Dritte Liga:Der Fall Felix W.

Dritte Liga: Abwehrchef auf Abwegen: Bayreuths Felix Weber.

Abwehrchef auf Abwegen: Bayreuths Felix Weber.

(Foto: pmk/Imago)

Die SpVgg Bayreuth suspendiert einen ihrer wichtigsten Abwehrspieler: Felix Weber, einst Kapitän des TSV 1860 München, soll stark alkoholisiert einen Polizisten angegriffen haben. Der Umgang mit dem Vorfall wirft Fragen auf.

Von Christoph Leischwitz

Felix W. ist Eishockeyfan und arbeitet im weitesten Sinne in einem mittelständischen Betrieb, er hatte am Sonntag und übrigens auch am Montag frei und besuchte am Sonntagabend das wichtige Spiel der Bayreuth Tigers gegen Crimmitschau. Das Spiel ging verloren, die Tigers können immer noch aus der zweiten Liga absteigen. Im Polizeibericht ist nun von einem 28-Jährigen die Rede, der mit drei Promille aufgehalten wurde, weil er die Gästefans mutmaßlich attackieren wollte. Dabei von der Bereitschaftspolizei behindert, habe sich der 28-Jährige "handfest widersetzt", wie es im Polizeibericht heißt.

Normalerweise würde man nun den Nachnamen nicht ausschreiben, bis ein rechtskräftiges Urteil gefällt ist. Das Problem ist, dass in einer Stadt von der Größe Bayreuths sehr viele Menschen Felix W. kennen, und so wurde schon am nächsten Tag aus Felix W. jener Felix Weber, der für den Drittligisten SpVgg Bayreuth Fußball spielt und beim TSV 1860 München zu den Aufstiegshelden der Saison 2017/2018 gehört.

Dabei werfen Personen in seinem Umfeld die Frage auf: Ist man als Drittliga-Kicker in einer mittelgroßen Stadt automatisch eine Person von öffentlichem Interesse? Und wenn ja, warum? Einfach nur, weil er Fußballer ist? Oder weil es bedeutsamer ist, wenn sich ein Sportler bei einer Sportveranstaltung möglicherweise danebenbenimmt, als wenn dies ein, nun ja, gewöhnlicher Fan tut?

Webers Fehlen wird von vielen Fans als Riesennachteil angesehen

Abgesehen davon, dass der Vorfall noch detailliert aufgearbeitet werden muss: Fest steht, dass jetzt nicht nur die Tigers, sondern auch die Fußballer der SpVgg Bayreuth ein kleines bisschen abstiegsbedrohter sind als zuvor. Denn der Vorfall bringt Unruhe in den Verein, und dieser hat sich dazu entschlossen, Weber erst einmal zu suspendieren. "Wir haben kurzfristig das Gespräch mit Felix gesucht, um seine Sicht der Dinge zu hören", so wird Geschäftsführer Michael Born in einer Stellungnahme zitiert. "Wir wollen uns in den kommenden Tagen ein umfassendes Bild des Geschehenen machen und werden dann das weitere Vorgehen beraten."

Man bedauere, dass die SpVgg "im Zusammenhang mit einem solchen Vorfall bei unserem sportlichen Nachbarn steht. Ich möchte mich schon jetzt bei den Bayreuth Tigers und den Eispiraten aus Crimmitschau im Namen des ganzen Vereins entschuldigen", so Born. Die Entscheidung, Weber "bis auf Weiteres vom Trainings- und Spielbetrieb" auszuschließen, sei im gemeinsamen Gespräch zwischen Weber, Born und dem Trainer Thomas Kleine gefallen. Weitere Erklärungen gibt es von den Verantwortlichen auch auf Nachfrage nicht.

Weber gilt als wichtiger, erfahrener Abwehrchef. Bis vergangene Woche war er zwei Spiele rotgesperrt, beide gingen verloren. Am Samstag kehrte er ins Aufgebot zurück und trug dazu bei, dass die Bayreuther völlig überraschend 2:1 bei Aufstiegskandidat Dynamo Dresden gewannen. Am Freitag empfangen die Oberfranken, zurzeit Tabellen-17., das Schlusslicht SV Meppen - ein weiteres, bedeutsames Spiel für den Ligaverbleib. Webers Fehlen wird von vielen Fans als Riesennachteil angesehen.

Müsste Weber nun auch von der Arbeit freigestellt bleiben, wenn er Bäcker oder KfZ-Mechaniker wäre?

Aus Webers Umfeld ist zu hören, dieser habe möglicherweise einen großen Fehler begangenen. Womöglich habe aber auch gar nicht nur der Vorfall selbst, sondern auch die Berichterstattung mit vollem Namen dazu geführt, dass der Fußballklub sich gezwungen sah, Weber vorübergehend aus dem Kader zu streichen. Weber, finden zumindest Bekannte, sei schließlich nur als Privatperson zum Eishockeyspiel gegangen, und er sei ja nun auch kein Spieler des FC Bayern - müsste er denn nun auch von der Arbeit freigestellt bleiben, wenn er Bäcker oder KfZ-Mechaniker wäre? Dem Vernehmen nach soll die Polizei den Vorfall mit dem randalierenden Fan bei der SpVgg gemeldet haben, beim Arbeitgeber also.

Am Montag berichtete dann der Radiosender Mainwelle mit Klarnamen. Er beruft sich auf Augenzeugen, die den Vorfall detailliert schilderten. Weber habe keine Ruhe gegeben und sei letztlich von einem Polizisten "ausgeknockt" worden, heißt es in einem verschriftlichten Bericht auf der Homepage. "Es gelang schließlich nur mit vereinten Kräften, den Mann zu bändigen", heißt es im Polizeibericht. Letztlich stehe gegen den "Aggressor" der "Vorwurf der Körperverletzung und des tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte im Raum".

Vor knapp einem Jahr übrigens wurden drei Spieler der SpVgg Bayreuth in einem Club von anderen Besuchern verprügelt, das anhängige Verfahren dazu steht bald an. Und auch, wenn der Fall damals ebenfalls auf öffentliches Interesse stieß; und auch, wenn viele in der Stadt natürlich wissen, um wen es sich handelte: Die Namen wurden bis heute trotzdem nicht geschrieben.

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