Unterhaching vor der 3. Liga:Vorfreude auf den Quatsch

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Beim Regionalliga-Spiel gegen Rain schon verabschiedet, jetzt in den Aufstiegsspielen: SpVgg-Trainer Sandro Wagner. (Foto: Sven Leifer/foto2press/Imago)

Nach langem Hin und Her bestreitet die SpVgg Unterhaching nun doch die Aufstiegsspiele gegen Cottbus. Die Mannschaft von Trainer Sandro Wagner hat in einer kuriosen Saison gelernt, gegen Widerstände anzukämpfen.

Von Markus Schäflein

Die SpVgg Unterhaching, das muss man in aller Deutlichkeit betonen, tritt an diesem Mittwochabend (20.30 Uhr) zum Hinspiel der Drittliga-Aufstiegsrelegation bei Energie Cottbus an. Der Verein selbst hat das nie in einer offiziellen Mitteilung bestätigt. Die Hängepartie, ob die SpVgg einen Aufstieg überhaupt finanziell stemmen will oder kann, endete scheibchenweise: erst mit der Meldung des bayerischen Teilnehmers durch den Bayerischen Fußball-Verband an den Deutschen Fußball-Bund, dann mit einem Programmhinweis auf die Liveübertragungen im Bayerischen Fernsehen und dem Start des Vorverkaufs, schließlich durch eine Aussage von Präsident Manfred Schwabl im Münchner Merkur: "Wenn die Chancen weniger als 90 Prozent gestanden hätten, hätten wir abgesagt und Würzburg rangelassen. Jetzt zeichnet sich aber klar ab, dass wir das packen, auch aus wirtschaftlicher Sicht."

Ob die Hachinger dann zu 90, 95 oder 100 Prozent die Lizenz erhalten, sei dahingestellt - jetzt wollen die Spieler und Trainer Sandro Wagner erst einmal die Aufstiegsspiele gewinnen. "Unterbewusst macht das natürlich etwas, wenn ein Verein so spät meldet", gab Wagner in der Pressekonferenz vor dem Hinspiel in Cottbus zu. "Wir haben das nicht thematisiert, aber die Jungs haben ja auch ein privates Umfeld, sie haben Berater, Familie, Freunde, die fragen die ganze Zeit", berichtete der nach den Aufstiegsspielen in jedem Fall scheidende Trainer: "Mein Schwiegervater hat mich auch 37 Mal gefragt, ob wir jetzt gemeldet haben. Dann habe ich ihm irgendwann die Nummer von Manni Schwabl geschickt und ihm gesagt: Ruf ihn bitte selber an, ich habe keine Zeit für sowas. Ich habe mich einfach auf meine Arbeit konzentriert."

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Und das war nicht einfach. "Wir hatten echt ein paar Themen in den vergangenen Monaten, ob es Gehalt war, ob es Lizenz war, ob es Stadion war", sagte Wagner, "aber diese Mannschaft hat einen besonderen Geist, gegen Widerstände anzukämpfen. Das haben sie mit Bravour gemacht." Diesen Geist will er jetzt mit nach Brandenburg nehmen: "Wir gehen mit absoluter Vorfreude ins Spiel. Wir haben seit zehn Tagen nur noch Cottbus im Kopf und haben dementsprechend alles umgestellt, was Training und Abläufe angeht, haben Details überarbeitet in Gruppen und Workshops."

Wagner äußerte "Riesenrespekt vor den Spielern von Energie Cottbus" - und auch vor seinem Kollegen Claus-Dieter Wollitz. "Das ist eine absolute Trainerlegende, sehr feurig. Ich mag ihn als Typen gerne, obwohl ich ihn nicht kenne." Nach eigenen Angaben hat Wagner 26 Spiele des FC Energie auf Video analysiert. "Es war richtig geil, wie die Stimmung dort ist", hat er dabei mitbekommen: "Die Fans sind auf jeden Fall absolut erstklassig, es wird ein großartiges Gefühl sein, dort vor über 20 000 Fans zu spielen."

"Die Jungs spielen eine Riesensaison über 38 Spiele und müssen dann noch in die Relegation - das ist ein Irrsinn."

Natürlich wurde Wagner auch danach gefragt, was er davon hält, dass die Regionalliga-Meister aus den Staffeln Bayern, Nordost und Nord rotierend die so genannten Aufstiegsspiele bestreiten müssen und nur alle drei Jahre direkt in die dritte Liga kommen. Der VfB Lübeck (Nord) hat das Glück, in diesem Jahr direkt nach oben zu dürfen - wie Preußen Münster (West) und SSV Ulm (Südwest), deren Ligen aber über fixe Aufstiegsplätze verfügen. "Kurz gesagt: Der Modus ist natürlich absoluter Quatsch", sagte Wagner. "Die Jungs spielen eine Riesensaison über 38 Spiele und müssen dann noch in die Relegation - das ist ein Irrsinn." Er habe diesen Umstand aber "vor der Mannschaft nicht ein einziges Mal thematisiert, weil wir ja wussten, worauf wir uns einlassen", berichtete er: "Das war von Anfang an klar, deshalb haben wir alles darauf ausgelegt, berufliche Planungen, private Planungen. Wir hätten ja vor der Saison sagen können, wir wollen diesen Modus nicht mitgehen."

Dass in so einem Modus Unerwartetes geschehen kann, ist Wagner bewusst. "Ich hätte nie gedacht, dass Stuttgart 3:0 gewinnt, ich hätte nie gedacht, dass Bielefeld 0:4 verliert, da passieren gewisse Mechanismen", sagte er. "Aber wir haben alles so bearbeitet, dass wir im Vorteil sind." Widerstand sind die Hachinger gewohnt.

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