FC Bayern:Es war einmal ein Piranha

FILE PHOTO: Champions League - Final - Bayern Munich v Paris St Germain

Verlässt den FC Bayern im Sommer: David Alaba.

(Foto: Matthew Childs/Reuters)

Sein Abschied im Sommer kündigte sich schon länger an, nun macht ihn David Alaba offiziell. Seine Worte zeigen, dass er den FC Bayern im Guten verlassen möchte.

Von Sebastian Fischer

Am Tag, bevor er seinen Abschied aus München bekanntgab, hat David Alaba noch mal dort gespielt, wo er immer spielen wollte. Seit er als Jugendlicher vor bald 13 Jahren von Austria Wien zum FC Bayern wechselte, zog es ihn ja ins Zentrum des Spiels, das ist zu einer Art Karrierethema für ihn geworden, den langjährigen Linksverteidiger, der inzwischen Innenverteidiger und Abwehrchef ist. Am Montag, beim turbulenten und schneeumwehten 3:3 des Bundesliga-Tabellenführers gegen Arminia Bielefeld, lief er im zentralen Mittelfeld auf. Es war allerdings den Umständen geschuldet, die ihn auch in den kommenden Wochen noch beschäftigen dürften, Verletzungen von Kollegen etwa. Es lag weniger an seinen Vorlieben.

Die Beziehung zwischen Alaba, 28, und dem FC Bayern war zuletzt keine Beziehung voller erfüllter Wünsche mehr, seit Dienstag ist das offiziell. Der Klub hatte eine außerplanmäßige Pressekonferenz angesetzt, mit Alaba als Gast vor der Videokamera an der Säbener Straße. "Ich habe für mich persönlich die Entscheidung getroffen, nach dieser Saison was Neues zu machen", sagte er. Wohin er wechselt, ob zu Real Madrid, wie gemeinhin erwartet wird, das sei noch nicht klar. Sein Spanisch sei noch nicht so gut, sagte er lächelnd. Es gehe ihm um eine "neue Herausforderung, eine neue Challenge".

Dass Alaba den Verein mit Ablauf seines Vertrages im Sommer verlassen würde, das hatte sich schon seit Monaten angekündigt, spätestens seitdem der FC Bayern im November öffentlich ein Angebot zur Vertragsverlängerung zurückgezogen hatte. Präsident Herbert Hainer hatte dies bei einem Fernsehauftritt im BR verkündet. Es ging dann wochenlang um eine angeblich großzügige Offerte des Vereins und angeblich noch höhere Forderungen Alabas in absurden Ausmaßen. Es ging, je nach dem, welche Seite gefragt wurde, um Verdienstranglisten im Kader, die der FC Bayern nicht verändern wollte, oder um fehlende "Wertschätzung" aus Sicht von Alaba. Jedenfalls gab es keine Einigung.

Davon allerdings, dass die Fronten verhärtet waren, dass Alaba selbst davon gesprochen hatte, "enttäuscht und verletzt" zu sein, oder dass Ehrenpräsident Uli Hoeneß Alabas Berater Pini Zahavi einen "geldgierigen Piranha" genannt hatte, von alldem war am Dienstag keine Rede mehr. Vielmehr betonte Alaba so oft, wie hervorragend sein Verhältnis mit allen Verantwortlichen sei, dass man das Mitzählen irgendwann aufgeben musste. Es habe auch nach dem öffentlich zurückgezogenen Angebot des Klubs noch mal Gespräche gegeben. "Alle, wirklich alle", hätten um seinen Verbleib gekämpft. Es sei bloß "von außen viel reingefetzt" worden.

Ein Lob für den Nachfolger

Der Auftritt war also der offensichtliche Versuch, seine Zeit in München, eine "unglaublich schöne und intensive", im Guten enden zu lassen. "Wir werden uns in Freundschaft trennen", hatte zuletzt auch Karl-Heinz Rummenigge gesagt. Alaba gab zu, seine Entscheidung, die ihm schwer gefallen sei, schon vor ein paar Wochen getroffen zu haben. Und es passte natürlich thematisch, dass er seinen Entschluss nun bekanntmachte, nachdem der FC Bayern am Wochenende den Transfer von Verteidiger Dayot Upamecano von RB Leipzig als perfekt vermeldet hatte. Auch den Franzosen, seinen potenziellen Nachfolger, lobte Alaba: "Sehr robust" sei Upamecano, zweikampfstark und versiert in der Spieleröffnung.

Dass die Verstärkung einer Abwehr ohne Alaba sinnvoll ist, das hatte zuvor auf überraschende Art und Weise das 3:3 gegen Bielefeld gezeigt. Weil Leon Goretzka wegen seines positiven Corona-Tests fehlte und Trainer Hansi Flick zudem zunächst Joshua Kimmich schonen wollte, war Alaba wie schon beim Sieg im Klub-WM-Finale in Katar am vergangenen Donnerstag eine Position nach vorne auf die Doppelsechs gerückt. Die Innenverteidigung bildeten Lucas Hernández und Niklas Süle. Doch das Organisieren einer stabilen Viererkette gelang ihnen kaum. In der ersten Hälfte, als Schnee den Rasen bedeckte, ging es gar spektakulär schief, Bielefeld führte nach 37 Minuten 2:0. Besonders Rechtsverteidiger Bouna Sarr, der für den ebenfalls geschonten Benjamin Pavard spielte, wirkte von den Herausforderungen eines herkömmlichen Bundesligaspiels oftmals überfordert.

Bevor die Münchner nach Katar aufgebrochen waren, schienen sie ihre Defensivprobleme, zuvor ein Dauerthema dieser Saison, überwunden zu haben. Am Montag, ohne Alaba als Organisator, schienen die Probleme plötzlich wieder da zu sein. Allerdings sah der Auftritt des FC Bayern schon wieder deutlich souveräner aus, als in der zweiten Hälfte der Schnee geräumt war und nach einer Stunde Kimmich für Sarr in die Partie kam.

Einiges wird nun davon abhängen, ob Leon Goretzka am kommenden Wochenende in der Bundesliga gegen den Tabellendritten Eintracht Frankfurt und spätestens im Champions-League-Achtelfinal-Hinspiel in der Woche darauf bei Lazio Rom wieder dabei ist. In dem Fall dürfte Alaba wieder in die Abwehr rücken. Und dann wird er sie noch ein paar Monate lang organisieren, wie es Hansi Flick von ihm sehen will, der den Österreicher überhaupt erst vom Linksverteidiger zum Innenverteidiger machte.

Wie die Zukunft des FC Bayern ohne ihn aussehe, wurde er am Dienstag noch gefragt. Da sei er der falsche Ansprechpartner, antwortete Alaba. Bevor es soweit ist, könnte er sich mit seiner zehnten Meisterschaft und dem dritten Champions-League-Titel nach 2013 und 2020 verabschieden. "Ich werde mein Bestes geben", sagte er.

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