Affäre um WM-Vergabe 2006:Weltmeister der Provinzialität

Beim DFB geben sich die Vertreter gerne wichtig. Es gibt Gremien für alles und jedes. Aber mit den internen Standards ist das so eine Sache.

Kommentar von Hans Leyendecker

Der Deutsche Fußball-Bund ist ein seltsames Wesen. Seine Vertreter geben sich wichtig und tun doch gern klein. Sie sind die Weltmeister der Provinzialität. Es gibt in diesem Verband Gremien für alles und jedes, aber mit der Compliance ist das so eine Sache.

Das Wort Compliance ist kein neuartiges Spielsystem, sondern steht in der Wirtschaft für ein ganzheitliches Organisationsmodell, das die Einhaltung von Recht und internen Standards sicherstellen soll. Das Geschäftsgebaren soll nicht nur mit den Gesetzen, sondern auch mit den gesellschaftlichen Wertvorstellungen übereinstimmen. In den Affären, die mit den Kürzeln Fifa und Uefa verbunden sind, hat der DFB eine klägliche Rolle abgegeben. Mit Werte-Vorstellungen hatte das nichts zu tun. Graue Gestalten sagten nichts.

Ob das Kumpanei war oder ob man sich nicht traut, wenn es mal nicht um die Frage nach einer Torkamera geht - darüber kann man angesichts der Akteure unterschiedlich urteilen. Nicht nachvollziehbar ist, dass niemandem aufgefallen sein soll, dass da irgendetwas mit jenen 6,7 Millionen Euro nicht stimmte, die man im Jahr 2005 an die Fifa überwiesen hatte. Entweder hat die Kontrolle versagt oder sie sollte versagen.

Zur Compliance gehört Nulltoleranz; wer sudelt, fliegt raus. Aber wichtig ist auch, dass jeder Mitarbeiter in einer Firmenkultur arbeitet, die das Richtige erwartet und unterstützt.

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