3. Handball-Liga:Immer noch Ausbildungsverein

3. Handball-Liga: Gute Referenzen: Fürstenfeldbrucks Zugang Jonas Link spielte vier Jahre lang für die SG BBM Bietigheim.

Gute Referenzen: Fürstenfeldbrucks Zugang Jonas Link spielte vier Jahre lang für die SG BBM Bietigheim.

(Foto: Hansjürgen Britsch/Pressefoto Baumann/Imago)

Trotz des Zugangs Jonas Link, der viel Erstligaerfahrung hat, dämpft Fürstenfeldbrucks Trainer Martin Wild die Erwartungen - auch weil wieder viele Talente abwanderten.

Von Heike A. Batzer

Was kommt danach? Irgendwann steht jeder Berufssportler vor der Frage, wie es weitergeht, wenn die Karriere zu Ende geht. Jonas Link hat diese Frage für sich bereits beantwortet. Nach neun Jahren als Profihandballer verdient er seine Brötchen seit zwei Wochen in einem normalen Beruf, als Einkäufer bei einem Nutzfahrzeughersteller. Link ist vor einer Woche 30 Jahre alt geworden und ahnt: "Viele hätten sich nicht so entschieden." Aber er sei der Ansicht, dass man beizeiten damit beginnen müsse, will man im Beruf etwas erreichen. Und so spielt er nun nur noch nebenbei Handball, beim TuS Fürstenfeldbruck in der dritten Liga.

Für die Fürstenfeldbrucker ist das eine wunderbare Entscheidung, denn einen solch großen Fisch, einen Zugang mit Erst- und Zweitligaerfahrung, haben sie seit Jahrzehnten nicht an Land gezogen. Beide Seiten kennen sich seit vielen Jahren, die Brüder Jonas und Nikolai Link entstammen dem nahen Rivalen TSV Friedberg. Beide Brüder zog es vor gut einem Jahrzehnt in die nähere Ferne, zum HC Erlangen, wo Niko Link, mit 32 Jahren der ältere der beiden, immer noch spielt. Nach fünf Jahren wechselte der jüngere Bruder von den Mittelfranken zur SG BBM Bietigheim. In der Saison 2020/21, als der TuS Fürstenfeldbruck ein Jahr in der zweiten Liga zubrachte, standen sich beide Teams dort gegenüber. Als es nach vier Jahren für Jonas Link in Bietigheim sportlich nicht recht weiterging, schloss er sich zuletzt für eine halbe Saison dem Zweitligisten DJK Rimpar an, der jetzt Wölfe Würzburg heißt.

Mit einem DHB-Erstrundenpokalspiel gegen ebenjene Würzburger an diesem Samstag um 17 Uhr (und das erste Punktspiel gegen Baden-Baden eine Woche später) beginnt für Link und seinen neuen Verein die neue Saison. Ausgerechnet bei den Unterfranken hatten Fürstenfeldbrucks Handballer vor wenigen Tagen ihr Trainingslager aufgeschlagen, was reiner Zufall war. Das sei lange, bevor der Pokalgegner zugelost wurde, gebucht worden, erzählt Fürstenfeldbrucks Trainer Martin Wild. Das anberaumte Testspiel gewannen die Brucker mit einem Tor Differenz. "Wir haben gut gearbeitet", fasst Wild zusammen, allerdings "hätte ich mir gewünscht, dass wir schon weiter sind".

Der Brucker Trainer Martin Wild muss den größten Umbruch der letzten Jahre gestalten

Wild musste ein ziemlich neues Team formen für die anstehende Drittligasaison. "Es ist der größte personelle Umbruch der letzten Jahre", sagt er. Abwehrchef und Teamkapitän Korbinian Lex hat aufgehört, der junge Torhüter Louis Oberosler, der in zwei Wochen 20 Jahre alt wird, gehört jetzt zum Kader des Bundesligisten Bergischer HC, Tim Kaulitz, 21, zum Zweitligisten Bietigheim (hat sich dort aber vorige Woche das Kreuzband gerissen). Am größten ist der Aderlass unter den Linkshändern: Max Horner, 24, ist zum Zweitligisten VfL Lübeck-Schwartau abgewandert und Stephan Seitz, 20, endgültig zum Bundesligisten HC Erlangen, an den er schon per Doppelspielrecht gebunden war. Benedikt Hack, 23, werden die Brucker beim Pokalgegner Würzburg wiedersehen.

Nach den Talenten, die sich in Fürstenfeldbruck Jahr für Jahr entwickeln, strecken mittlerweile Erst- und Zweitligisten die Fühler aus. Das ist das Los der Ausbildungsvereine, auch Fürstenfeldbruck als Platzhirsch in Südbayern macht das so: Durch seine Kooperation mit dem TSV Allach, dessen A-Jugend seit einigen Jahren in der Bundesliga spielt, kann er sich deren Wunderkinder sichern, und so kommen in Valentin Schell, Marco Silvestri, Florian Scheerer und Torhüter Ivan Bilic vier weitere Nachwuchskräfte aus Allach an die Amper. Allachs eigene erste Mannschaft schaffte zuletzt dennoch den Aufstieg in die Bayernliga, was freilich auch dort weitere Ambitionen fördern könnte, wie Wild vermutet.

3. Handball-Liga: Vor anderthalb Jahren in der zweiten Liga waren sie noch Konkurrenten: Jonas Link (links) und Johannes Stumpf spielen jetzt sie in Bruck zusammen.

Vor anderthalb Jahren in der zweiten Liga waren sie noch Konkurrenten: Jonas Link (links) und Johannes Stumpf spielen jetzt sie in Bruck zusammen.

(Foto: Marco Wolf /Wolf-Sportfoto/Imago)

Weitere Zugänge im Fürstenfeldbrucker Team sind der Torhüter Sebastian Allmendinger (HT München), der Eichenauer Manuel Riemschneider, 25, der zuletzt in Diensten des VfL Günzburg stand, sowie Rückkehrer Johannes Stumpf, 28, der eine Saison ausgesetzt hatte und jetzt sein Referendariat als Lehrer in Bobingen im Landkreis Augsburg antreten wird. Der Einstieg in den Beruf sei immer auch ein Moment mit "höherer Belastung", weiß Sportlehrer Wild. Das habe er häufiger bei Spielern seines Teams beobachtet, deshalb wolle er auch von Jonas Link keine Wunderdinge erwarten: "Auch er muss sich an die neue Situation gewöhnen." Und auch für den Saisonverlauf will Wild keine Prognose abgeben außer jener: Es handle sich um "die stärkste dritte Liga der vergangenen zehn Jahre". Platz eins oder zwei anzupeilen, findet er deshalb "vermessen". Zur Erinnerung: Zur Erinnerung: Im Vorjahr starteten die Fürstenfeldbrucker mit neun Siegen in Serie in die Spielzeit und wurde letztendlich Dritter.

Im Pokal-Heimspiel gegen Würzburg aber rechnen sie sich durchaus Chancen aus. "Ich glaube, dass wir zu Hause gefährlich sein können", sagt auch Jonas Link. Bei einem möglichen Einzug in die zweite DHB-Runde lockt auch die Option, dann einen Erstligisten zugelost zu bekommen - wie vor vier Jahren die Rhein-Neckar-Löwen.

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