Ärger im Ost-Derby des DFB-Pokals:Affen unter den Chemnitzer Fans

Zuerst verunglimpfen Fans des Chemnitzer FC den Dresdner Stürmer Mickael Poté mit Affenlauten. Dann provozieren sie mit Rauchbomben eine Spielunterbrechung - ausgerechnet mitten in einer Drangphase ihrer Elf. Nach dem 0:3 im DFB-Pokal ermittelt der DFB gegen den Drittligisten. Die Dresdner Fans verhalten sich dagegen vorbildlich.

Erst rassistische Beleidigungen, dann Rauchbomben: Erneute Verfehlungen der eigenen Fans beim DFB-Pokalspiel gegen Dynamo Dresden (0:3) drohen dem Fußball-Drittligisten Chemnitzer FC teuer zu stehen zu kommen. Vor allem die Affenlaute gegen Dresdens dunkelhäutigen Stürmer Mickaël Poté werfen wieder einmal ein schlechtes Licht auf den Klub.

Chemnitzer FC - Dynamo Dresden

EIn schwieriges Spiel für Mickaël Poté (vorne): DFB-Pokal in Chemnitz. 

(Foto: dpa)

Zudem musste das Erstrunden-Spiel am Montagabend, das unter verschärften Sicherheitsvorkehrungen stand, wegen bengalischer Feuer und Feuerwerkskörper für vier Minuten unterbrochen werden. Der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) nahm am Dienstag Vorermittlungen auf.

Der Dynamo-Stürmer wurde mit Affengeräuschen verunglimpft, die er zunächst mit Applaus und einer Affengeste hämisch kommentierte. Nach seinem Treffer zum 2:0 (42.) legte er den Finger auf seinen Mund, um die Unbelehrbaren zum Schweigen zu bringen. "Ich kann das nicht nachvollziehen. Wir sind doch bei einem Fußballspiel und nicht im Zirkus", sagte Poté hinterher.

Die Chemnitzer Klub-Verantwortlichen distanzierten sich von den Beleidigungen gegen Poté. "Das sind Dinge, die wir als Verein nicht tolerieren können. Wir werden uns dagegen wehren und auch hier versuchen, Aufklärung zu betreiben. Wir werden uns selbstverständlich bei Mickaël Poté entschuldigen, so etwas hat absolut nichts auf dem Platz zu suchen", sagte CFC-Sportdirektor Jörg Emmerich am Dienstag.

Mickaël Poté hat die Beleidigungen ad acta gelegt. "Für mich ist das Thema abgehakt, ich habe die richtige Antwort gegeben. Ich hoffe, dass die Liga darüber nachdenkt, auch für die anderen Opfer solcher Aktionen", schrieb der 27-Jährige auf seiner Facebook-Seite.

Nach seinem Treffer (43.) wurde ein Feuerzeug nach dem gebürtigen Franzosen, der für Benins Nationalmannschaft spielt, geworfen. "Vielen Dank für die vielen Nachrichten. Ich bin froh, dass ihr nicht wie die Fans der Chemnitzer seid, aber ich denke, dass man sie nicht Fans nennen kann. Ihr schaut nicht auf die Hautfarbe oder die Religion, sondern nur auf mich als Fußballspieler und das sind wahre Fans", reagierte Poté via Facebook auf zahlreiche aufmunternde Zuschriften.

In der 58. Minute hatte Schiedsrichter Markus Schmidt (Stuttgart) die Partie für vier Minuten unterbrechen müssen, weil CFC-Anhänger Rauchbomben auf das Spielfeld geworfen hatten und die Sicht beeinträchtigt war. Doch damit hatten sie ihrem Team nur geschadet, denn der Vorfall ereignete sich ausgerechnet in der Drangphase der Gastgeber. Nach der Zwangspause fanden die Gäste zurück ins Spiel.

Regressansprüche gegen Pyromanen?

Chemnitz-Trainer Gerd Schädlich war deswegen richtig sauer: "Die Aktion war genauso dumm wie wir in der ersten Halbzeit gespielt haben." Dynamo-Kapitän Robert Koch, Torschütze zum 1:0 (32.), meinte: "Ich muss mich bei den Chemnitzer Fans bedanken, weil sie uns zum richtigen Zeitpunkt eine Verschnaufpause verschafft haben."

Die Polizei nahm einen 23 Jahre alten Verdächtigen vorübergehend fest. Er soll im Stadion einen Nebeltopf gezündet haben. Gegen ihn laufen Ermittlungen wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung. Der Verein hält sich Regressansprüche gegen die Täter vor. "Wir wollen sie zur Verantwortung ziehen", sagte CFC-Pressesprecher Sven-Uwe Kühn und fügte hinzu: "Wir bedauern die Aktionen einiger weniger Besucher sehr. So etwas hat nichts in unserem Stadion zu suchen."

Nach der Partie attackierten Chemnitzer Fans zudem fünf Anhänger des Erzrivalen aus Dresden, wie die Polizei am Dienstag mitteilte. Zwei 22-jährige Dresdner wurden mehrfach geschlagen. Eines der Opfer musste anschließend ambulant im Krankenhaus behandelt werden.

Die befürchteten großen Ausschreitungen zwischen den verfeindeten Fanlagern blieben jedoch aus, insgesamt gab es lediglich fünf Straftaten im Zusammenhang mit dem Spiel. Zu einer Eskalation war es auch deshalb nicht gekommen, weil die Dresdner Fans sich nicht provozieren ließen. "Kompliment an unsere Fans, die nicht auf diese Aktionen eingegangen sind", sagte Dynamo-Trainer Ralf Loose. Erneute Ausschreitungen der Dresdner hätten womöglich fatale Folgen gehabt. Der Klub steht seit der Randale vor zehn Monaten im Pokalspiel bei Borussia Dortmund, nach der der Klub einen Pokalausschluss für diese Saison gerade so abwenden konnte, unter besonderer Beobachtung.

Dresdens sportlicher Leiter Steffen Menze war froh, dass die eigenen Fans nicht auf die Aktion eingingen. "Ich bin erleichtert, dass sie ihre Sympathie für die Aktion 'Pyrotechnik ist kein Verbrechen' nicht gezeigt haben. Ein großes Lob an sie", sagte der 43-Jährige.

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