27. Spieltag der Bundesliga:Schalke feiert Huntelaar, Gomez trifft als Joker

Mit einem Doppelpack köpft Huntelaar die Schalker auf Platz drei - vorbei an Mönchengladbach, das überraschend gegen Hoffenheim verliert. Im Kampf um die Meisterschaft legt der FC Bayern wieder vor: Die Münchner besiegen Hannover durch Tore von Toni Kroos und Mario Gomez 2:1. Hertha und Augsburg sammeln wichtige Punkte im Abstiegskampf.

Alle Spiele im Überblick

Der FC Schalke 04 hat die Patzer der Konkurrenz genutzt - und ist dank Klaas-Jan Huntelaar auf den dritten Tabellenplatz der Fußball-Bundesliga gestürmt. Mit dem verdienten 2:0 (1:0)-Sieg gegen Verfolger Bayer Leverkusen überholte die Mannschaft von Trainer Huub Stevens Borussia Mönchengladbach und liegt nun wieder auf dem Rang, der zur direkten Teilnahme an der Champions League berechtigt. "Ich denke, dass wir jetzt einen großen Schritt gemacht haben", sagte Mittelfeldspieler Jermaine Jones.

119687859

Schalker Riesenjubel, Klaas-Jan Huntelaar ist mittendrin.

(Foto: AFP)

Vier Tage vor dem ersten Europa League-Viertelfinale gegen Athletic Bilbao sicherte Huntelaar den "Königsblauen" mit seinen Saisontoren Nummer 21 und 22 (18./86. Minute) vor 61.673 Zuschauern in der ausverkauften Arena den wichtigen Erfolg. Schalke (53 Punkte) hat nun bereits ein 13-Zähler-Polster auf die Elf von Trainer Robin Dutt, die in dieser Form sogar um die Europa-League-Teilnahme bangen muss. "Wir müssen uns jetzt auf die Europa League konzentrieren. Wir haben uns heute sehr schwer getan, nach vorne zu spielen", sagte Leverkusens Simon Rolfes.

Beide Mannschaften konnten nahezu in Bestbesetzung antreten. Bei Schalke fehlten aber weiterhin Kapitän Benedikt Höwedes und Christoph Metzelder. Bayer musste im Topspiel des 27. Spieltages auf Michael Ballack und Lars Bender verzichten. Bereits nach einer knappen halben Stunde musste auch Danny da Costa verletzt passen. Schalkes "Angstgegner", der von den zurückliegenden 13 Spielen in Gelsenkirchen nur eins verloren (4:7 im Februar 2006) hatte, begann eher vorsichtig.

Schalke wollte nach den Patzern der Konkurrenz aus Mönchengladbach, Bremen und Hannover auch den direkten Verfolger Leverkusen endgültig abschütteln. Und begann entsprechend engagiert: Nach zehn Minuten gab Lewis Holtby aus rund 20 Metern den ersten Warnschuss auf das Tor von Bernd Leno ab. Nicht einmal 120 Sekunden später streifte ein Kopfball von Jermaine Jones nach Freistoß von Linksverteidiger Christian Fuchs nur knapp über das Bayer-Gehäuse.

Und wer sonst als Schalkes bester Stürmer hätte die Führung erzielen sollen? Huntelaars platziertem und wuchtigem Kopfball ging wie so oft eine Fuchs-Maßflanke voraus. Für den Niederländer, der bereits ein Angebot zur vorzeitigen Verlängerung seines bis 2013 datierten Vertrags hat, war es das 21. Saisontor in der Liga und der insgesamt 40. Treffer im 38. Pflichtspiel.

Von Leverkusen war bis zur Halbzeit praktisch nichts zu sehen. Weder Renato Augusto, noch die anderen Offensivspieler konnten Timo Hildebrand im Schalker Tor auch nur ansatzweise in Verlegenheit bringen. Die "Königsblauen" kontrollierten die Partie, auch wenn Huntelaars vermeintlichem zweitem Treffer wegen Abseits die Anerkennung verweigert wurde. Hildebrand musste erstmals in der 47. Minute eingreifen, als er einen Distanzschuss von Simon Rolfes über die Latte lenkte.

