Süddeutsche Zeitung

Alba Berlin:Schwaches Finale einer starken Tournee

Alba verpasst in Valencia den erhofften Titel im Eurocup - die Mannschaft ist aber bereit für höhere Aufgaben.

Das dritte und entscheidende Finalspiel im Basketball-Eurocup war noch im Gange, da fingen die spanischen Fans in dem mit 8000 Zuschauern vollbesetzten Pabellon Fuente de San Luis von Valencia schon mal mit dem Feiern an. "Campeones, Campeones", besangen sie immer wieder ihre Mannschaft. Der war der Titel in den letzten Minuten nicht mehr zu nehmen, zu überlegen war sie an diesem Montagabend gegen Alba Berlin. Am Ende hieß es 89:63 (46:33). Während Valencia BC damit die Best-of-three-Serie 2:1 gewann und zum vierten Mal im zweitwichtigsten europäischen Klubwettbewerb triumphierte (nach 2002, 2010 und 2014), wartet Alba weiter auf die zweite internationale Trophäe nach dem (mittlerweile abgeschafften) Korac Cup. Dessen Gewinn ist bis heute der größte Erfolg eines deutschen Klubs auf europäischer Ebene - er jährt sich in der nächsten Saison bereits zum 25. Mal.

Valencias Trainer Jaume Ponsarnau lobte zwar die von seinem Landsmann Aito Garcia Reneses betreuten Berliner: Sie hätten "unglaublich gespielt" und eine "großartige Eurocup-Saison" abgeliefert. Aber ausgerechnet im letzten Spiel des Wettbewerbs zeigten die Alba-Profis ihre wohl schwächste Leistung. Die 26-Punkte-Differenz war jedenfalls die höchste, die in einem Eurocup-Finale je registriert worden ist. Das Duell endete sogar noch deutlicher als 2010, als Valencia Berlin schon mal im Endspiel bezwungen hatte, damals 67:44.

Dabei hatten die Berliner verheißungsvoll angefangen, nach dreieinhalb Minuten führten sie 11:0, angetrieben von Rokas Giedraitis und Peyton Siva, mit 19 bzw. 14 Punkten Albas beste Werfer an diesem Abend. Doch die Spanier demonstrierten umgehend, warum sie in dieser Eurocup-Saison kein Heimspiel verloren haben und auswärts auch nur drei Partien (darunter zuvor das zweite Finale in Berlin, 92:95 nach Verlängerung). Angefeuert von den Fans, kamen sie schon bis zur ersten Viertelpause heran (17:18), und von da an ging es für Berlin nur noch so dahin: Abspielfehler führten immer wieder zu schnellen Gegenstößen der Gastgeber und zu leichten Punkten. Während Valencia so gut wie alles gelang, missriet Berlin das meiste.

Symptomatisch war der Auftritt von Flügelspieler Luke Sikma, der gerade erst als "wertvollster Spieler" der Eurocup-Saison ausgezeichnet worden war. Der Amerikaner, vor zwei Jahren aus Valencia nach Berlin gekommen, erzielte null Punkte, gegen Ende der Partie traute er sich überhaupt nicht mehr zu werfen. Dafür verhalf er seinen früheren Kollegen mit fünf Ballverlusten mehrmals zu einfachen Körben. Und wie zum Hohn wurde dann auch noch sein direkter Gegenspieler Will Thomas als bester Spieler der Finalserie geehrt.

Alba-Geschäftsführer Marco Baldi hatte schon vor der Finalserie auf die finanziellen Unterschiede der Teams hingewiesen - Valencias Etat ist mit rund 18 Millionen Euro fast doppelt so hoch wie der von Alba (zehn Millionen). Entsprechend routinierte Profis können sich die Spanier leisten. "Wir hätten nur eine Chance gehabt, wenn wir am oberen Limit gespielt hätten, das ist uns aber nicht gelungen", resümierte Berlins Sportdirektor Himar Ojeda: "Wir sind trotzdem sehr stolz, weil wir eine überragende Eurocup-Saison gespielt haben."

Das fand auch Alba-Trainer Aito: "Ich weiß, welches Potenzial wir haben und wie schwierig es ist, dieses Finale zu erreichen", sagte er und bat, beim Urteil über seine junge Mannschaft, die jüngste des gesamten Wettbewerbs, die ganze Saison zu berücksichtigen, "nicht nur dieses eine Spiel". Auch Regisseur Siva erinnerte an den Umstand, dass kein Berliner Profi jenseits der 30 ist: "Wir sind eine sehr junge Mannschaft, wir müssen einfach aus dieser Niederlage lernen, besser werden und weitermachen."

Als Eurocup-Gewinner ist Valencia für die nächste Euroleague-Saison qualifiziert, Liga-Chef Jordi Bertomeu hat allerdings auch Alba eine Teilnahme in der Basketball-Königsklasse in Aussicht gestellt, als er vorige Woche zu Besuch war. Denn die Euroleague wird im Herbst von 16 auf 18 Teams aufgestockt, bei der Gelegenheit bekommt Deutschland einen weiteren Startplatz. "Die Regeln sind eindeutig", erläuterte Bertomeu: "Wir haben einen Platz für die Bundesliga, der für den Meister vorgesehen ist. Falls das der FC Bayern wird, rückt der Finalteilnehmer nach" - weil nämlich die Münchner für die nächsten zwei Jahre eine Wildcard haben. "Falls der Finalteilnehmer kein Interesse hat, in der Euroleague mitzumachen", so Bertomeu, "können wir uns einen Verein aussuchen, ohne Einschränkungen. Wir sind nicht an die Platzierungen in der Liga gebunden."

So wie auch dieser Spanier den Berliner Klub lobte und wie er die Regelungen formulierte, konnte man das durchaus so verstehen, dass die Euroleague die deutsche Hauptstadt schon gerne bei sich hätte. Alba sollte halt wenigstens in die nationale Bundesliga-Finalserie kommen, damit es keine Diskussionen gibt. Klubchef Marco Baldi hat auch schon zu verstehen gegeben, dass sich Klub und Mannschaft bereit fühlen für höhere Aufgaben.

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SZ vom 17.04.2019 / SZ
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