Affäre um Bewerbung:WM 2006: Wie Beckenbauer mit Schröders Hilfe Asiens Fifa-Funktionäre umwarb

Germany's Chancellor Schroeder and Beckenbauer wait for a Confederations Cup match in Hanover

Schröder und Beckenbauer im Jahr 2005, ein Jahr vor dem Sommermärchen.

(Foto: REUTERS)

Die Unterstützung des Kanzlers für die Bewerbung dürfte ausschlaggebend dafür gewesen sein, dass Deutschland den Zuschlag bekam.

Von Hans Leyendecker, Georg Mascolo und Klaus Ott

Franz Beckenbauer hat für die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 mit Hilfe der Bundesregierung gezielt um die Stimmen der asiatischen Vertreter im Exekutivkomitee des Weltverbands Fifa geworben. Das geht nach Informationen der Süddeutschen Zeitung (Freitagsausgabe) aus Akten des Bundeskanzleramts hervor.

Den Unterlagen zufolge hatte Beckenbauer als Chef des deutschen Bewerbungskomitees am 9. Juni 1999 zusammen mit seinem Vertrauten Fedor Radmann das Kanzleramt aufgesucht und dort erklärt, es komme vor allem auf die Stimmen der vier asiatischen Funktionäre in der Fifa-Exekutive an. "Die Herren Beckenbauer und Radmann unterstrichen, dass die Beziehungen zu Katar und Saudi-Arabien sehr wichtig seien (von dort kommen zwei Mitglieder des Fifa-Exekutivkomitees)", heißt es in einem Vermerk des Kanzleramts über das Treffen. Danach folgt der Satz: "Es wird Einfluss genommen auf die Mitglieder des Fifa-Exekutivkomitees von Südkorea und Thailand."

Insofern spricht einiges dafür, dass Deutschland mit den Stimmen der acht Europäer und der vier Asiaten in der Fifa-Exekutive den Zuschlag für die WM 2006 bekam. Deutschland siegte bei der Vergabe am 6. Juli 2000 mit 12:11 gegen Südafrika, das offenbar die Stimmen aus dem eigenen Kontinent sowie aus Nord-, Mittel- und Südamerika erhielt.

Am Ende dankt Beckenbauer für die "außergewöhnliche Unterstützung"

Aus den Unterlagen wird deutlich, wie sehr der damalige Regierungschef Gerhard Schröder und seine Regierung Beckenbauer geholfen haben. Katar stelle in Mohamed Bin Hammam ein Mitglied im Fifa-Exekutivkomitee, steht in einem der Dokumente aus dem Jahr 1999 über ein Treffen Schröders mit dem Emir von Katar in Berlin. Bin Hammam spielte eine Schlüsselrolle in der Fifa.

"Für D wichtige Stimme, da bislang nicht festgelegt", notierte das Kanzleramt. Und der Emir sei "fußballbegeistert und hat großen Einfluss auf die Stimmabgabe Katars". Schröder solle den Emir bitten, die deutsche Bewerbung zu unterstützen: "Wir wissen um das Gewicht seiner Stimme im nationalen und internationalen Fußball." Dem Vermerk zufolge hielt die Bundesregierung eine "weitere Vertiefung" der Beziehungen zu Katar für "wünschenswert" und wollte den Emir ermutigen, seinen Kurs "der Liberalisierung konsequent fortzusetzen".

Trotz aller Bemühungen um die WM war man im Kanzleramt bis zuletzt unsicher gewesen, ob Deutschland den Zuschlag bekomme. Sicherheitshalber waren für Schröder zwei Sprechzettel vorbereitet worden. Im Falle einer Niederlage solle der Regierungschef eine "gewisse Enttäuschung" eingestehen. Da Deutschland gewann, konnte Schröder dann die andere vorbereitete Rede halten und sich beim DFB für die "einwandfreie Bewerbung" bedanken. Beckenbauer und Radmann dankten Schröder umgekehrt für die "außergewöhnliche Unterstützung".

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