Süddeutsche Zeitung

3:0 für Leipzig:Verwandelt für mindestens eine Nacht

Lesezeit: 3 min

Der erste Treffer fällt schon nach 64 Sekunden: Durch das 3:0 in Düsseldorf klettert Leipzig vorerst an die Tabellenspitze. Je nachdem, wie Gladbach spielt, könnte RB als Erster zum Spitzenspiel beim BVB reisen - das Ziel sind jedenfalls sechs Punkte bis zur Winterpause.

Von Ulrich Hartmann, Düsseldorf

Am Sonntagnachmittag kämpfen die Fußballer von RB Leipzig mal wieder vor dem Fernseher um die Tabellenführung, wobei "kämpfen" eigentlich das falsche Wort ist. Sie drücken dem VfL Wolfsburg wahrscheinlich die Daumen, dass ihm gegen Borussia Mönchengladbach mindestens ein Unentschieden gelingt.

Wenn Gladbach nicht gewinnt, dann bleiben die Leipziger jener Spitzenreiter, in den sie sich durch einen 3:0 (1:0)-Sieg am Samstagabend bei Fortuna Düsseldorf über Nacht verwandelt haben. Und als solcher würden sie am Dienstag zum Topspiel bei Borussia Dortmund reisen. Das würde ihnen natürlich ausgezeichnet gefallen. Wenn Gladbach in Wolfsburg gewinnt, dann verwandeln sich die Leipziger am Sonntagnachmittag wieder zurück in den Tabellen-Zweiten.

Der Mittelfeldspieler Konrad Laimer freut sich jedenfalls schon auf das Duell beim BVB: "Für solche Spiele, unter Flutlicht, in einem ausverkauften Dortmunder Stadion, lebt man als Fußballer." Seinem Teamkollegen Lukas Klostermann ist allerdings angeblich nicht so wichtig, als Tabellenführer nach Dortmund zu fahren. Klostermann hat anderes im Sinn: "Ich will aus den letzten zwei Spielen des Jahres sechs Punkte holen."

Solchen unbedingten Optimismus teilen die Leipziger Fußballer mit ihrem Trainer Julian Nagelsmann. "Mit einem Sieg in Dortmund könnten wir uns einen sehr interessanten Vorsprung auf den BVB herausspielen", sagte Nagelsmann, lobte aber auch den Sieg gegen Düsseldorf: "Das haben wir gut gelöst und endlich mal zu Null gespielt."

Werner gegen Hennings - das Duell fällt aus

Das ungleiche Duell des Abstiegskandidaten Düsseldorf mit dem Titelanwärter Leipzig hätte man auch als direkte Konfrontation der hinter Robert Lewandowski besten beiden Bundesliga-Torschützen Timo Werner und Rouwen Hennings wahrnehmen können. Allerdings kam es nicht dazu, weil Fortunas Hennings mit einer Grippe ausfiel. Es dauerte dann bloß 64 Sekunden, ehe die Leipziger mit 1:0 in Führung gingen. Der Torschütze hieß diesmal allerdings nicht Werner, sondern Patrik Schick.

Der 23 Jahre alte Tscheche ist am 1. September, dem finalen Tag der Transferperiode, von AS Rom nach Leipzig gekommen, hat wegen Problemen im Sprunggelenk zunächst aber kaum gespielt. Nun stand er zum dritten Mal nacheinander in der Bundesliga in Leipzigs Startelf. Schon beim 3:2-Sieg in Paderborn vor zwei Wochen hatte er die 1:0-Führung erzielt, da allerdings erst nach 142 Sekunden. Da war er diesmal mit 64 Sekunden deutlich schneller und weckte diesbezüglich weitergehende Erwartungen für die Partie in Dortmund. Dort sollten sie in den ersten Minuten besonders gut auf Schick achten.

Die Düsseldorfer konnten mit den Leipzigern kaum mithalten. Sie verteidigten nach Kräften, erliefen dabei gelegentliche Konter und hatten kurz vor der Pause Pech, als Dawid Kownacki mit einem Schuss nur den Pfosten traf. Bester Fortuna-Fußballer war aber der Torwart Zackary Steffen, was kein Wunder war, weil er doch die meiste Beschäftigung fand. Schöne Szene in der 48. Minute: Werner versuchte den weit vor seinem Tor stehenden US-Goalie per Kopf zu überlupfen, scheiterte jedoch am aufgeweckten Steffen und klatschte dann als Kompliment mit ihm ab.

Das zweite Tor war eigentlich nur eine Frage der Zeit, doch als es in der 58. Minute so weit war, benötigten die Leipziger dafür einen erst nach Videobeweis ausgesprochenen Handelfmeter, den Werner zu seinem 16. Saisontreffer verwandelte. Man durfte dem Schiedsrichter Robert Hartmann aber auch keinen Vorwurf machen, denn Leipzigs Klostermann hatte dem Düsseldorfer Kaan Ayhan sehr nahe des Tors aus kürzester Distanz und derart hart gegen den Ellbogen geschossen, dass das kaum zu erkennen war.

Das Spiel war damit entschieden. In der 75. Minute erhöhte Nordi Mukiele sogar noch auf 3:0 (wobei Torwart Steffen in dieser Situation weniger gut agierte als zuvor). Nur ein einziger Punkt aus vier Ligaspielen ist den Düsseldorfern zuletzt gelungen bei besorgniserregenden 1:13 Toren. Damit bleibt die Fortuna zwar Drittletzter, doch von hinten rücken der 1. FC Köln und der SC Paderborn bedrohlich heran.

"Wir sind in einer sehr schwierigen Situation, aber die Mannschaft zeigt weiterhin den nötigen Willen", sagte Trainer Friedhelm Funkel ziemlich ruhig. Am Dienstag in Augsburg und nächsten Sonntag daheim gegen Union Berlin könnten die Fortunen noch ein paar Punkte gebrauchen, um die Festtage besser genießen zu können.

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Quelle:
SZ vom 15.12.2019
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