David Alaba bei Real Madrid:Sogar der brummige Krankl gratuliert

LaLiga - FC Barcelona v Real Madrid

"Mein erster Clásico und mein erstes Tor!": Alaba feiert seinen Treffer im Camp Nou.

(Foto: Albert Gea/Reuters)

"Tolles Tor, toller Einstand": Der Ex-Münchner David Alaba, Torschütze beim 2:1 gegen Barcelona, lässt bei Real Madrid seinen Vorgänger Sergio Ramos vergessen - und wird in Spanien gefeiert.

Von Javier Cáceres

Hans Krankl grantlt immer noch, als man ihn am Montagnachmittag am Telefon erreicht; der einst als Goleador berühmt gewordene, frühere Stürmer hat den "Clásico" vom Sonntag immer noch nicht verwunden. Weniger, weil er eines persönlichen Rekords verlustig gegangen ist und nicht mehr der einzige Österreicher ist, der bei einem Duell zwischen dem FC Barcelona und Real Madrid ins Tor getroffen hat.

Krankl schaffte dies als Barça-Profi im September 1979; Alaba tat dies beim 2:1-Sieg von Madrid am Sonntag im Camp Nou. "Weil David Alaba meiner Mannschaft wehgetan hat, das ist der FC Barcelona immer noch, ist mir nicht danach, ihm zu gratulieren", brummte Krankl. "Aber der Respekt vor ihm gebietet es, das doch zu tun. Er hat seinen tollen Einstand bei Real Madrid mit einem tollen Tor gekrönt."

Hans Krankl findet anerkennende Worte für Alaba

Das kann man so sagen. Mehr noch: Beim Tor konnte man Alaba, 29, in seiner ganzen Dimension erfassen. Wie er den Ball am eigenen Strafraum im Duell mit Barça-Stürmer Memphis Depay eroberte, zeugte von defensiven Zweikampfqualitäten. Der folgende Pass hinaus auf Vinicius und sein Marsch über die linke Flanke, wo sich eine ganze Prärie auftat, zeigten einen Sinn für die richtige Spieleröffnung und taktisches Verständnis, die eher Mittelfeldspielern eigen ist.

Und der Abschluss war von gewaltiger Schönheit: ein strammer Schuss von links in die rechte Ecke, zum Verdruss von Barça-Torwart Marc-André ter Stegen, sein Team steht in der Tabelle fünf Punkte hinter Madrid. Real-Stürmer Lucas Vázquez erzielte noch spät per Abstauber das 2:0; Barcelonas Angreifer Sergio Kun Agüero verkürzte am Ende der siebenminütigen Nachspielzeit. Aber geredet wurde am Sonntag und am Montag nur von Alaba. "Mein erster Clásico und mein erstes Tor!", sagte Alaba bei Real Madrid TV. "Ich bin sehr glücklich und dankbar für diesen Moment. Aber der Sieg als Team ist wichtiger."

Der "Instinkt" habe ihn dazu veranlasst, den Abwehrverbund zu verlassen, berichtete Alaba, der damit durchaus überraschte. "Normalerweise taucht er nicht dort auf, wenn er in der Innenverteidigung spielt...", sagte Madrids Trainer Carlo Ancelotti. Dass er ein Tor erzielte, das süß und mächtig war wie eine Sachertorte aus Alabas Geburtsstadt Wien, entlockte dem Italiener nicht mal den Anflug des Erstaunens, er hatte mit Alaba gut ein Jahr lang beim FC Bayern zusammengearbeitet: "Seine Schusstechnik zählt zu seinen besten Qualitäten!"

Im Bernabéu-Stadion werden spektakuläre Abschlussfähigkeiten besonders geschätzt, insofern ist Alaba wohl am richtigen Ort gelandet, als er den den FC Bayern im Sommer ablösefrei verließ (und angeblich ein stattliches Handgeld kassierte). Doch auch ohne das Tor, das die Krise beim FC Barcelona verschärfte, ließe sich konstatieren, dass Alaba sich in Madrid bestens eingefunden hat. Er müht sich, Spanisch zu lernen, seinem deutschen Mitspieler Toni Kroos, der sich lange scheute, auf Spanisch zu kommunizieren, rang die Lernfähigkeit Alabas ein "Chapeau" ab. Doch auch auf dem Platz läuft es gut. Und das, obwohl Alaba ein größeres Erbe antreten musste.

Denn: Alaba ersetzte Sergio Ramos, er übernahm auch das Trikot mit der Rückennummer 4, das der zu Paris Saint-Germain gewechselte, langjährige Kapitän von Real Madrid immer getragen hatte. Mittlerweile ist von Ramos in Madrid kaum noch die Rede. Alaba lässt ihn vergessen.

In bislang elf Pflichtspieleinsätzen hat er nahezu fehlerlose Auftritte und größere taktische Fähigkeiten gezeigt, als Ramos sie je hatte. Seine Wendigkeit hilft ihm, auch große Räume im Rücken der Abwehr zu kontrollieren - vor allem wenn Real Madrid hoch presst. Auch als Abwehrchef ist Alaba auf der Höhe von Ramos, er ist der stabilisierende Faktor neben dem oft wackligen Innenverteidigerkollegen Militão.

Die Erkenntnis sickert allmählich in das Bewusstsein der madridistas ein. "¡Alaba Madrid!", titelte die Zeitung As am Montag, ein Wortspiel mit dem ähnlich klingenden, weil mit einem stummen "H" versehenen Klub-Schlachtruf "¡Hala Madrid!" Und das war keine Verballhornung, sondern von Respekt getragen.

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