SpVgg Unterhaching:Der letzte Kieselstein

SpVgg Unterhaching: Dank an die Fans: Unterhachings Spieler feiern den 2:1-Auswärtssieg in Cottbus.

Dank an die Fans: Unterhachings Spieler feiern den 2:1-Auswärtssieg in Cottbus.

(Foto: Sven Leifer/Foto2press/Imago)

Vor dem Rückspiel gegen Cottbus steht fest: Die Entscheidung über den Aufstieg in die dritte Liga fällt tatsächlich auf dem Rasen. Die Lizenz sei nur noch Formsache, sagt Präsident Schwabl. Doch der SpVgg droht ein Auswärtsspiel im eigenen Stadion.

Von Christoph Leischwitz

Eine Sache ließ nach dem Auswärtssieg sogar den Trainer rätseln. "Krämpfe", sagte Sandro Wagner, sogar schon in der ersten Halbzeit! "Da hat irgendwas nicht gestimmt in der Vorbereitung", das habe ihn genervt, das müsse man intern aufarbeiten. Einerseits ist es natürlich so: David Pisot, Abwehrrecke der SpVgg Unterhaching und einer von mehreren Krampfgeplagten im Aufstiegsspiel bei Energie Cottbus, ist schon 35 Jahre alt. Insgesamt kommt die Mannschaft sowieso nicht so jugendlich daher wie ganz ursprünglich mal angekündigt. Aber so viele Krämpfe, "das hatten wir noch nie", gab Wagner zu bedenken.

War die Mannschaft also am Mittwochabend mehr gefordert worden als in der Regionalliga Bayern, oder war wirklich etwas schiefgelaufen bei der Flüssigkeitszufuhr? Wagner lobte übrigens auch die Stimmung im ausverkauften Stadion der Freundschaft. Die Tatsache, dass Hachinger Spieler bei Eckbällen mit Bechern beworfen wurden, tat er so beiläufig ab, als hätten nette Energie-Fans ihnen etwas zu trinken angeboten. Der Cottbuser Jonas Hildebrandt fasste das 1:2 (1:1) aus Sicht der Brandenburger so zusammen: "Man hat gesehen, wer hier die erfahrene Mannschaft ist", aber es sei noch nicht viel passiert: "Die zweite Hälfte hat gezeigt, wer die fittere Mannschaft ist", wer also seiner Meinung nach auch im zweiten Spiel am Sonntagmittag Vorteile hat.

SpVgg Unterhaching: Traier Claus-Dieter Wollitz glaubt trotz Heimniederlage noch fest an den Aufstieg von Energie Cottbus.

Traier Claus-Dieter Wollitz glaubt trotz Heimniederlage noch fest an den Aufstieg von Energie Cottbus.

(Foto: Robert Michael/dpa)

Nach dem zweifellos intensiven Aufstiegsspiel hob Cottbus-Trainer Claus-Dieter Wollitz hervor, dass die vielen Unterbrechungen den Spielfluss geraubt hätten, sieben Minuten Nachspielzeit könnten das gar nicht wettmachen. Allerdings stellte sich schon die Frage: Hätte Unterhaching ohne diese Krämpfe nicht sogar noch besser gespielt? Noch besser verteidigt und selbst noch mehr eigene Chancen gehabt?

Weil Haching gute Möglichkeiten zum 3:1 liegen ließ, ist die letzte Aufstiegsentscheidung im deutschen Profifußball tatsächlich immer noch recht offen. Sicher ist seit Mittwoch aber auch: Die Entscheidung fällt tatsächlich auf dem Rasen. Ebenso beiläufig wie die Becherwürfe erwähnte Wagner in der Pressekonferenz, dass man "heute um 16.55 Uhr, wie ich mitbekommen habe, die Lizenz bekommen" habe, dreieinhalb Stunden vor dem Anpfiff des ersten Entscheidungsspiels also. Am Donnerstag bestätigte Hachings Präsident Manfred Schwabl auf SZ-Nachfrage, dass die SpVgg jetzt nur noch 90 Fußballminuten vom Aufstieg entfernt sei. Am Mittwoch habe man die letzten Nachweise beim Deutschen Fußball-Bund eingereicht, die im Nachlizenzierungsprozess gefordert worden waren. Der schriftliche Nachweis der Lizenz sei nur noch Formsache.

Jetzt ist offenbar auch das Präsidium von der Begeisterung gepackt, zumindest ein bisschen

Dass diese Lizenz erst so spät gesichert sei, das hält auch Wagner "nicht für optimal", und er erwähnte diese Tatsache auch in einem eher negativen Zusammenhang. Die ganze Saison über seien seiner Mannschaft Steine in den Weg gelegt worden, "intern wie extern". Er hatte das auch schon so gesagt, als den Hachingern die Regionalliga-Meisterschaft vier Spieltage vor Schluss nicht mehr zu nehmen war. Die wochenlange Hängepartie, ob Haching überhaupt antritt, lässt deshalb darauf schließen, dass die sportliche Leitung und die Vereinsführung nicht immer an einem Strang zogen, oder zumindest nicht immer in dieselbe Richtung.

Für Wagner ist es am Sonntag das letzte Spiel als Hachinger Trainer, er will sich natürlich mit einem Aufstieg verabschieden. Das würde für ihn den perfekten Einstand in seine noch junge, zweite Karriere bedeuten. Er zeichnet das Bild von einem Team, das durch die vielen Stolpersteine noch mehr zusammengewachsen sei. Und das sich ergo auch nicht von ein paar Krämpfen auf der Zielgeraden habe ablenken lassen. "Ich habe eine Riesenbindung zu den Jungs, ich mag die echt gern, ich bin auch ein bisschen traurig, dass das jetzt mein letztes Spiel ist", sagte der 35-Jährige.

Inzwischen ist offenbar auch das Präsidium von der Begeisterung gepackt worden, zumindest ein bisschen. Es sei ein "richtig gutes Spiel" seiner Mannschaft in Cottbus gewesen, befand Schwabl, das Ergebnis gehe so "in Ordnung". Und Cottbus habe jetzt "vielleicht ein bisschen mehr zu verlieren als wir". Es sprudeln auch noch einmal Einnahmen. In Unterhaching wird für Sonntagmittag (13 Uhr) ebenfalls ein ausverkauftes Stadion erwartet. Allerdings erklärte Schwabl, dass nicht 15 000 Tickets in den Verkauf gingen: Wegen der räumlichen Trennung zu den Gästefans müssten einige Blocks leer bleiben, Schwabl rechnet mit 11 000 bis 12 000 Zuschauern. Sandro Wagner erzählte, er habe auf der Hachinger Geschäftsstelle noch nie so oft ostdeutschen Dialekt gehört wie in den vergangenen Tagen, sprich: Da sicherten sich Cottbus-Fans auch noch Tickets außerhalb des offiziellen Kontingents. Weil es zugleich Hachinger Fans gebe, die schon "die dritte oder vierte Hüfte haben", rechnet Wagner auch zu Hause akustisch mit einem Auswärtsspiel. So wie er das sagt, dürfte das für ihn aber höchstens ein kleines Kieselsteinchen in seinem Weg sein.

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