50 Jahre Bundesliga:Die SZ-Elf der vergessenen Brasilianer

Zézé hat sich eine Schnee-Allergie diagnostizieren lassen, Raoul Tagliari schoss 1965 ein wunderschönes Flugkopfballtor, Waldomir Pacheco Buca durfte nicht mitspielen. Die SZ-Sportredaktion hat ihre elf vergessenen Brasilianer aus 50 Jahren Bundesliga-Geschichte gewählt. Stimmen Sie ab.

50 Jahre Bundesliga

Bernardo

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(Foto: imago)

Zézé hat sich eine Schnee-Allergie diagnostizieren lassen, Raoul Tagliari schoss 1965 ein wunderschönes Flugkopfballtor, Waldomir Pacheco Buca durfte nicht mitspielen. Die SZ-Sportredaktion hat ihre elf vergessenen Brasilianer aus 50 Jahren Bundesliga-Geschichte gewählt. Stimmen Sie ab. Von Milan Pavlovic Platz eins: Bernardo (geb. 1965; Bayern) Am 1. Spieltag am 3. August 1991 wurde der Debütant Bernardo in der 76. Minute für Christian Ziege eingewechselt, 1:1 bei Werder Bremen. Sein vierter und letzter Bundesliga-Einsatz ereignete sich am 14. September beim Hamburger SV (0:1), nach dem 1:1 vier Tage darauf im Uefa-Cup in Cork kam Bernardo gar nicht mehr dran. Der Kicker führt ihn mit dem Notenschnitt 4,5, nur Max Eberl und Alan McInally wurden noch schlechter bewertet. "Ich hab' nicht gut gespielt", sagt Bernardo. Zu langsam, raunte Hoeneß. Ein Flop. Der Bernardo habe besser Gitarre gespielt als Fußball.

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Didi

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(Foto: imago Sportfoto)

Platz zwei: Didi (geb. 1976; VfB Stuttgart) Kam im Sommer 1999 zum VfB Stuttgart, kostete die Schwaben angeblich 3,5 Millionen Mark, wurde aber offenbar nicht eingehend genug untersucht. Nach 38 Spielminuten in zwei Kurzeinsätzen wurde bei Sebastião Pereira do Nascimento - kurz: Didi - ein Knorpelschaden im Knie festgestellt. Der verhinderte eine Fortsetzung seiner Bundesliga-Karriere, allerdings nicht anschließende Engagements bei Klubs in Brasilien, der Schweiz (FC Aarau), Mexiko und Südkorea. Übrigens: Als Kompensation für den verletzt eingekauften Didi erhielten die Schwaben den Brasilianer Elson, der plötzlich auf dem VfB-Trainingsgelände stand. Ihn haben die Stuttgarter inzwischen aber auch vergessen.

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Waldomir Pacheco Buca

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(Foto: imago sportfotodienst)

Platz drei: Waldomir Pacheco Buca (geb. 1959; HSV) Dieser Mittelfeldmann sollte 1979/80 die üppige Hamburger Achse um Keegan, Magath und Jimmy Hartwig unterstützen. Aber Trainer Branko Zebec hielt von dem Profi vom Zuckerhut offenbar so wenig, dass er ihn nur einmal mitspielen ließ: Beim 5:0 gegen Frankfurt durfte Buca zur zweiten Halbzeit auflaufen. Da führte der HSV bereits 4:0. Im Bild steht die Startelf des HSV im Finale des Europapokals der Landesmeister gegen Nottingham Forest in Madrid (0:1), natürlich ohne Waldomir Pacheco Buca - von dem Spieler war leider kein Bild aufzutreiben.

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Rever

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(Foto: imago sportfotodienst)

Platz vier: Rever (geb. 1985; VfL Wolfsburg) Deutschland ist ein kaltes Land. Das stellte Réver Humberto Alves Araújo allerdings erst fest, als er im Januar 2010 für fünf Millionen Euro ins beschauliche Wolfsburg gewechselt war (nein, der Manager hieß noch nicht Felix Magath, sondern Dieter Hoeneß). Rever bestritt nicht ein einziges Bundesliga-Spiel, sein bis 2014 datierter Vertrag wurde alsbald wieder aufgelöst - noch vor der Rückkehr von Felix Magath. Im Bild zu sehen in einem Testspiel

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Carlos Alberto

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Platz fünf: Carlos Alberto (geb. 1984; Werder Bremen) In Bremen waren sie Anfang des Jahrtausends sehr stolz auf ihren Ruf - der besagte, dass niemand schwierige Charaktere besser integrieren kann als Werder. Siehe Diego, Ailton oder Micoud. Aber an Carlos Alberto, der 2007 kam, scheiterten sie an der Weser. Der Brasilianer, der stolze 7,8 Millionen Euro kostete, schien alles lieber zu machen als Fußball zu spielen: abhängen, pausieren, an der Tankstelle Bier kaufen, mit Teamkollegen (u.a. Boubacar Sanogo) prügeln. Fünf Einsätze (davon 41 Minuten in zwei Liga-Partien) und null Tore später stieß der SV Werder seinen bis heute teuersten Transfer wieder ab.

