Ägypten:Tote bei Krawallen vor Fußballspiel

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  • Schwere Randale im ägyptischen Fußball: Vor dem Spiel zwischen Zamalek SC und ENPPI Club sind offiziell 19 Menschen ums Leben gekommen.
  • Medienberichten zufolge soll der Ligabetrieb vorerst ausgesetzt worden sein.
  • Der Vorfall erinnert an die Tragödie von Port Said vor drei Jahren.

Schlimme Randale mit Todesfolgen

Der ägyptische Fußball ist erneut von schweren Ausschreitungen mit Todesopfern erschüttert worden. Vor dem Premier-League-Spiel zwischen Zamalek SC und ENPPI Club sind nach offiziellen Angaben 19 Menschen ums Leben gekommen.

Zunächst hieß es, mindestens 22 Menschen seien ums Leben gekommen, die Zahl wurde jedoch nach unten korrigiert. Dutzende Menschen sollen zudem verletzt worden sein. Nach Informationen der britischen Tageszeitung The Guardian eskalierte die Gewalt am Sonntagabend, als die Polizei vor dem Stadion Tränengas gegen randalierende Fußballfans einsetzte.

Fans wollten gewaltsam in die Arena

Nach Angaben des Innenministeriums kam es vor dem Erstligaspiel der beiden Kairoer Clubs Zamalek und ENPPI zu den Konfrontationen. Zamalek-Fans, die keine Tickets besaßen, wollten sich demnach Zugang zu dem Stadion verschaffen; Sicherheitskräfte hinderten sie daran. Anschließend kam es Medienberichten zufolge zu einer Massenpanik.

Die Polizei teilte mit, sie habe Tausende ticketlose Zamalek-Ultras, bekannt unter dem Namen "White Knights" (Weiße Ritter), davon abgehalten, das Stadion zu stürmen. Sicherheitskräfte hätten die Menge auseinandergetrieben. Anschließend hätten die Fans nahegelegene Straßen blockiert und versucht, den Bus mit den Zamalek-Spielern an der Fahrt zum Stadion zu hindern. Laut der Online-Ausgabe der Al-Ahram griffen Ordnungskräfte die Zamalek-Fans mit Tränengas und Gummigeschossen an. Insgesamt handelte es sich demnach um etwa 6000 Fans.

Interview mit Hany Ramzy
:"Das alles hat nichts mit Fußball zu tun"

Hany Ramzy war viele Jahre Verteidiger für Werder Bremen und den 1. FC Kaiserslautern, heute trainiert der Ägypter die U-23-Nationalmannschaft seines Landes. Von den gewaltsamen Ausschreitungen in Port Said waren auch vier seiner Spieler betroffen. Im Interview spricht der Ägypter über die Ursachen der Gewalt, die Folgen für den Fußball - und einen erlösenden Anruf in der Nacht.

Interview: Frieder Pfeiffer

Fußballfans machten hingegen die Sicherheitskräfte für die Ausschreitungen verantwortlich, wie die BBC meldet. Diese hätten nur ein einziges Tor geöffnet.

Ligabetrieb angeblich ausgesetzt

Das Fußballspiel wurde trotz der Ausschreitungen fortgesetzt. Wie die unabhängige Zeitung Al-Youm Al-Saba und die britische BBC berichten, beschlossen der nationale Fußballverband und das für die Sicherheit in dem Land zuständige Innenministerium jedoch danach, den Ligabetrieb auszusetzen. Von offizieller Stelle war dazu keine Stellungnahme zu erhalten.

Schwerste Ausschreitungen seit Februar 2012

Mit dem Vorfall wurden Erinnerungen an die Stadion-Katastrophe von Port Said wach. Die Tragödie vor fast genau drei Jahren hatte 74 Todesopfer und Hunderte Verletzte gefordert. Damals hatten nach der Begegnung zwischen Al-Masry und Al-Ahly Kairo Fans den Platz gestürmt und eine Massenpanik ausgelöst. Die Opfer wurden zu Tode getrampelt, erstochen oder erschlagen. Protestaktionen an den folgenden Tagen forderten 16 weitere Tote.

© SZ.de/sid/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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