7. Spieltag der Bundesliga:Lange Bayern-Bälle überrumpeln Hannover

FC Bayern Muenchen v Hannover 96 - Bundesliga

Bayerische Dominanz: Gegen Hannover gelangen den Münchnern vier leichte Treffer.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Hannover erlebt beim 0:4 in München, dass weite Pässe im Mittelfeld ein probates Mittel darstellen können. Leverkusens Torwart Leno ärgert sich gegen Paderborn über einen missratenen Ausflug und zwischen Frankfurt und Köln fallen fünf Tore. Die Spiele im Überblick.

Von Jonas Beckenkamp

Der 6. Spieltag im Überblick: Hertha BSC - VfB Stuttgart 3:2 (1:1), Bayern München - Hannover 96 4:0 (3:0), Borussia Dortmund - Hamburger SV 0:1 (0:1), Bayer Leverkusen - SC Paderborn 2:2 (1:1), 1899 Hoffenheim - FC Schalke 04 2:1 (2:0), Werder Bremen - SC Freiburg 1:1 (1:1)

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FC Bayern - Hannover 96 4:0

  • Spiel-Telegramm: Eigentlich lief alles wie immer. Die Bayern mit Dreierkette in der Abwehr und Ballbesitz im gefühlt dreistelligen Prozentbereich. Das frühe 1:0 fiel nach einem weiten Flankenball aus der Mitte von Rafinha in Richtung Lewandowski - der Pole erzielte lässig sein drittes Saisontor (6. Minute). Kurz darauf eine ähnliche Szene, diesmal rannte Arjen Robben allein aufs Tor zu und schob zum 2:0 ein (13.). Und weil Hannover sich quasi gar nicht wehrte, folgte noch ein langer Ball von Shaqiri, den erneut Lewandowski verwandelte (38). Hallo, Hannover? Weite Pässe! Jemand zuhause? Danach spielte Robben quasi alleine gegen 96 - im x-ten Versuch gelang ihm das 4:0 (79.).
  • ​Krankenakte, die Erste: Seit mehr als sechs Monaten hat Bayerns Spanier Thiago kein Spiel mehr bestritten - jetzt könnte sein komplizierter Innenbandriss bald überstanden sein. Beim Interview mit Sky gab sich der Mittelfeldmann gut gelaunt und versicherte, dass alles auf eine schnelle Rückkehr hinaus läuft. "Es ist ein normaler Heilungsprozess bei so einer Verletzung, der jetzt fast abgeschlossen ist", so der 23-Jährige, "ich fühle mich gut, aber ich möchte mich lieber noch nicht auf einen genauen Zeitpunkt festlegen. Ich weiß nur: Es sieht gut aus, dass ich bald zurückkommen kann." Für den Oktoberfest-Besuch seines Klubs an diesem Sonntag habe er einen Plan: Lederhosen und alkoholfreies Bier. Brav.
  • Krankenakte, die Zweite: Hannovers Felipe stand an in München erstmals seit 511 Tagen wieder in der Startelf. Zuletzt war der Brasilianer am 13. Mai 2013 beim 1:3 in Leverkusen von Beginn an dabei. Dazwischen plagten den Brasilianer so viele verschiedene Verletzungen, dass man damit einen Anatomiekurs füllen könnte.
  • Fernschütze des Tages: Kennt man ja - Xabi Alonso ist der Herrscher der Bälle und haut einfach mal drauf. In Liverpool gelangen ihm so mehrfach erstaunliche Treffer. Diesmal klappte es nur fast: Einen Versuch aus 55 Metern patschte 96-Keeper Zieler gerade noch über die Latte.

Bayer Leverkusen - SC Paderborn 2:2

  • Spiel-Telegramm: Der Aufsteiger piesackte Bayer mit rasantem Konterspiel und schaffte so verdient das schnelle 0:1 (20.). Leverkusen reagierte irritiert, das 1:1 gelang ihnen aber noch vor der Pause, als Lars Bender nach einem Bellarabi-Schuss abstaubte (42.). Danach deutete vieles auf ein Remis hin - bis kurz vor Ende die Dinge durcheinanderpurzelten: Moritz Stoppelkamp nutzte eine Larifari-Aktion von Leverkusens Hilbert zum 2:1 (87.), dann erzielte Karim Bellarabi doch noch den Ausgleich (90.). Ein wenig Slapstick gab es auch noch: In der Nachspielzeit brachte Bayer den Ball bei einer Jahrhundertchance einfach nicht über die Linie.
  • Algerisches Malheur: Wer wissen möchte, wie modernes Torwartspiel geht, sollte sich Manuel Neuers Ausflüge im WM-Achtelfinale gegen Algerien anschauen. Wer wissen will, wie man es nicht macht, möge sich Bernd Lenos Irrwege vor dem 0:1 durch Paderborns Koc zu Gemüte führen.
  • Rambo des Tages: Von hinten in die Beine rauschen, das macht man bekanntlich schon länger nicht mehr im Fußball. Vielleicht hätte das auch mal jemand Marvin Bakalorz mitteilen müssen. Paderborns Zentrums-Bediensteter versuchte sich mit einer Art eingesprungener Scherensäge am Leverkusener Verteidiger Wendell - eine rote Karte (72.) so logisch wie fallende Blätter im Herbst.

Schalke spielt viel zu nachlässig

​TSG Hoffenheim - Schalke 04 2:1

  • Spiel-Telegramm: Jens Kellers Team passte schon zu Beginn nicht gut auf und kassierte nach einem Konter über Firmino das 0:1. Tarik Elyounoussi nutzte die Verwirrung, während halb Gelsenkirchen zuschaute (13.). Und weil es aus Schalker Sicht ein Schmuddel-Tag war, wiederholte sich das Geschehen: Erneut passte Firmino im richtigen Zeitpunkt, vorne lief Szalai davon und schob die Kugel ins Tor (29.). Als Schalke zu zehnt war, gab es kurioserweise Besserung: Huntelaar traf per Linksschuss zum 1:2 (83.).
  • Zuspätkommer des Tages: Schalkes Marco Höger wäre vielleicht lieber im Bett geblieben an diesem Nachmittag. Es war noch keine halbe Stunde gespielt und schon hatte er mit Ballverlusten im Mittelfeld zwei Gegentore eingeleitet. Besser wurde es nicht mehr, schlechter immerhin auch nicht: Der 25-Jährige durfte zur Pause schon mal die Duschen im Sinsheimer Stadion testen - er wurde gegen Barnetta ausgewechselt. Gut möglich, dass Höger schon die Sachen gepackt hatte, als er plötzlich Gesellschaft bekam. Weil auch Joel Matip in Zweikämpfen zweimal zu spät dran war, musste er mit Gelb-Rot vorzeitig runter (75.).
  • Erstaunliche Entwicklung: Hoffenheims Torschütze Elyounoussi war in der vergangenen Saison nicht unbedingt ein Parademann für Konstanz auf dem Feld. Meistens wurde ein -oder ausgewechelt, in 21 Partien brachte als Offensivkraft eingeplante 26-Jährige kein Tor zustande. Aber der Fußball ist eben ein Spiel der zweiten Chancen - nach sieben Spieltagen kommt der Norweger nun schon auf vier Treffer. Ausgewechselt wird er in diesem Jahr übrigens kaum noch.

​Werder Bremen - SC Freiburg 1:1

  • Spiel-Telegramm: Ein ärgerlicher Auftakt für die Bremer - als die Fans noch zwischen Pils-Schenke und Bratwurststand umhertingelten, folgten erst der Anpfiff, dann der Rückstand. Prödl rempelte Freiburgs Maximilian Philipp um, den Elfmeter verwandelte Darida locker (8.). Doch Werder wehrte sich und kam durch Franco di Santo zum Ausgleich (31.).
  • Bremer Spielverderber: Jaja, dieser Roman Bürki - zu Saisonbeginn waren sie in Freiburg noch gar nicht so sicher, ob der Schweizer Schlussmann den weggekauften Oliver Baumann ersetzen kann. Doch mittlerweile werden sie im Breisgau froh über die Anwesenheit des 23-Jährigen sein. Gegen Bremen schmiss sich der Torwart mehrfach entscheidend dazwischen - und überzeugte vor allem mit flinken Reaktionen bei Weitschüssen.
  • Kunstwerk des Tages: Wenn nachfolgende Generationen eines Tages im Fußball-Almanach unter der Rubrik "tödlicher Pass" nachschlagen, könnte dort Zlatko Junuzovics Zuspiel vor dem 1:1 auftauchen. Bremens Österreicher stand im Mittelfeld umringt von lauter Gegenspielern, sah, wie di Santo in den freiem Raum startete, lupfte den Ball zu seinem Kollegen. Chapeau, oder besser gesagt: urleiwand (österreichisch für prima, Anm. d. Red.)!

Eintracht Frankfurt - 1. FC Köln 2:2

  • Spiel-Telegramm: Zwei engagierte Teams, viele Angriffe, reichlich Tempo - so ließe sich das Geschehen am Abend zusammenfassen. Frankfurt probierte es mit frühen Bemühungen nach vorne, den ersten Treffer aber schafften die Kölner: Marcel Risse rannte bei einem Konter in Position und der profitierte von seiner Cleverness: Geschickt schob er entgegen der Laufrichtung von SGE-Keeper Wiedwald ein (16.). Darauf reagierte die Eintracht resolut und mit der entsprechenden Effektivität: Noch vor der Pause gelang der Ausgleich, dann sogar das 2:1. Weil es aber eine extrem ausgeglichene Partie war, kam Köln verdient zum 2:2 - doch der letzte Hingucker dieser Partie folgte noch: Nach einer Ecke unterlief Kevin Wimmer ein Eigentor zum 3:2 (79.).
  • Abwehraktion des Tages: Als die Frankfurter nach dem 0:1 kurzfristig den Strafraum der Gäste belagerten, kam plötzlich Frankfurts Inui an den Ball. Der Japaner kreiselte ein paar Kölner aus und ließ einen Schuss los - in den sich auf der Linie FC-Abwehrmann Jonas Hector mit dem Kopf voraus warf. Wie ein Torpedo flitzte der Ball zur Ecke. Über Kopfschmerzen beim Kölner Retter ist nichts überliefert - er erzielte prompt das 2:2 selbst (64.).
  • Außenrist des Tages: Hohe Kunst offenbart sich ja oft in Darbietungen, bei denen sich andere die Beine brechen würden. Haris Seferovics Vorlage zum 1:1 war so eine Aktion. Der Schweizer der Eintracht kam über rechts an den Ball und flankte mit links in die Mitte - formschön mit dem Außenspann, wohlgemerkt. Die Kugel segelte treffgenau in Zentraum, genau auf den Kopf von Alex Meier, der zum Ausgleich einköpfelte (43.). Später zeigte Seferovic dann noch, dass er es auch ohne Schnörkel kann: Er legte noch Meiers zweiten Treffer vor (53.).
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