31. Spieltag der Bundesliga:Bremen taumelt in den Abstiegskampf

Bayer 04 Leverkusen v SV Werder Bremen - Bundesliga

Bremens Sebastian Mielitz: Kein guter Tag gegen Leverkusen

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Es wird eng für Werder Bremen: Gegen Bayer Leverkusen muss das Team von Thomas Schaaf die nächste Niederlage hinnehmen - allerdings durch einen umstrittenen Elfmeter. Diego zaubert gegen Gladbach, Augsburg besiegelt mit einem 3:0 gegen Stuttgart den Abstieg von Greuther Fürth.

Die Spiele im Überblick

Thomas Schaaf droht nach fast 14 Jahren als Coach des Fußball-Bundesligisten Werder Bremen das Aus. Im persönlichen "Endspiel" ihres Trainers verloren die Hanseaten beim Tabellendritten Bayer Leverkusen mit 0:1 (0:1) und haben nach dem zehnten Spiel nacheinander ohne Sieg nur noch zwei Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz. Selbst der direkte Abstieg ist bei fünf Zählern Abstand und noch drei ausstehenden Spielen denkbar.

Sportdirektor Thomas Eichin, der in seiner seit dem 15. Februar währenden Amtszeit noch keinen einzigen Erfolg erlebte, hatte vor dem Anpfiff bei NDR 2 versichert, die Saison mit Schaaf beenden zu wollen. Leverkusen hat nach dem Sieg durch das 22. Saisontor von Stefan Kießling (35., Foulelfmeter) die direkte Qualifikation für die Champions League dagegen wohl endgültig sicher. Der Vorsprung auf den Tabellenvierten Schalke 04, der allerdings am Sonntag noch den Hamburger SV empfängt, beträgt zehn Punkte.

Das 1:0 resultierte allerdings aus einer ungewöhnlichen Schiedsrichter-Entscheidung: Werder-Keeper Sebastian Mielitz traf Leverkusens Sidney Sam, der bei einem Pass von André Schürrle in abseitsverdächtiger Position gestanden hatte, erst lange, nachdem der Ball weg war. Der Unparteiische Deniz Aytekin entschied zunächst auf Abstoß und korrigierte sich erst viele Sekunden später nach Intervention seines Assistenten Christian Dietz.

Schaaf hatte auf Eljero Elia und Marko Arnautovic verzichtet. Die beiden Sorgenkinder waren nach einer nächtlichen Spritztour suspendiert worden. Zudem fehlte der von Leverkusen umworbene Kevin de Bruyne (Oberschenkel-Verletzung) erstmals in dieser Saison. Diese neuformierte Werder-Elf zeigte vor 30.210 Zuschauern in der ausverkauften BayArena von Beginn an Herz und eine überraschend gute Struktur. Bayer wäre zwar in der vierten Minute durch einen Kopfball von Kießling beinahe in Führung gegangen, hatte aber insgesamt Mühe mit dem disziplinierten, doch keineswegs nur auf Defensive ausgelegten Spiel der Bremer.

In der neunten Minute wären die Gäste sogar beinahe in Führung gegangen, doch ein abgefälschter Schuss von Philipp Bargfrede verfehlte sein Ziel knapp. Leverkusen spielte den technisch ansprechenderen Fußball, brauchte mangels Kreativität aber den Strafstoß zur Führung. Werder blieb bei allem Bemühen offensiv zu bieder und harmlos. Nach dem Wechsel hatte Leverkusen das Spiel klar im Griff und drängte die Bremer tief in die eigene Hälfte. Für Werder war das Gegentor offenbar ein Wirkungstreffer gewesen, die Hanseaten fanden nach dem Wechsel zunächst überhaupt nicht ins Spiel und offenbarten mit zunehmender Spieldauer immer größere Lücken.

