Akteure des Spieltages:Mit knallroten Krampfadern auf der Stirn

Frankfurts Torwart verstört den ganzen FC Bayern. Bremens Zlatko Junuzovic wurmt den Gegner mit einem dreifachen Tunnel. Und Rudi Völler poltert. Die Schreckgespenster des Bundesliga-Spieltages.

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Yoshinori Muto

FC Augsburg v 1. FSV Mainz 05 - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

"Süßes oder Saures" heißt der Leitspruch, mit dem verkleidete Kinder in Amerika an Halloween von Tür zu Tür pilgern, um in der Nachbarschaft zu naschen. Nun ist Yoshinori Muto zwar kein Amerikaner, sondern Japaner - aber der Mainzer Stürmer zeigte sich ebenso naschfreudig. Seine Sucht: Das süße Gefühl des Torerfolgs. Gleich dreimal erschreckte er die Augsburger beim irren 3:3, die spätestens nach dem 3:2 durchaus an den Sieg geglaubt hatten. Aber glauben reichte gegen diesen Muto nicht. In der 93. Minute kurvte der Sommereinkauf vom FC Tokio erneut in den Sechzehner des FCA und nagelte den Ball zum Ausgleich ins Tor. "Es wäre besser gewesen, wenn ich vier Tore gemacht und wir drei Punkte geholt hätten", sagte der 23-Jährige hinterher. Nicht auszudenken, wie es den armen Augsburgern da gegangen wäre.

(jbe)

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Lukáš Hrádecký

Lukas Hradecky

Quelle: dpa

Stellvertretend für die elf Frankfurter Mauer-Schreckgespenster bekommt Eintracht-Keeper Lukáš Hrádecký einen Platz in dieser Liste. Nach der Abwehrschlacht (0:0) gegen die Über-Bayern sprudelte es nur so aus ihm heraus. "Damit hatte ich heute nun wirklich nicht gerechnet", gestand der Finne. "Ich habe bislang erst einmal in dieser Saison zu Null gespielt und jetzt meine zweite Weiße Weste gegen das beste Team in Deutschland. Das ist unglaublich." Nach fünf Gegentreffern gegen Gladbach im Heimspiel davor, wehrte er diesmal gekonnt gegen Vidal und Lewandowski ab, den Rest erledigte die Frankfurter Wand aus zehn umfunktionierten Abwehrspielern. "Wir mussten dieses extrem langweilige Spiel spielen, aber das Ergebnis ist der Lohn dafür", sagte Hradecky, "es ist nur ein Punkt, aber es ist der größte eine Punkt, den ich je gewonnen habe" - kurze Pause, dann setzte er fort: "Anderthalb Punkte." Eine schrecklich nette Beschreibung.

(jbe)

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Rudi Völler

VfL Wolfsburg v Bayer Leverkusen - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Dass Rudolf Völler noch so schnell unterwegs ist, hatten die wenigsten vermutet. Wie in früheren Stürmertagen sprintete Leverkusens Sportchef in jener 34. Minute der Partie in Wolfsburg von der Tribüne hinunter zum vierten Offiziellen - seine Stirn zierten diese knallroten Krampfadern, die so nur auf der Völlerschen Stirn zur Geltung kommen. Er war richtig sauer. Der Grund: Schiedsrichter Manuel Gräfe, der beim 1:0 des VfL seinen Linienrichter in Sachen Abseits überstimmt hatte. Der Assistent hatte gewunken, Gräfe sah es anders. Ein Fehler, schließlich wurde der Ball vor Bendtners Treffer von Schürrle in die Tiefe gespielt. "Das ist eine riesengroße Ungerechtigkeit", polterte Völler, der noch in der Halbzeit gemeinsam mit VfL-Manager Allofs bei Gräfe zum Debattierklub weilte. Immerhin: Gräfe gab seinen Fauxpas zu: "Ich nehme das auf meine Kappe. Das war ein Wahrnehmungsfehler", sagte er. Das Rumpelstilzchen namens Völler hatte offenbar ganz schön Eindruck hinterlassen.

(jbe)

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André Schubert

Hertha BSC Berlin - Borussia Mönchengladbach

Quelle: dpa

Immer, wenn die Tür seines Büros aufgeht, zuckt Max Eberl erst einmal ängstlich zusammen. Es könnte ja André Schubert sein, der einen richtigen Vertrag als Cheftrainer bei Borussia Mönchengladbach fordert. Die Argumente, die dagegen sprechen, gehen Eberl, Gladbachs Sportdirektor, langsam aus. Sechs Siege in sechs Spielen holte Schubert, seit er Lucien Favre abgelöst hat. In der Bundesligahistorie war bisher nur der frühere VfB-Trainer Willi Entenmann ebenso erfolgreich gestartet. "Wer jetzt sagt, es passt doch nicht, hat keine Ahnung von Fußball", sagt Granit Xhaka und fordert ein verlässliches Arbeitspapier für Schubert. Wer die Gegner so regelmäßig erschreckt, hätte es eigentlich verdient.

