Süddeutsche Zeitung

Affäre um WM 2006:DFB will mit Beckenbauer reden

  • Jetzt also doch: Der Deutsche Fußballbund will wegen der Verstrickungen in die Vergabe der WM 2006 mit Franz Beckenbauer das Gespräch suchen.
  • Der Chef des damaligen Organisationskomitees hatte sich in einem Interview mit der SZ beschwert, dass sein Gesprächsangebot von Seiten des DFB unbeantwortet geblieben sei.

Von Klaus Ott

Was sich bei der Präsidiumssitzung ergab

Diesen Freitag in Frankfurt: Erst tagt das Präsidium des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), der nach wie vor von der Affäre um die WM 2006 geplagt wird. Dann reagieren die kommissarischen Verbandschefs Reinhard Rauball und Rainer Koch halb zurückweisend, halb versöhnlich auf Beckenbauers Kritik an der DFB-Spitze. Die habe, so der frühere Nationalspieler und WM-Organisator in einem Interview in der Süddeutschen Zeitung (Wochenendausgabe), auf ein Gesprächsangebot nicht geantwortet, "ob sie mit mir reden wollen. Da kam gar nichts."

Rauball und Koch erklären nun, aus ihrer Sicht stellten sich "die Dinge etwas anders dar". Aber sie wollen reden, mit Beckenbauer, über den Umgang mit ihm. "Wir sind aber natürlich bereit und willens, die offensichtlichen Irritationen in einem persönlichen Gespräch mit Franz Beckenbauer auszuräumen."

Der frühere Chef des Bewerbungs- und des Organisationskomitees für die WM 2006 in Deutschland war jedenfalls ziemlich irritiert gewesen. "Wenn man sich so lange kennt, und dann kommt keine Reaktion und du bekommst alles nur im Fernsehen mitgeteilt: Ja, wo samma denn? Was ist das denn für ein Niveau?" Wann und wie er jetzt dem DFB noch einmal zur Verfügung stehe, so Beckenbauer zur SZ, "das entscheide ich in aller Ruhe und nach Rücksprache mit meinen Anwälten".

Vielleicht trifft man sich ja demnächst

Nun müssen Rauball und Koch also warten, ob Beckenbauer noch mag. Das hat sich der DFB nach Einschätzung in Verbandskreisen ein Stück weit selbst zuzuschreiben. Dass man auf Beckenbauers schriftliches und persönliches Gesprächsangebot nicht reagiert habe, sei ein "unnötiger Stockfehler" gewesen. Man könne Beckenbauers Verärgerung nachvollziehen, heißt es aus DFB-Kreisen.

Beckenbauer hatte Koch und Rauball persönlich angeschrieben und dem Verband seine Mitarbeit bei der Aufklärung der WM-Affäre angeboten. "Ich bin dem DFB sehr verbunden", betonte Beckenbauer. "Es versteht sich deshalb von selbst, dass ich meinen Beitrag dazu leiste." Er unterstütze "ausdrücklich die von Euch für den DFB geforderte Aufklärung der Vergangenheit" und bot "ein persönliches Gespräch an, zu dem ich jederzeit kurzfristig nach Frankfurt oder wohin auch immer reisen kann".

Vielleicht trifft man sich ja demnächst, ganz egal, wo. Ob in Salzburg, wo Beckenbauer wohnt; oder in München, so sein FC Bayern spielt; oder in Frankfurt, wo der Verband ansässig ist; oder in Dortmund, wo Rauball Präsident der Borussia ist. Und spricht dann über die Millionen-Schieberei vor der WM 2006 und über den Vertrag, den Beckenbauer vor der Vergabe der WM 2006 nach Deutschland mit dem damaligen Fifa-Funktionär und Wahlmann Jack Warner geschlossen hatte. Jenen Vertrag, der vergangene Woche bekannt wurde und den Rauball als möglichen Bestechungsversuch einstufte, was Beckenbauer zurückweist.

Zu bereden gäbe es jedenfalls eine ganze Menge.

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