Leverkusens Innenverteidiger Philipp Wollscheid hätte auch frühzeitig für die Entscheidung sorgen müssen, doch sein Kopfball aus kurzer Distanz (53.) verfehlte sein Ziel ähnlich knapp wie ein Freistoß des vom FC Chelsea umworbenen Schürrle (60.). Die Werder-Fans versuchten ihr Team, mit Dauer-Gesängen wachzurütteln, doch nach einem groben Schnitzer von Philipp Wollscheid verstolperte Zlatko Junuzovic den Ausgleich kläglich. Beste Spieler der Leverkusener waren Rolfes und Daniel Carvajal. Bei Werder gefielen vor allem Sokratis und Yildirim.

Diego lässt Wolfsburg jubeln

Borussia Mönchengladbach hat den möglichen Sprung auf einen Champions-League-Platz in der Fußball-Bundesliga verpasst. Am Samstag verlor die Borussia unnötig mit 1:3 (0:1) beim VfL Wolfsburg, der damit den Klassenverbleib am 31. Spieltag auch rechnerisch perfekt machte. Ein von Roul Brouwers ins eigene Tor abgefälschter Schuss von Maximilian Arnold (34. Minute), Ivica Olic (61.) und Diego (75.) bescherten dem Team von Trainer Dieter Hecking den erst dritten Heimsieg der Saison. Peniel Mlapa (52.) hatte zwischenzeitlich zum Ausgleich getroffen.

VfL Wolfsburg v VfL Borussia Moenchengladbach - Bundesliga

Wolfsburgs Diego: Gegen Gladbach überragend 

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Damit verloren die Gladbacher zum dritten Mal in Serie nach einem Heimsieg das darauf folgende Auswärtsspiel. Dabei spielten die Gäste von Beginn an druckvoll und waren spielerisch lange das bessere Team. Doch die Favre-Mannschaft schlug sich selbst: durch Brouwers Missgeschick und einem Patzer von Nationalkeeper Marc-Andre ter Stegen, der Olics Schuss durch die Beine gleiten ließ. Mit 44 Punkten bleibt Gladbach Siebter. Wolfsburg verbesserte sich auf 40 Zähler.

Dass Wolfsburg zum Zeitpunkt der ersten Führung überhaupt noch im Spiel war, lag an der desaströsen Chancenverwertung der Borussen. Die Rheinländer leisteten sich den Luxus, in den ersten fünf Spielminuten gleich drei Großchancen kläglich zu vergeben. Zunächst rettete Wolfsburgs Keeper Diego Benaglio gegen den von Mlapa schön frei gespielten Havard Nordtveit (2.). Zwei Minuten später verstolperte Patrick Herrmann alleine auf Benaglio zulaufend beim Abschluss den Ball und keine 60 Sekunden später rettete Robin Knoche vor dem einschussbereiten Ex-Wolfsburger Mike Hanke.

Nach einem Wutausbruch von Wolfsburg-Coach Dieter Hecking kamen die Niedersachsen besser ins Spiel. Vor Brouwers' Missgeschick hatte bereits Diego (23.) eine gute Möglichkeit. Seine Volleyabnahme aus zehn Metern landete aber deutlich über dem Tor. Nach dem Wechsel sorgten beide Teams für einen offenen Schlagabtausch. Erneut kam Gladbach besser aus der Kabine. Nordtveit scheiterte noch per Weitschuss (51.), ehe Mlapa sich geschickt gegen Naldo durchsetzte und zum Ausgleich einschob.

Zehn Minuten später sorgte ter Stegens Patzer für die erneute Führung Wolfsburgs. Gegen weiter aufrückende kämpfende Borussen hatte Diego eine Viertelstunde danach bei einem Konter zu viel Platz, umkurvte ter Stegen und schob zum Endstand ein. Favre versuchte noch einmal alles und brachte in Branimir Hrgota, Amin Younes und Luuk de Jong drei frische Offensivspieler für die intensive Schlussphase, in der außer viel Kampf aber keine Chancen mehr heraus gespielt wurden.