(schma)

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Huub Stevens

1. FC Koeln v 1899 Hoffenheim - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Das Leben liefert eben doch die schönsten Pointen. Wie anders als 0:0 hätte das Debüt von Huub Stevens als neuer Trainer von 1899 Hoffenheim beim 1. FC Köln auch ausgehen können. "Die Null muss stehen" - mit diesem Satz hat sich der niederländische Knurrer aus Kerkrade einen festen Platz in der Bundesligageschichte verschafft. Dabei ängstigt Stevens schon länger nicht mehr die Gegner und seine Spieler mit dieser profanen und langweiligen Mauertaktik von einst, seit er sich beim VfB Stuttgart in der vergangenen Saison plötzlich selbst ersetzt hat und den Klub mit offensivem Kombinationsfußball vor dem Abstieg bewahrt hat. Sein altes Image stört Stevens selbst, ließ der 61-Jährige wissen: "Ich bin kein Defensivtrainer." Auch gegen Köln schoss seine Elf zehnmal aufs Tor. Aber was kann Stevens dafür, wenn sein Stürmer Vargas freistehend den Torwart anschießt.

(schma)

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Mats Hummels

Borussia Dortmund v FC Augsburg - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Über Mats Hummels weiß die Öffentlichkeit so manches, er ist halt ein offener Typ, der gerne klare Worte spricht. So war neulich nach dem 1:5 in München zu erfahren, dass der Nationalspieler mit seinen Mitspielern haderte. Weil er dies wiederholt öffentlich tat, gab es intern einen Rüffel. Was man von Hummels noch nicht kannte, sind beckenbauer-eske Außenristpässe wie jenen beim 3:1 in Bremen am Samstag. Seine Vorlage zum 2:1 durch Mkhitaryans Kopfball war von solcher Schönheit, dass der gemeine Fußballfan in seinem zweiten Leben als ebendieser Außenristpass wiedergeboren werden möchte. Dass solch risikoreiche Aktionen den eigenen Trainer auch ganz schön schrecken können, gab Thomas Tuchel später zur Protokoll: "Wir wissen, dass er das gern macht - und wir hoffen, dass er es weiterhin dosiert einsetzt." Übrigens, bei Instagram nennt sich Hummels seit jeher "Aussenrist15". Kein Witz.

(jbe)

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Zlatko Junuzovic

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Quelle: AFP

Bekannt ist Zlatko Junuzovic ja vor allem für die Kunst des Freistoßzirkelns - das kann dem Gegner ganz schön weh tun. Aber an diesem Wochenende wurmte er seinen Widersacher Sokratis mit anderer Methodik. Bei einer Dribbeleinlage bestrafte der Bremer den Dortmunder für seine Passivität mit einem Tunnel. Einem dreifachen Tunnel! Ein Wackler nach rechts, einer nach links und schließlich nochmal einer zur anderen Seite - jedesmal foppte der Österreicher den BVB-Verteidiger mit jener Kulturtechnik, die in seiner Heimat die wunderbare Bezeichnung "Gurkerl" trägt. Nach der dritten Varieténummer wurde es dem Griechen übrigens zu bunt: Da ließ er seinen menschgewordenen Albtraum einfach rustikal über sein austrecktes Bein purzeln. Sowas heißt dann wohl auch in Österreich einfach Frustfoul.

(jbe)

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Tobias Levels

FC Schalke 04 - FC Ingolstadt 04

Quelle: dpa

Tobias Levels war schon oft Sündenbock. Man weiß gar nicht, warum, aber wenn der stets fleißige Abwehrspieler in seiner Karriere spielentscheidende Fehler gemacht hat, haben die Fans ihn das spüren lassen. In Mönchengladbach war das ein bisschen so, in Düsseldorf danach ganz schlimm. Nach einem Fortuna-Heimspiel hat Levels mal in aller Öffentlichkeit geweint, weil Fans ihn penetrant ausgepfiffen hatten. "In der Anfangszeit in Gladbach hat mir die Kritik von Fans wirklich zu schaffen gemacht, aber mit der Zeit wird man reifer und legt den Fokus auf sich selbst", hat Levels dazu mal gesagt. Zurzeit geht es ihm diesbezüglich gut, ach was: blendend! Levels ist mit dem FC Ingolstadt in die Bundesliga aufgestiegen und dort gleich ins Mittelfeld gestürmt. Beim 1:1 am Samstag auf Schalke hat der 28-Jährige sein erstes Bundesligator seit sechseinhalb Jahren geschossen. Erst in Bayern ist der gebürtige Rheinländer kein Sündenbock mehr, sondern das Gegenteil: ein Held. Ein Schreckgespenst der Liga. Schön, solche Geschichten mit Happy End.

(uhn)

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Tobias Welz

Werder Bremen - Borussia Dortmund

Quelle: dpa

Er schleicht sich oft in der Nacht an. Wenn niemand damit rechnet, wenn alles friedlich im Bett ruht: der Wadenkrampf. Zu Halloween traute sich die schmerzhafte Muskelverknotung noch vor Mitternacht heraus und packte sich unverhohlen das Bein von Schiedsrichter Tobias Welz. Dumm nur, dass der Unparteiische nicht in seinem Bett lag, sondern die Partie zwischen Bremen und Dortmund pfiff. In der 85. Minute musste sich Welz humpelnd auswechseln lassen, für ihn übernahm sein Assistent Rafael Foltyn. Die Sorgen um den körperlichen Zustand des Krampf-Geplagten beschwichtigte ein DFB-Sprecher hinterher: "Am nächsten Spieltag kann er wieder eingesetzt werden." Dann ist Halloween vorbei und Welz' Schreckgespenst schlägt hoffentlich nur noch in der Nacht zu.

(tbr)

© SZ.de/jbe/dd
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