Nach dem kurzen Bayer-Strohfeuer übernahm der Revierclub wieder das Kommando und hätte durch Jefferson Farfan (53.), zweimal Huntelaar (55./66.), Raúl (66.) sowie Draxler im Nachschuss die Führung ausbauen können. Doch Torwart Leno - der beste Bayer-Akteur - stand dem zweiten Treffer im Wege - bis zur 86. Minute, als erneut Huntelaar mit dem Kopf zur Stelle war. Stevens trauerte nach dem Spiel den vielen vergebenen Chancen nach: "Leider waren es nur zwei Tore, die gefallen sind. Wir hätten den Sack eher zumachen müssen."

Gomez kann es auch als Joker

Bayern Münchens Aufholjagd geht weiter - wenn auch etwas glücklich: Mit einem 2:1 (1:0) gegen Hannover 96 haben die Bayern den Druck auf Tabellenführer Borussia Dortmund trotz müder Beine hoch gehalten. Die Mannschaft von Trainer Jupp Heynckes feierte ohne einige Stammkräfte ihren fünften Pflichtspielsieg in Folge und tankte Selbstvertrauen für das wichtige Viertelfinal-Hinspiel in der Champions League am kommenden Mittwoch bei Olympique Marseille.

FC Bayern München - Hannover 96

Torschütze als Joker: Mario Gomez.

(Foto: dpa)

Toni Kroos (36.) und der eingewechselte Mario Gomez (68.) erlösten die Gastgeber vor 69.000 Zuschauern im Dauerregen der Münchner Arena. Hannover musste die Hoffnungen auf den Vereinsrekord von drei Siegen gegen die Münchner in Serie trotz des Anschlusstreffers durch Didier Ya Konan (74.) begraben und ließ nach zwei Erfolgen wichtige Punkte im Kampf um die Europa-League-Plätze.

"Wir haben nicht alle Chancen genutzt und uns damit selbst in die Bredouille gebracht", sagte Gomez nach der Partie, "der Sieg war letztlich verdient, auch wenn Hannover am Schluss noch zwei gute Chancen hatte."

Heynckes versuchte es mit Blick auf die anstehende Reise nach Südfrankreich mit Rotation. Statt Thomas Müller und Gomez liefen überraschend Daniel Pranjic und Ivica Olic auf. Richtig Schwung bekam das Bayern-Spiel jedoch erst nach Gomez' Einwechslung (61.). Olic, der zum ersten Mal seit knapp 18 Monaten in der Liga von Beginn an ran durfte, hatte zumindest die erste Chance des Spiels. Kroos, statt Müller in der offensiven Zentrale, lupfte den Ball in den Lauf des 32-Jährigen, der jedoch direkt auf Hannovers Keeper Ron-Robert Zieler schoss (4.).

Die Bayern taten sich gerade mal 63 Stunden nach dem Pokalspiel in Mönchengladbach jedoch von Beginn an schwerer als zuletzt. Ihrem Spiel fehlte Präzision - und das frühe Tor, das zuletzt immer entfesselnde Wirkung hatte. Der nach wie vor verletzte Bastian Schweinsteiger schüttelte auf der Tribüne immer wieder den Kopf. Dennoch fand Heynckes lobende Worte nach dem Spiel: "Kompliment an meine Mannschaft, dass sie zweieinhalb Tage nach so einem Pokalspiel so eine Leistung gezeigt hat."

Die Verunsicherung der Bayern zeigte ausgerechnet Torwart Manuel Neuer. Die Annahme eines Rückpasses misslang dem Nationalkeeper vollkommen, Mohammed Abdelaoue konnte den unverhofften Ballgewinn aber von der Torauslinie nicht zur Führung nutzen (21.). Hannover traute sich danach aber mehr zu: Konstantin Rausch (28.) und Winter-Zugang Mame Biram Diouf (29.) versuchten es - ehe Kroos die Münchner endlich erlöste. Ribery leitete den sehenswerten Angriff auf links ein, Robben ließ die Hereingabe per Hacke gleich auf den freistehenden Kross weiterlaufen, der aus 16 Metern den Ball gefühlvoll zum 1:0 ins leere Tor der Gäste lupfte (36.).