Augsburg blamiert Stuttgart

FC Augsburg v VfB Stuttgart - Bundesliga

Jubel in Augsburg: Matthias Ostrzolek (li) and Dong-Won Ji 

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Für die Abstiegskämpfer des FC Augsburg wird der Kampf um den Klassenverbleib zunehmend zum Nervenkrimi. Trotz eines 3:0 (0:0)-Sieges im schwäbischen Fußballderby gegen den VfB Stuttgart am Samstag bleibt der Vorsprung zum ersten direkten Abstiegsplatz konstant bei winzigen drei Punkten. Andererseits ist drei Spiele vor Schluss nun selbst ein Nichtabstiegsrang wieder ganz nah für den FCA, der nach derzeitigem Stand im Mai in die Relegation müsste.

Sascha Mölders (61. Minute), Marcel de Jong (83.) und Dong Won Ji (85.) sorgten für den siebten Bundesliga-Saisonerfolg - an ein Durchatmen ist gleichwohl nicht zu denken: Bei den Auswärtsaufgaben kommende Woche in Freiburg und anschließend beim FC Bayern wollen die Augsburger Überraschungen erzwingen, am 18. Mai könnte dann das Heimspiel gegen Greuther Fürth über Wohl und Wehe entscheiden.

Mit viel Engagement und großer Einsatzbereitschaft fighteten sich die Gastgeber zu drei Punkten - auch wenn die Profis von Trainer Markus Weinzierl nicht so spielstark auftraten wie noch jüngst vor eigener Kulisse gegen Frankfurt (2:0). Tormöglichkeiten gab es dennoch reichlich - sein altbekanntes Manko Chancenauswertung aber hat der FCA auch kurz vor Saisonende noch immer nicht behoben.

Schon in der 3. Minute lief Jan Moravek alleine auf Stuttgarts Torwart Sven Ulreich zu - und verstolperte vollkommen überhastet den Ball. Auch Tobias Werner (14.) und Ji (24.) konnten bei ihren Szenen zunächst keinerlei bundesligataugliche Abschlussqualitäten nachweisen. Im Bewusstsein der engen Konstellation im Abstiegskampf versuchte der FCA trotzdem weiter alles, machte mit hohem Aufwand das Spiel - und profitierte ein ums andere Mal von Abstimmungsfehlern in der VfB-Defensive, in der der verletzte Kapitän Serdar Tasci fehlte.

Neben Moravek, Werner und Ji hätte auch Augsburgs Vorzeigekämpfer und Stoßstürmer Sascha Mölders für die Führung sorgen müssen - doch auch er scheiterte per Schuss (29.) und mit einem Kopfball (35.). Die Gäste hielten ordentlich dagegen und zeigten Präsenz in den Zweikämpfen - viel mehr aber auch nicht. Ein wenig war der Mannschaft von Trainer Bruno Labbadia anzumerken, dass den restlichen Bundesligapartien in erster Linie Übungscharakter im Vorfeld des DFB-Pokal-Finales gegen den FC Bayern am 1. Juni in Berlin beikommt. Für die Europa League ist der VfB dank des Endspieleinzugs sowieso schon qualifiziert, in der Liga geht es fast nur noch um die Ehre.

Für etwas Schwung nach vorne sorgten der motiviert auftretende Ex-Augsburger Ibrahima Traoré und Arthur Boka, die aus dem Mittelfeld heraus die linke Stuttgarter Seite beackerten. Mehr als zwei halbwegs gefährliche Kopfbälle von Martin Harnik (16.) und Vedad Ibisevic (38.) sprangen aber zunächst nicht raus. Pech vor 30 660 Zuschauern hatte Harnik nach 49 Minuten, als FCA-Torwart Alexander Manninger seinen Versuch aus fünf Metern reaktionsschnell entschärfte.

