Abfahrts-Olympiasieger Matthias Mayer zum Fußball-Triumph:"Erstmals können wir uns wie Deutsche fühlen"

Sotschi 2014 - Ski alpin

Plötzlich Fan der Fußball-Nationalmannschaft: Abfahrts-Olympiasieger Matthias Mayer

(Foto: Antonio Bat/dpa)

Die Skifahrnation kann auch Fußball spielen: Abfahrts-Olympiasieger Matthias Mayer erklärt, warum er der österreichischen Nationalelf nun sogar einen Sieg gegen Deutschland zutraut - und wieso die Fußballer den Wintersportlern niemals den Rang ablaufen.

Interview von Matthias Schmid

Die österreichische Fußball-Nationalmannschaft hat sich zum ersten Mal sportlich für eine Europameisterschaft qualifiziert. Auch die erfolgsverwöhnten Skifahrer verfolgen den Aufschwung ihrer Kollegen. Im Interview spricht Abfahrts-Olympiasieger Matthias Mayer darüber, warum er sich plötzlich auf Länderspiele freut, über die Chancen auf einen Sieg gegen Deutschland und warum er gerne einmal mit David Alaba Skifahren würde.

SZ.de: Herr Mayer, wie haben Sie diesen für Ihr Land historischen Dienstagabend erlebt?

Matthias Mayer: Ich habe tatsächlich mir das Fußballspiel der Nationalmannschaft in Schweden daheim auf dem Sofa angeschaut.

Sie schauen sonst nicht alle Spiele der National-Elf?

Mei, nicht unbedingt. Man dachte sich da ja früher immer: Die Fußballer spielen heute halt - die werden eh nicht gewinnen.

Seit ein paar Spielen ist das anders...

Es ist sogar eine richtige Gaudi ihnen zuzuschauen, weil sie sehr ansehnlichen Fußball zeigen und auch schöne Tore schießen. Erstmals können wir uns in Österreich wie Deutsche fühlen, wenn wir ein Fußballspiel ansehen.

Haben Sie nach dem Sieg gegen Schweden auf dem Couchtisch getanzt?

Ich schaue mir so ein Spiel eher in Ruhe an und freue mich innerlich mit den Burschen.

Was hat Sie gegen Schweden am meisten beeindruckt?

Dass sie die Schweden vor allem mental gebrochen haben. Die waren ja völlig von der Rolle. So etwas hatte ich bei einer gegnerischen Mannschaft gegen uns noch nie gesehen. Unser Team ist dagegen geschlossen aufgetreten, es hat das toll gemacht und am Ende auch verdient gewonnen.

Die Euphorie in Österreich ist nun groß. Toni Polster posaunt schon, dass sich die Mannschaft auch bei der EM vor niemandem verstecken müsste.

Bis zur EM ist es noch lange hin. Da kann noch so viel passieren. Aber wir haben zumindest jetzt eine neue Stärke und befinden uns auf einem Niveau, das es erlaubt, sich neue Ziele zu setzen. Und wenn die Mannschaft jetzt nicht abhebt, sondern weiter zusammenhält und hart an sich arbeitet, dann kann sie viel erreichen.

Gewinnt Österreich nun auch gegen Deutschland?

Also auch einen Sieg gegen den deutschen Weltmeister?

Das wird schwer. Die Deutschen spielen schon sehr stark und profitieren auch davon, dass sie sich auf einen großen Block vom FC Bayern verlassen können. Bei uns dagegen spielen zwar alle im Ausland, aber alle in verschiedenen Klubs. Sie alle haben sich dadurch aber enorm verbessert.

Welchen Anteil hat Nationaltrainer Marcel Koller: War es überhaupt nötig, einen Schweizer zu holen?

Es sieht ganz danach aus. Und wenn es hilft, dann können ja noch mehr kommen, um auch unserem Fußball in der ersten Liga zu helfen.

Fürchten Sie, dass die Kicker den Skifahrern nun sogar den Rang ablaufen könnten?

Nein, den Fußballern gehört weiter der Herbst und der Sommer und uns der Winter. Ich denke auch nicht, dass jetzt Sponsoren beginnen, sich vom Skisport zu verabschieden. Da sind wir doch viel zu erfolgreich. Und zu bedeutend für Österreich.

Aber die Skifahrer warten schon seit drei Jahren darauf, dass zumindest einer wieder Sportler des Jahres wird. Zuletzt holte zweimal David Alaba die Ehrung.

Im vergangenen Jahr war es ja sehr eng zwischen ihm und Marcel Hirscher. Aber David hat das absolut verdient, er spielt seit Jahren schon auf höchstem Niveau und hat mit den Bayern große Titel gewonnen. Ich hoffe aber, dass es bei uns mal wieder einer schafft.

Alaba echauffiert sich ein wenig darüber, dass es ihm nicht gestattet sei, in seiner Freizeit auf Skiern den Berg hinab zu sausen, weil es zu gefährlich ist?

Ich habe ihn persönlich noch nie getroffen und würde gerne mit ihm mal eine Runde Ski fahren. Aber es ist ja so: Auch wir müssen mit angezogener Handbremse Fußball spielen, damit wir uns nicht verletzen.

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