Süddeutsche Zeitung

32. Spieltag der 2. Bundesliga:VfL Bochum dämpft Kölner Aufstiegshoffnung

Neururers vierter Streich verpasst Köln einen Rückschlag im Rennen um den dritten Tabellenplatz. Sandhausen arbeitet mit einem 3:1-Sieg gegen Ingolstadt an einem versöhnlichen Abschied aus der zweiten Bundesliga.

Aufstiegsaspirant 1. FC Köln hat im engen Rennen um den Relegationsplatz der 2. Fußball-Bundesliga abermals gepatzt. Am drittletzten Spieltag unterlagen die Rheinländer mit 1:2 (1:0) beim VfL Bochum, der damit auch im vierten Spiel unter Peter Neururer einen Sieg feierte.

Köln belegt mit 51 Zählern weiter den vierten Rang. Am Sonntag bieten sich dem drittplatzierten 1. FC Kaiserslautern (52) und dem Fünften FSV Frankfurt (50) im direkten Duell die Chance, möglicherweise vorentscheidend Kapital aus Kölns Ausrutscher zu schlagen.

Bei Bochum hält der "Neururer-Effekt" weiter an. Durch den Erfolg verschaffte sich der wiedererstarkte VfL im Tabellenkeller Luft und hat vier Punkte Vorsprung auf den Tabellen-16. Dynamo Dresden. Adel Chihi, der für Kacper Przybylko in die Startelf gerückt war, erzielte in der 30. Minute die glückliche Gäste-Führung. Zlatko Dedic (65.) glich in der zweiten Halbzeit zunächst aus, Marcel Maltritz (79.) markierte den Endstand.

Vor 28.400 Zuschauern, darunter etwa 8000 Kölner Fans, fanden die Gastgeber bei perfekten äußeren Bedingungen besser ins Spiel. Der VfL dominierte die Anfangsphase, ohne sich allerdings zwingende Torchancen zu erspielen. Nach einer Unordnung im Bochumer Strafraum setzte Chihi den Ball zunächst an den Innenpfosten und nutzte den Nachschuss freistehend zur überraschenden Kölner Führung. Nach dem Tor wirkten die Gäste sicherer und in den Zweikämpfen bissiger.

Die erste Großchance des zweiten Durchgangs besaß allerdings Bochum. Yusuke Tasaka traf frei vor Kölns Torwart Timo Horn aber nur das Außennetz (54.). Dedics Ausgleich war der Start in eine spannende Endphase, in der beide Mannschaften Siegeswillen zeigten und Maltritz mit seinem Treffer das Spiel drehte. Aufseiten der Bochumer gefielen Marc Rzatkowski und Torwart Andreas Luthe. Bei den Gästen überzeugten nicht nur wegen seines Treffers der agile Chihi und Anthony Ujah.

Sandhausen besiegt Ingolstadt

Auf ihrer Abschiedstour aus der 2. Bundesliga haben sich die Fußballer des SV Sandhausen noch ein kleines Erfolgserlebnis verschafft. Der Absteiger besiegte den FC Ingolstadt 04 etwas glücklich mit 3:1 (1:1) und beendete dank der Tore von Nicky Adler (7. Minute) und zweimal Andrew Wooten (58./83.) eine Serie von sieben Spielen ohne Sieg. Christian Eigler glich vor 2850 Zuschauern im Hardtwaldstadion zwischenzeitlich aus (26.).

Sandhausens Abstieg hatte zuvor schon festgestanden, weil Dynamo Dresden am Freitag Paderborn besiegt hatte und der Tabellenvorletzte den Relegationsplatz daher nicht mehr erreichen kann. Ingolstadt stellte in der Kurpfalz lange Zeit das bessere Team. Die Gäste vergaben aber zu viele Chancen, um wenigstens ein Unentschieden holen zu können und müssen bei fünf Punkten Vorsprung auf Rang 16 selbst noch ein klein wenig bangen. Stattdessen traf Wooten und bescherte Sandhausen den fünften Heimsieg der Saison.

Bitterer hätte für Falko Götz das Trainer-Comeback nach 17 Monaten kaum laufen können. Die Berliner Hertha bescherte ihrem ehemaligen Chefcoach einen misslungenen Einstand mit Erzgebirge Aue - vor allem in der ersten Hälfte lief alles schief.

"Ich weiß auch nicht, was uns so beeindruckt hat. Das gute Spiel hinten raus haben wir uns in der ersten Halbzeit kaputt gemacht", sagte Götz bei Sky über sein erstes Spiel als Aue-Coach. Der bereits feststehende Erstliga-Aufsteiger ließ am 32. Spieltag der 2. Fußball-Bundesliga dem Götz-Team lange keine Chance, Aue unterlag in der Hauptstadt am Ende 2:3 (0:3).

