French Open, Nebenplatz, zweite Runde: Julia Görges, die an guten Tagen zu den unterhaltsamsten Tennisspielerinnen der Tour zählt, spielte sehr gut - aber nicht gut genug für Mónica Puig. Die beiden entfesselten Kräfte, wie man sie in einem Frauen-Spiel nur selten erlebt. Sie zauderten nicht, sondern gingen in die Offensive; sie waren weniger auf Fehler der Gegnerin angewiesen als auf eigene Gewinnschläge; sie benutzten ihren Aufschlag nicht als Einwurf, sondern als Waffe. Es gab nicht einmal eine Handvoll Breaks, Puig gewann das vielleicht beste Match 2016 mit 7:5, 6:7, 7:5.
Als die Spielerin aus Puerto Rico mehr Menschen auffiel, holte sie olympisches Gold. Auf dem Weg ins Finale hatte sie die French-Open-Siegerin Garbiñe Muguruza beim 6:1, 6:1 gedemütigt. Im Endspiel spielte Puig, als handelte es sich um ein Zweitrunden-Match auf einem Nebenplatz: furchtlos, ohne Nervosität und mit einem Urvertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Es war eine Schau, ihr zuzugucken, man konnte ihr keinesfalls böse sein, dass sie Angelique Kerber um Gold brachte. Denn nicht Kerber verlor das Spiel - Puig gewann es, 6:4, 4:6, 6:1.
Die damals 22-Jährige, die kleiner und wesentlich fragiler ist, als es das Fernseh- oder Computer-Bild glauben machen, holte das erste Olympia-Gold für Puerto Rico überhaupt und die erste Medaille für eine Frau. Das war dann doch zu viel für Mónica Puig. Im Rest der Saison verlor sie mehr Spiele als sie gewann, und es ist nicht absehbar, ob sie je wieder zur Form des Olympia-Finales findet. Andererseits zeigen die Geschichtsbücher auf ewig, dass sie diese Form mal hatte.
(Mp)