AC Mailand:Addio nach 30 Jahren

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Macht Geschäfte mit der KP: Silvio Berlusconi.

(Foto: dpa)

Klubboss Silvio Berlusconi verkauft 99,93 Prozent der Anteile des siebenfachen Champions-League-Siegers für 720 Millionen Euro an eine chinesische Holding.

Von Javier Cáceres

Geld stinkt nicht, wussten schon die alten Römer; und so ist es nur bedingt ein Wunder, dass am Freitag vollzogen wurde, was man im Lichte diverser Äußerungen von Silvio Berlusconi für ausgeschlossen gehalten hätte: Der Verkauf von 99,93 Prozent der Anteile am italienischen Traditionsklub AC Mailand durch den bekennenden Antikommunisten Berlusconi an eine chinesische Holding, die unter anderem dem staatlichen Entwicklungs- und Investmentfonds Haixia Capital gehört. Auf 740 Millionen Euro wurde der Wert des siebenmaligen Champions-League-Siegers und 18-maligen Meisters taxiert. Laut einer Mitteilung der Berlusconi-Firma Fininvest sind darin die 220 Millionen Euro Schulden enthalten, die den AC Milan drücken. Welch Ironie: Der Mann, der im Wendejahr 1989 gebetet hatte, dass "die Kommunisten" von Steaua Bukarest das Landesmeister-Pokalfinale gegen Milan verlieren, der Mann, der neulich erst noch sagte, er würde seinen Verein doch nicht an Leute verkaufen, "die früher ihre Kinder gegessen haben", dieser Mann also, trotz zahlloser Affären "Il Cavaliere" genannt, legt die Herrschaft über den AC Milan nach 30 Jahren in die Hände einer Unternehmensgruppe, die von der chinesischen KP gesteuert wird.

Die Käufer tragen den Namen "Sino-Europe Investment Management Changxing", sie haben sich verpflichtet, in den nächsten drei Jahren "die Finanzstruktur" Milans um 350 Millionen Euro zu stärken. Das Geld wird also nicht zwingend in neue Spieler investiert, die Milan dringend benötigt. In der vergangenen Saison misslang die Qualifikation für die internationalen Fußball-Wettbewerbe, der letzte Meistertitel liegt fünf Jahre zurück.

Für die Chinesen ist das Geschäft wiederum ein Meilenstein der schon länger laufenden Großoffensive auf den europäischen Spitzenfußball. Im Juni hatte ein anderes chinesisches Konsortium 70 Prozent an Inter Mailand übernommen, am Freitag kam die Meldung, auch der englische Premier-League-Klub West Bromwich Albion werde von chinesischen Investoren übernommen.

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