25. Spieltag der Bundesliga:BVB fehlen Tempo und Ideen

Änis Ben-Hatira

Der Herthaner Änis Ben-Hatira überrascht mit Superhelden-Optik.

(Foto: dpa)

Von Jonas Beckenkamp

Borussia Dortmund - 1. FC Köln 0:0

Spiel-Telegramm: Dortmund hat den Ball, Köln ist gefährlicher - so sieht es in der ersten Hälfte aus. Chancen haben vor allem die Rheinländer (Deyverson, Ujah), doch Tore fehlen. Taktisch agiert der FC klug, während dem BVB kaum etwas einfällt. Nach dem Seitenwechsel ändert sich daran nicht viel. Deyverson vergibt die größte Chance des Spiels, ein abgefälschter Schuss von Marco Reus wehrt Timo Horn bravourös ab. Dem BVB fehlen ansonsten Tempo und Ideen.

Gefahr für Hennes: Nur bedingt gegeben. Ziegenzupacker Anthony Ujah (er hatte Hennes vergangenen Sonntag kräftig durchgeschüttelt) spielte zwar erneut mit, aber das Kölner Maskottchen war in Sicherheit. Bei Auswärtsspielen darf sich der Geißbock im Zoo ausruhen. BVB-Maskottchen Emma musste als hornloses Geschöpf ebenso nichts befürchten.

Träume vom DFB: Der Kölner Torsteher Timo Horn äußerte vor der Partie seine Hoffnungen, "über die U21 in den Kreis der Nationalmannschaft aufzurücken." Unter Beweis konnte er sein Können in Dortmund nur beim abgefälschten Schuss von Reus stellen. Die Borussia forderte den 21-Jährigen einfach zu wenig. Er braucht stärkere Gegner, um Joachim Löw zu beeindrucken.

Eintracht Frankfurt - SC Paderborn 4:0 (2:0)

Spiel-Telegramm: Selbstbewusste Frankfurter, schüchterne Paderborner - ein Spiel, das die Eintracht klar dominiert. Alex Meiers Führungstreffer entsteht, als die Paderborner völlig unnötig den Ball vertändeln (27. Minute). Beim 2:0 durch Stendera (42.) und beim 3:0 durch Aigner (56.) verteidigt der SC nach dem alten Motto der Raiffeisenbank: "Wir machen den Weg frei". Der Rest: Paderborner Hilflosigkeit gegen gefestigte Hessen und schließlich das 4:0 durch Valdez (82.) Die Eintracht erhöht ihre Chancen auf europäische Abenteuer.

Tiefflieger: Meier hatte sich gerade mit einem Pfosten-Freistoß warmgeschossen, als eine Flanke aus der Butterweich-Schatzkiste heransegelte. Meier warf sich gekonnt auf Grasnarbenniveau zum Kopfball hin und traf zum 1:0. Es war sein 19. Saisontor - nur drei Eintracht-Spieler schafften jemals mehr. Beim DFB nominieren sie ja kommende Woche für die EM-Qualifikation. Ob der unglaubliche Meier mal mit darf?

Schiedsrichter-Rambo: Dass Marvin Bakalorz ordentlich hinlangen kann, hat Jürgen Klopp in der Hinrunde bereits hinreichend moniert. Diesmal bekam es Referee Guido Winkmann mit dem Paderborner zu tun. Bakalorz rannte den Schiedsrichter - versehentlich - um. Winkmann ging kurz in Behandlung, holte sich ein neues Freistoßspray und konnte zum Glück weiterpfeifen.

Alarmierende Zahlen: Paderborn jetzt mit 2:24 Treffern in der Rückrunde und in acht der vergangenen neun Spiele torlos. Klingt nach Abstieg.

FC Augsburg - Mainz 05 0:2 (0:1)

Spiel-Telegramm: Augsburg nicht so zwingend wie sonst bei Heimspielen, Mainz dafür mit cleverem Angriffsspiel. Okazaki (32.) nutzt freistehend die Schläfrigkeit der FCA-Defensive, während die Schwaben zusehen. In der zweiten Hälfte verbessert sich beim Heimteam wenig. Der Koreaner Koo erhöht für solide Mainzer noch auf 2:0 (89.).

