diesem Jahr einführen zu können. Er wird dem Anti-Doping-Kampf ein neues Fenster öffnen", erklärte Wada-Generaldirektor David Howman. Der bisherige Test erlaubt nur den Nachweis bis zu drei Tage nach der Einnahme - der künftige mehrere Wochen.

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