Robben (43.) und Olic (45.) vergaben jeweils fahrlässig die Chance, vor der Pause zu erhöhen. Der eingewechselte Gomez schoss nach dem Seitenwechsel freistehend an den Pfosten (63.), legte fünf Minuten später aber nach: Von rechts schoss der Nationalspieler den Ball zu seinem 23. Saisontor ins lange Eck (68.). Ya Konan ließ die Hoffnungen der in der zweiten Hälfte deutlich unterlegenen Gäste mit seinem Anschlusstreffer (74.) noch mal kurz aufflammen - vergeblich.

Gladbach verliert gegen Hoffenheim

Ein später Doppelschlag hat 1899 Hoffenheim einen Sieg und Borussia Mönchengladbach nach dem unglücklichen Aus im DFB-Pokal den nächsten Kater beschert. Durch die Treffer von Roberto Firmino (77.) und Boris Vukcevic (79.) kam Hoffenheim bei der Borussia zu einem schmeichelhaften 2:1 (0:1)-Erfolg. Marco Reus hatte die Gladbacher, für die es die erste Heimschlappe seit dem 18. März 2011 war, in Führung gebracht (38.).

Für die Borussia, die weiterhin 51 Punkte auf dem Konto hat, war es ein Rückschlag im Kampf um die Champions-League-Plätze. Hoffenheim hingegen kann durch den zweiten Sieg unter der Regie von Markus Babbel bei nunmehr 33 Zählern im Abstiegskampf erst einmal aufatmen. "Ich kann nicht sagen, dass wir verdient gewonnen haben", sagte Babbel, "aber wir haben leidenschaftlich gekämpft."

"Das war eine völlig unnötige Niederlage. Wir hätten das 2:0 machen können, haben es aber nicht geschafft", sagte Gladbachs Trainer Lucien Favre: "Nach dem 1:1 war es eine Kopfsache, leider haben wir direkt das 1:2 bekommen. Mit einem 1:1 hätte ich leben können. Der Kopf ist ein wichtiger Faktor."

Hertha siegt in Mainz

Hertha BSC schöpft im Abstiegskampf neue Hoffnung. Die Berliner gewannen am Samstag beim heimstarken FSV Mainz 05 nach einer taktischen Meisterleistung mit 3:1 (2:0). Vor 33 152 Zuschauern legte der Hauptstadtclub eindrucksvoll die Torflaute in Auswärtsspielen ab. Der zweite Sieg im fünften Spiel unter Trainer-Altmeister Otto Rehhagel verschafft Hertha BSC nach dem 0:6-Debakel in der Vorwoche gegen Bayern München wieder Selbstvertrauen.

"Dieser Sieg war wahnsinnig wichtig, wir haben endlich die Serie gebrochen. Aber es wird ein Sprint bis zum 34. Spieltag - heute haben wir erst eine Etappe gewonnen", warnte Hertha-Manager Michael Preetz. Zwar bleiben die Berliner auf Platz 17, haben aber nach den Treffern von Änis Ben-Hatira (41. Minute) und Adrian Ramos (52./69.) nur noch einen Zähler Rückstand auf einen Nichtsabstiegsplatz. Eric Maxim Choupo-Moting konnte für Mainz nur zwischenzeitlich auf 1:2 verkürzen (58.).

Augsburg trifft in der Nachspielzeit

Dank Paul Verhaegh hat der FC Augsburg seine Chance auf den Verbleib in der Bundesliga gesteigert. Mit seinem Treffer in der Nachspielzeit (90.+2 Minute) zum 1:1 (0:0) bei Werder Bremen rettete der Abwehrspieler dem zum fünften Mal nacheinander unbesiegt gebliebenen Aufsteiger am Samstag einen ebenso wichtigen wie glücklichen Punkt.

Denn die Bremer hatten vor 42 000 Zuschauern schon wie die sicheren Sieger ausgesehen. Mit seinem ersten Bundesliga-Tor hatte Youngster Niclas Füllkrug (61.) die Bremer in Führung geschossen. Mit der letzten Aktion des Spiels büßten die mit einer Not-Elf angetretenen Hanseaten dann aber doch noch zwei wertvolle Zähler im Kampf um die Europa-League-Qualifikation ein. Bremens Trainer Thomas Schaaf wollte aber dennoch nicht zu kritisch mit seiner jungen Mannschaft sein: "Ich bin zufrieden, wie die Mannschaft die schwierige Situation angenommen hat."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: