38. DFB-Bundestag:Ein Doppelpack in Osnabrück

Der größte Sportverband der Welt hat seine Doppelspitze Mayer-Vorfelder/Zwanziger offiziell ernannt. Doch den Streit nach der Europameisterschaft hat MV nicht vergessen.

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat eine neue Ära eingeleitet: Erstmals in seiner 104-jährigen Geschichte wird der größte Sportfachverband der Welt von einer Doppelspitze geführt.

38. DFB-Bundestag: Jetzt auch offiziell der Chef: Theo Zwanziger.

Jetzt auch offiziell der Chef: Theo Zwanziger.

(Foto: Foto: dpa)

Auf dem 38. DFB-Bundestag in Osnabrück wurde erwartungsgemäß mit überwältigender Mehrheit die erforderliche Satzungsänderung (nur vier Gegenstimmen) und die Installierung des neuen Führungsduos Gerhard Mayer-Vorfelder (71) und Theo Zwanziger (59) beschlossen.

Für den bisher allein amtierenden "MV" stimmten 243 der 253 stimmberechtigten Delegierten; es gab sieben Gegenstimmen und drei Enthaltungen. Für den bisherigen Schatzmeister Zwanziger votierten 248 Wahlmänner in der Stadthalle von Osnabrück.

Es gab nur zwei Gegenstimmen und ebenfalls drei Enthaltungen. Zwanziger steigt zum Geschäftsführenden DFB-Chef auf.

"MV-Z"

Die Doppelspitze "MV-Z" bleibt rund zwei Jahre bis längstens am 30. September 2006 im Amt. Danach soll Zwanziger alleine als DFB-Boss fungieren. Auf Grund der Führungskrise im Verband im Sommer nach der Europameisterschaft in Portugal hatte es den internen Beschluss gegeben, den in die Kritik geratenene Mayer-Vorfelder zu entlasten.

Der ehemalige Kultus- und Finanzminister des Landes Baden-Württemberg war im April 2001 in Magdeburg zum DFB-Präsidenten und Nachfolger von Egidius Braun aufgestiegen.

In einer kämpferischen, rund einstündigen Grundsatzrede übte Mayer-Vorfelder am Samstag harsche Kritik an der Opposition in DFB, die ihn im Sommer stürzen wollte. Er warf seinen Gegnern, die sich in Barsinghausen formiert hatten, vor, die offene Konfrontation gescheut zu haben.

"Ich liebe die Feldschlacht"

"Ich liebe die offene Feldschlacht, wenn man mir in Augenhöhe sagt, was einem nicht gefällt. Wir sind alle Männer und der deutschen Sprache mächtig. Unstimmigkeiten sollten in Zukunft im offenen Gespräch ausgeräumt werden", mahnte "MV", der zugab, dass ihn das Treffen in Barsinghausen verletzt und ihm weh getan habe.

Keinen Zweifel ließ Mayer-Vorfelder, dass er mit der neuen Führungsstruktur durchaus leben könne: "Ich stehe aus tiefster Überzeugung hinter der Doppelspitze, aber im Interesse des Verbandes. Wir müssen unsere Kräfte bündeln, und jeder sollte seine Fähigkeiten einbringen."

WM-OK-Präsident Franz Beckenbauer appellierte wie schon am Freitag beim Festakt des DFB-Bundestages nochmals an die Delegierten, ich nun nach Abschluss des Bundestages voll auf die Weltmeisterschaft 2006 zu konzentrieren. "Es wird höchste Zeit. Es sind nicht einmal mehr 600 Tage. Ich glaube nicht, dass Deutschland nochmal in den nächsten 50 Jahren eine WM organisieren wird. Also: Pack' mers an!", sagte der "Kaiser".

Die wichtigsten Beschlüsse auf dem 38. DFB-Bundestag:

Auf 266 Seiten hatte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) die insgesamt 142 Anträge auf dem 38. DFB-Bundestag in Osnabrück gebündelt. Die wichtigsten Beschlüsse, die von den 253 Delegierten gefasst wurden:

* Installierung einer Doppelspitze bestehend aus dem bislang allein amtierenden DFB-Präsidenten Gerhard Mayer-Vorfelder und dem Geschäftsführenden Präsidenten Theo Zwanziger; die Doppelspitze soll längstens bis zum 30. September 2006 im Amt bleiben.

* Wahl von Heinrich Schmidhuber zum DFB-Schatzmeister. Er tritt die Nachfolge von Theo Zwanziger an und gleichzeitig als Präsident des bayerischen Landesverbandes zurück.

* Dem Antrag auf Erweiterung des Präsidiums des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) um einen Vizepräsidenten (Vizepräsident Ligaverband) stimmten die Delegierten zu. Für die Deutsche Fußball Liga (DFL) ist künftig neben Werner Hackmann, dem Liga-Präsidenten, und Wilfried Straub, dem Geschäftsführenden Vorsitzenden der DFL, Bayer Leverkusens Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser im 14-köpfigen DFB-Präsidium vertreten.

* Die Wahl, Neuwahl oder Bestätigung für ein Amt im Präsidium, im Vorstand, in den Rechtsorganen, in der Revisionsstelle oder in den Ausschüssen ist mit Wirkung ab dem 1. Oktober 2006 nur bis zur Vollendung des 70. Lebensjahres möglich.

* Annahme des Leitantrags 140a von DFB-Präsidium und Ligaverband. Es wird eine Kommission eingesetzt, die sich mit Verbands- und Spielklassenstrukturen beschäftigen soll.

(sid)

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