Ärger für einstigen Radprofi:Neue Millionenklage gegen Lance Armstrong

Ärger für einstigen Radprofi: Lance Armstrong droht neuer Ärger mit Versicherung.

Lance Armstrong droht neuer Ärger mit Versicherung.

(Foto: AFP)

Die Klägerschar wächst: Mit der Acceptance Insurance fordert eine weitere Versicherung Schadenersatz in Millionenhöhe vom einstigen Radprofi Lance Armstrong. Zu den zuvor von SCA Promotion geforderten zwölf Millionen sollen nun mindestens weitere drei hinzukommen.

Von Thomas Kistner

Lance Armstrong macht zwar weiter jede Menge Ärger, aber mittlerweile nur noch sich selbst. Er leide unter Beratungsresistenz: der seiner juristischen Vertreter, scherzen schon manche Leute, gegen die der als Dauerdoper enttarnte Radhero einst mit allen Mitteln zu Felde gezogen war.

Nachdem ihn die Versicherungsagentur SCA Promotion auf zwölf Millionen Dollar Schadenersatz verklagt hat, reiht sich jetzt eine weitere Assekuranz in die Klägerschar ein: Die Acceptance Insurance in Nebraska hatte Armstrongs Tour-Prämien von 1999 bis 2001 abgedeckt, war also Vorläuferin der SCA. Acceptance will drei Millionen Dollar. Plus Schadenersatz.

SCA hatte 2005 sogar ein Schiedsverfahren gegen Armstrong verloren, weil der Profi bei der Anhörung unter Eid log. Allerdings ist diese Straftat verjährt. Acceptance indes hatte sich, anders als SCA, nie öffentlich bemerkbar gemacht. Den Klageweg eröffnete Armstrong selbst, durch seinen Auftritt in der Show von Oprah Winfrey, berichtet der US-Sender ABC. Sein dortiges Teilgeständnis war zumindest für den Versicherer ausreichend.

Das Betrugsdelikt ist zwar verjährt, doch lieferte Armstrong den entscheidenden Ansatzpunkt durch das Eingeständnis, er habe Mitwisser bedroht und drangsaliert. Dies in einem Ausmaß, sagt Acceptance, dass man keine Chance hatte, zeitnah Kenntnis vom Betrug zu erlangen. Besonders heikel für Armstrong ist, dass ihn die Firma unter Eid stellen will. So, wie eine Reihe anderer Geschädigter, die sich außergerichtlichen Einigungen mit ihm widersetzt hatten.

Armstrong-Anwalt erklärt Ansprüche für unberechtigt

Armstrongs Advokat begegnet den Forderungen gewohnt trickreich. Schon im Hinblick auf den SCA-Prozess hatte Tim Henman erzählt, das Preisgeld sei ja nie an den Fahrer, sondern an die Firma Tailwind Sports geflossen, die hinter den Teams US Postal und Discovery Channel stand. Also seien die Ansprüche unberechtigt. Dumm nur: Armstrong war Tailwind-Miteigner.

Im Zeugenstand sehen will ihn auch das Justizministerium. Die Behörde schloss sich einer Klage gegen den Texaner an, dessen früherer Rennstall-Sponsor US Postal 31 Millionen Dollar Werbeleistungen erhalten hatte - mit der vertraglichen Maßgabe, nicht zu dopen. Die Investition staatlicher Gelder in Pharmabetrug ist im wirtschaftlich gebeutelten Amerika nicht mehr vermittelbar.

Nun könnte allein der Prozess gegen den Staat USA Armstrong 90 Millionen Dollar kosten; im Falle einer Niederlage wäre das Dreifache der Sponsorsumme zurückzuzahlen. Dem auf 125 Millionen Dollar Privatvermögen geschätzten Dauerbetrüger droht also eine Art Kernschmelze.

Flott zurückgezogen aus dem Zentrum des Bebens hatte sich seine Krebsstiftung. Dass US-Organisationen auf eine Prüfung der Mittelverwendung bei Livestrong drängen, erscheint nun schon empfehlenswert, zumal sich die Stiftung gerade im Sport zu reinstallieren versucht. Groß ist die Kontroverse in Kanada, wo jetzt die Eishockey-Nationalauswahl der Frauen für Livestrong wirbt. Statt im traditionell rotweißen Ahorn-Trikot treten die Frauen bei der Eröffnung der nächsten WM im Schwarzgold der Stiftung an.

Teammanager Scott Smith rechtfertigt den Deal so, der Trikotsponsor habe versichert, die Trennung zwischen Stiftung und Superdoper sei vollzogen. Wer dieser Trikotsponsor ist? Nike, das eineinhalb Jahrzehnte lang Armstrongs engster Verbündeter war.

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