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Raoul Tagliari

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(Foto: imago Sportfoto)

Platz sechs: Raoul Tagliari (geb. 1940; MSV Duisburg) Raoul Eduardo Travassos Tagliari erzielte am 21.11.1964 als erster Brasilianer ein Tor in der Bundesliga. Beim 2:0 gegen Nürnberg traf er im ersten Spiel für den MSV Duisburg, der da noch Meidericher SV hieß und von Rudi Gutendorf trainiert wurde. Drei Tore folgten (eins davon gegen Schalke, im Bild), doch die Einsatzzeiten blieben spärlich. 1966, nach nur neun Einsätzen, verließ Tagliari die Liga.

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Marquinhos

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(Foto: imago Sportfoto)

Platz sieben: Marquinhos (geb. 1981; Leverkusen) Der Vertrag war auf sechs Jahre ausgestellt, die Leverkusener dachten, dieser Spieler stehe in der Tradition von Jorginho, Zé Roberto, Emerson, Paulo Sergio, Lúcio und Juan, die dort brillierten. Der volle Name des blonden Mittelfeld-Akteurs, der keine 19 Jahre alt war, als er im Sommer 2000 für eine Ablöse von neun Millionen Mark kam, lautet Marcos Vicente Marquinhos Dos Santos. Das sind fünf Wörter mehr, als er am Ende Bundesliga-Einsätze hatte.

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Arilson

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(Foto: imago sportfotodienst)

Platz acht: Arilson (geb. 1973; 1. FC Kaiserslautern) Gilberto da Costa Arilson ist in dieser Elf in doppelter Hinsicht eine Rarität: Er brachte es auf eine zweistellige Spiele-Anzahl (zehn) - und stieg ab. Der 1. FC Kaiserslautern bezahlte sechs Millionen Mark für den Mittelfeldspieler, der zweimal durchspielte, aber ohne Tor und ohne Vorlage blieb. Das legendäre 1:1 in Leverkusen am 34. Spieltag, das 1996 den Abstieg der Pfälzer besiegelte, erlebte er auf der Ersatzbank mit. Im Bild rechts, bringt Arilson den Bayern-Spieler Christian Nerlinger zu Fall.

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Zézé

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(Foto: imago sportfotodienst)

Platz neun: Zézé (geb. 1942; 1. FC Köln) Nein, es geht hier nicht um das Schalker Pummelchen Zé Roberto II, der 2008 den guten Namen des frommen Mittelfeldspielers Zé Roberto I befleckte, der in Leverkusen, München und Hamburg erfolgreich war. Es geht um Jose Gilson Rodriguez Zeze, kurz Zézé, einen 1,73 Meter großen Hübschling, der sich 1964 als erster Brasilianer nach Deutschland wagte, der Legende zufolge aber seinen Augen nicht traute, als er Schnee erblickte. Beim 1. FC Köln, damals aktueller Meister, bestritt er fünf Spiele, das letzte im März 1965. Danach ließ er eine "Schnee-Allergie" diagnostizieren und verschwand wie eine Schneeflocke in der Sonne.

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Luciano Martins

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(Foto: imago sportfotodienst)

Platz zehn: Luciano Martins (geb. 1963; FC Homburg) Ein Brasilianer in der Provinz, der FC Homburg dürfte sehr stolz gewesen sein, als er Martins für die Saison 1987/88 verpflichtete. Eines hätte Klub stutzig machen sollen: Wann ist ein extravaganter Brasilianer schon einmal mit simplem Vor- und Zunamen ausgekommen? Martins gewann in seinem dritten Spiel mit Homburg 3:2 gegen den FC Bayern, aber weil für den Angreifer bis zum Ende der Saison bei 19 Einsätzen nicht ein einziges Tor heraussprang, musste er nach dem Abstieg gehen.

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Breno

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(Foto: dpa)

Platz elf: Breno (*1989; FC Bayern München) Im Grunde noch ein offenes Verfahren, denn derzeit sitzt der inzwischen 23-Jährige als verurteilter Brandstifter im Gefängnis und darf kein Fußball spielen. Es ist die bittere Pointe einer Vita, die vielversprechend begann, als der FC Bayern Ende 2007 für den 18-jährigen Breno Vinícius Rodrigues Borges zwölf Millionen Euro an den FC São Paulo überwies. Doch die Summe erwies sich als belastend, in München kam Breno nicht zurecht. Als Leihspieler beim 1. FC Nürnberg zeigte er Anfang 2010, was er kann - bis ihm in der achten Partie das Kreuzband riss. Es folgten Frust, Einsamkeit, Operationen, Alkohol, ein brennendes Haus. Eine traurige Geschichte, der in Deutschland vermutlich kein Happy-End mehr folgen wird - nach seiner Haftentlassung soll Breno wieder beim FC São Paulo kicken.

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