Turner Fabian Hambüchen:"Als würde da ein Mixer einmal durchschrubben"

Artistic Gymnastics - Men's Team Final

"Die WM 2019 in Stuttgart ist natürlich im Kopf": Turner Fabian Hambüchen.

(Foto: Dylan Martinez/Reuters)

Im SZ-Interview spricht Turner Fabian Hambüchen über seine Verletzung kurz vor Olympia, seine neunmonatige Pause nach der Goldmedaille - und die Lust, doch noch weiterzuturnen.

Von Volker Kreisl

Fast neun Monate währt schon die Pause, aber bald beginnt die letzte Karrierephase. Reck-Olympiasieger Fabian Hambüchen hatte seit August vergangenen Urlaub gemacht, Termine und eine Schulteroperation hinter sich gebracht, nun erklärt er im SZ-Interview, dass er noch voller Tatendrang steckt. "Innendrin ist noch gar nichts vorbei", sagt er, und: "Die Lust, mich zu quälen, ist wieder da."

Der 29-Jährige bestätigt ferner, dass er sich trotz der bevorstehenden Verabschiedung von der internationalen Bühne einen Rückweg ins hochkarätige Turnen offen hält. "Die WM 2019 in Stuttgart ist natürlich im Kopf. Es ist eine Abwägungssache", sagt Hambüchen. Rund ein Jahr vor dem Termin müsste er eine Chance haben, noch einmal Weltmeister zu werden, als Mitläufer im WM-Teilnehmerfeld will er nicht abtreten. Dies hänge von seiner Fitness ab, zudem davon, ob er dem Team in Stuttgart mit mindestens drei Geräte-Einsätzen helfen könnte - denn andernfalls würde ihn der Bundestrainer wohl nicht nominieren.

In Rio habe er geturnt "wie mit Autopilot"

Sollte es so weit kommen, dann könnte er seine Erfahrung wie schon bei seinem Olympiasieg in Rio einsetzen. Hambüchen profitierte in der langen Wartezeit vor dem Reck-Finale auch von der Arbeit mit seinem Onkel und Mentalcoach Bruno Hambüchen. Es gelang ihm, die Gedanken zu konzentrieren und am Ende komplett auszuschalten. Während der Übung habe er geturnt "wie mit Autopilot". Nur ein paar Monate zuvor hatte er sich am Reck vergriffen, "da hatte der Oberarmkopf bei der Drehung aufs Schulterdach gehämmert, es machte 'chhrrrrk', als würde da ein Mixer einmal durchschrubben."

Seine Erfolge verdankt er einem gut funktionierenden individuellen System, entsprechend kritisch sieht er die Leistungssportreform des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). Für Sportler ohne perfektes Umfeld sollte man zwar an einem zentralen Ort professionelle Bedingungen schaffen. "Aber ein Athlet, der sich in seiner Umgebung wohlfühlt und der seine Leistungen bringt, wie der Ruderer Jonathan Koch aus Gießen, dem kannst du mit 31 nicht sagen, du musst da jetzt weg und in die Zentrale nach Hamburg."

Auch eine zu starke Fokussierung auf Medaillen lehnt Hambüchen ab, statt für Vorgaben plädiert er dafür, den Mensch in den Vordergrund zu stellen. Der Medaillenspiegel sei als Maßstab für die Vergabe von Fördermitteln völlig ungeeignet: "Wir haben es jetzt mit dem Dopingskandal in Russland, mit den Verdachtsfällen in anderen Ländern mitbekommen, wie verzerrt solche Statistiken sind."

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