Augsburg brauchte mehr als eine Stunde zur überfälligen Führung, die Mölders nach einer Werner-Ecke aus kurzer Distanz besorgte. Daniel Baier (68.), Ji (72./81.) und Werner (73.) verpassten das zweiten Tor - nur wenige Sekunden nach seiner Einwechselung machte es Joker de Jong mit einem Lupfer besser. Zwei Minuten traf dann auch der Südkoraner Ji noch zum deutlichen 3:0-Endstand.

Hoffenheim besiegt Nürnberg

1899 Hoffenheim - 1. FC Nürnberg

Aufatmen in Hoffenheim: Wichtige Punkte gegen Nürnberg

(Foto: dpa)

Die TSG 1899 Hoffenheim gibt den Abstiegskampf in der Fußball-Bundesliga noch lange nicht verloren. Die Mannschaft von Trainer Markus Gisdol besiegte am Samstag den 1. FC Nürnberg hoch verdient mit 2:1 (2:0), liegt drei Spieltage vor Saisonende aber weiter drei Punkte hinter dem Relegationsplatz und dem ebenfalls siegreichen FC Augsburg.

Tobias Weis (11. Minute) und Sejad Salihovic (19.) erzielten vor 28 675 Zuschauern in der Sinsheimer Rhein-Neckar-Arena die Tore gegen einen zeitweise desolaten "Club". Timmy Simons traf mit einem verwandelten Foulelfmeter (58.) für die Gäste.

Auf den Rängen ließen die 1899-Fans zum Anpfiff Hunderte weiße und blaue Luftballons platzen - eine Aktion mit Symbolwert: Die Heimelf platzte eine Woche nach dem 0:5 in Leverkusen schier vor Spielfreude. Nach 33 Sekunden kam US-Nationalspieler Fabian Johnson aus neun Metern völlig frei zum Schuss, traf aber genau Torwart Raphael Schäfer. Nach einer herrlichen Kombination passte Johnson auf Weis - und der 27-Jährige schob zu seinem ersten Bundesliga-Tor vor heimischer Kulisse ein.

Da hatte sich die Variante von Gisdol, Außenverteidiger Johnson in der Offensive aufzubieten, bereits ausgezahlt. Wie entfesselt traten die Kraichgauer auf, und nach 19 Minuten feierten die Anhänger ihre Mannschaft bereits mit "Super Hoffe!"-Gesängen. Als Kevin Volland von rechts flankte, köpfte Salihovic im Tiefflug zum 2:0 ein. Angriff auf Angriff rollte auf die Nürnberger zu, die nach der Derby-Niederlage gegen Fürth noch im Schockzustand schienen und sich kaum zu wehren wussten gegen den Dauerdruck der TSG.

Volland und Johnson hatten in der ersten halben Stunde weitere ganz dicke Chancen. Gisdols Maxime, endlich wieder richtigen Fußball zu bieten und nicht immer auf die Tabelle zu schauen, hatten seine Profis wie schon beim 3:0 gegen Fortuna Düsseldorf beherzigt. Die Nürnberger - ohne den gesperrten Ex-Hoffenheimer Per Nilsson und den verletzten Timm Klose - kamen mit dem Pressing und der Kombinationssicherheit des Gegners überhaupt nicht zurecht.

Nach der besten Halbzeit in dieser so verkorksten Saison gaben die Hoffenheimer weiter Gas: Bei einem Freistoß von Salihovic landete der Ball im Netz, Schiedsrichter Markus Schmidt gab den Treffer wegen eines Foulspiels aber nicht. Volland köpfte wenige Momente später freistehend am Nürnberger Pfosten vorbei - und Torhüter Schäfer rettete gerade noch gegen Weis.

Das ungestüme Vorgehen von 1899-Keeper Koen Casteels gegen den eingewechselten Niklas Stark brachte die Nürnberger unerwartet wieder ins Spiel: Simons verwandelte den fälligen Strafstoß zum 1:2. Da hätte es längst 4:0 oder 5:0 stehen müssen für die Hausherren, die den Vorsprung jedoch sicher über die Zeit brachten.

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