Die Treffer für Hertha BSC markierte Adrian Ramos (10. Minute), Torjäger Ronny (34.) mit seinem 18. Saisontor und Roman Hubnik (44.) per Kopf. Das Kopfball-Tor von Jakub Sylvestr (46.) gleich nach Wiederanpfiff weckte die Sachsen auf, Sylvestre verkürzte per Foulelfmeter (66.) auf 2:3. Zu mehr reichte es für Aue und Götz vor 33.157 Fans im Olympiastadion nicht mehr.

Hertha blieb auch im 16. Heimspiel der Saison ungeschlagen. Für die Erzgebirgler, die sich trotz zuletzt vier Spielen ohne Niederlage von Trainer Karsten Baumann getrennt hatten, war es die erste Pleite seit Ende März. Während Hertha als Spitzenreiter (72 Punkte) zwei Runden vor dem Saisonende der Zweitliga-Meisterschaft entgegensteuert, muss Aue (34) als Tabellen-15. nun punktgleich mit Dynamo Dresden um den Klassenerhalt zittern. "Mir war von vornherein klar, dass das eine schwere Aufgabe wird", sagte Götz: "Zu Hause gegen Ingolstadt wird es nur um einen Sieg gehen."

Die Vorstellungen von Götz, der als Spieler 1997 mit Hertha in die 1. Liga aufgestiegen war und die Berliner als Chefcoach später in der UEFA-Cup geführt hatte, waren schon nach zehn Minuten Makulatur. Sami Allagui bediente Ramos, der sein elftes Saisontor schoss. Ronny legte mit einem abgefälschten Schuss nach. Und noch vor der Pause köpfte der Tscheche Hubnik nach Eckball von Ronny unbedrängt zum 3:0 ein. Hertha war 45 Minuten in allen Dingen überlegen, verschlief aber den Wiederbeginn nach der Pause. Das Tor von Sylvestr nach nur 20 Sekunden in Hälfte zwei war zugleich der erste Treffer der Erzgebirgler im vierten Zweitliga-Duell gegen die Hertha - Berlin gewann alle. Hertha verlor den Faden, die Gäste konnten dies aber nicht nutzen. Sylvestr vergab die große Chance zum Ausgleich (82.).

Dynamo Dresden schaffte im Kampf um den Klassenverbleib einen wichtigen Heimsieg. Die Sachsen bezwangen den SC Paderborn mit 2:1 (1:1). Vor 28.315 Zuschauern sorgten Tobias Müller (35./70.) und Keeper Benjamin Kirsten mit zwei gehaltenen Elfmetern für den achten Saisonerfolg der Gastgeber. Sie zogen zwei Spieltage vor Saisonende mit Erzgebirge Aue nach Punkten gleich. Nur aufgrund der schlechteren Tordifferenz verpasste Dynamo den Sprung vom Relegationsplatz.

Den seit sechs Partien sieglosen Ostwestfalen, für die Alban Meha (43.) das 1:1 erzielte, hätte ein Remis zum Klassenverbleib gereicht. Der SCP hat fünf Punkte Vorsprung auf Dresden. In der 26. Minute bewahrte Kirsten sein Team vor dem Rückstand, als er einen Handelfmeter von Meha (26.) hielt. Nach einer Flanke von Sebastian Schuppan köpfte Müller dann zum 1:0 ein. Meha machte seinen Patzer kurz vor der Pause mit einem direkt verwandelten Freistoß wett. Nach dem erneuten Führungstreffer von Müller hatten die Gäste wieder die Chance zum Ausgleich. Aber auch Mahir Saglik (83./Foulelfmeter) scheiterte an Kirsten.

Der VfR Aalen hat den Klassenverbleib in der 2. Fußball-Bundesliga nun auch rechnerisch perfekt gemacht. Die Schwaben, die noch um die Lizenz für die kommende Saison bangen, schlugen am Freitag Absteiger Jahn Regensburg mit 2:1 (1:1) und fügten dem Tabellenletzten die 21. Saisonniederlage zu. In dem Aufsteiger-Duell sicherten Robert Lechleiter (26. Minute) und Benjamin Hübner (78.) mit ihren Toren den dritten Aalener Heimsieg in Serie, Jan-Patrick Müller hatte zwischenzeitlich ausgeglichen (29.).

Der VfR kam seinem Saisonziel - einem einstelligen Tabellenplatz - damit ein großes Stück näher. Die Gastgeber waren vor 5632 Zuschauern in der Scholz-Arena die spielerisch bessere Elf, zeigten aber Schwächen in der Abwehr. Die Gäste ließen sich trotz der feststehenden Rückkehr in die 3. Liga nicht hängen. Doch besonders in der zweiten Hälfte war den Spielern beider Teams anzumerken, dass es im Prinzip um nichts mehr ging. Hübner nutzte eine von wenigen Chancen zum Sieg.

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