Als Franz Beckenbauer mal Probleme mit dem deutschen Fiskus hatte, 1977, da wechselte er gerade zum Fußball-Verein Cosmos New York. Dort erreichte ihn das ZDF, das ein Interview mit dem Nationalspieler und Weltmeister führen wollte. Bevor es losging, fragte Moderator Harry Valerien im Studio in Mainz herum, was denn der Name Beckenbauer den Leuten sage. Die Antwort: "Ach, der Steuerflüchtling."
Gelächter. Beckenbauer, der das mitbekam, regte sich mächtig darüber auf, wie in der alten Heimat über ihn geredet werde. "In Deutschland, scheint's, werden die Dummen nie alle." Sieht er das heute genauso?
Der Mann, den alle den Kaiser nennen, ist in den Mittelpunkt der Affäre um die WM 2006 gerückt. Er hat sich zurückgezogen. Er sagt öffentlich kein Wort. Aber: Nach einer ersten Befragung durch die vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) zur Aufklärung der Affäre eingesetzten Anwaltskanzlei Freshfields vor wenigen Wochen will er möglicherweise erneut Rede und Antwort stehen. Das deutete der frühere Nationalspieler und Teamchef der Nationalelf am Mittwoch an. "Franz Beckenbauer steht den zuständigen Gremien weiterhin zur Verfügung und wird sich daher öffentlich nicht äußern", teilte das Management des früheren Präsidenten des Bewerbungs- und Organisationskomitees (OK) für die Weltmeisterschaft 2006 schriftlich mit.
Niersbachs Pressekonferenz warnt Beckenbauer
Zuvor hatten die neuen DFB-Granden den Kaiser flehentlich gebeten, doch zu sagen, wie es damals wirklich war. Aber Beckenbauer zögerte offenbar. Sein ehemaliger Freund Wolfgang Niersbach hat was gesagt - und sich bei einer Pressekonferenz prompt um Kopf und Kragen geredet. Beckenbauer hat das alles in seinem Domizil in Österreich verfolgt und er soll dabei Niersbach sehr unprofessionell gefunden haben. Das reichte ihm wohl erst mal.
Nach seiner ersten Befragung durch Freshfields soll Beckenbauer den Anwälten der Wirtschaftskanzlei noch eine schriftliche Erklärung überreicht haben. Es gibt Leute beim DFB, die zumindest die Zusammenfassung der Erklärung kennen und jetzt sagen, das reiche bei Weitem nicht. Vor allem sei überhaupt nicht klar, was es mit dem ominösen Vertrag auf sich habe, den Beckenbauer und sein Helfer Fedor Radmann im Juli 2000 mit dem damaligen Fifa-Strippenzieher Jack Warner geschlossen haben.
Ist der Vertrag, den man als Dokument für eine versuchte Bestechung verstehen kann, später doch irgendwie erfüllt worden? Eine Dankeschön-Spende im Jahr 2002 vielleicht für eine gekaufte Stimme? Der anrüchige Vertrag bekam 2000 nicht den Segen des DFB. Kann es aber sein, dass später auf anderem Wege Schmiergeld bei Warner landete?