Vermisster: Eine Grippe hatte Augsburgs Bayern-Leihgabe Højbjerg zuletzt aus dem Verkehr gezogen - auch diesmal kam der Däne erst nach 56 Minuten ins Spiel. Es zeigte sich: Auf seine Kreativtät kann das Team von Trainer Weinzierl eigentlich kaum verzichten. Wie gut, dass jetzt der Frühling kommt.

Ausgerechnet er: Koo spielte einst selbst in Augsburg - diesmal sorgte er mit dem zweiten Mainzer Treffer für den entscheidenden Moment kurz vor Schluss.

Schalkes Timon Wellenreuther patzt abermals

TSG Hoffenheim - Hamburger SV 3:0 (1:0)

Spiel-Telegramm: Achtung, Fußballvolksmund: Hoffenheim beginnt "griffig" und mit mehr Pfiff, Hamburg spielt eher "käsig". Das 1:0 fällt folgerichtig, als Polanski per Elfmeter den eingewechselten HSV-Keeper Adler überwindet (22.). In Unterzahl zeigen sich die Gäste zumindest etwas engagierter, doch mehr als eine Kopfballchance von Verteidiger Cleber springt nicht heraus. Die Kraichgauer entscheiden schließlich durch Polanskis zweiten Treffer (81.) und Rudys 3:0 (87.) die Partie. Durch die Pleite ist die Lage des HSV weiter prekär - die TSG hat Europa im Blick.

Rückkehrer und Jubilar: Die Karriere von WM-Teilnehmer Julian Green hatte zuletzt einen Knacks bekommen. Nach seinem Wechsel von den Bayern zum HSV konnte er sich nicht durchsetzen, für die U23 war er sich aber zu schade und wurde suspendiert. Diesmal saß er nach über 100 Tagen Absenz immerhin wieder auf der Bank. Ganz anders Heiko Westermann: Er ist beim Nordklub immer dabei - wenn es schlecht läuft, kann er sogar richtig gut schimpfen. In seinem 150. Bundesliga-Spiel als Hamburger verhielt er sich aber ruhig. Stattdessen verletzte er sich am Knie und fällt demnächst wohl aus.

Sitzfußballer: Als Hoffenheims Schipplock plötzlich alleine auf ihn zu lief, ging HSV-Keeper Drobny vor ihm tief in die Hocke. Fast im Sitzen berührte er den Stürmer, der sich den Ball im Spurt vorbeigelegt hatte. Kein böses Foul, aber eine klare rote Karte (21.). Obendrein trug Drogby noch ein schmerzhaftes Stollen-Tattoo von Schipplock auf seiner Brust davon.

Hertha BSC - FC Schalke 2:2 (1:1)

Spiel-Telegramm: Never change a winning Bernabeu-Team - Schalke mit derselben Aufstellung wie in Madrid und irgendwie irritiert, dass auf der Gegenseite kein Ronaldo mitspielte. Das 1:0 für Berlin fällt durch einen Ben-Hatira-Abstauber (21.) - doch Schalke hat ja neuerdings Leroy Sané. Der Stürmer gleicht per geschicktem Lupfer aus (40.). Als Haraguchi mit dem nächsten Abstauber das 2:1 erzielt, sieht es gut für die Hertha aus - doch Matip gelingt kurz vor Ende noch das 2:2 (90.).

Superheld, die nächste: Änis Ben-Hatira führt in seinem 50. Bundesligaspiel für die Hertha den Jubeltrend fort, den die Dortmunder Reus und Aubameyang neulich mit Batman-Masken etablierten. Die Variante des Berliners: Spiderman, geahndet mit gelber Karte (macht man nicht!). Wann kommen Hulk, Flash Gordon und Captain America?

Nie nach vorne abklatschen: Schalkes Timon Wellenreuther ist ein junger Torwart, doch diese Sache lernt man eigentlich schon ganz früh: Bei Schüssen nach Möglichkeit immer zur Seite abwehren. Zweimal nutzten die Berliner an diesem Nachmittag missglückte Paraden des Gelsenkircheners.

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