Nachgewiesener Rassismus:Die Nicht-Strafe für PSG ist ein Skandal

Paris Saint-Germain v Celtic FC - UEFA Champions League; Paris

Von der Uefa verurteilt: Paris Saint-Germain.

(Foto: Getty Images)

Dem aus Katar alimentierten Klub wird institutioneller Rassismus nachgewiesen. Die Strafe beträgt lächerliche 100 000 Euro. Die Liga sendet PSG das Signal: Macht, was ihr wollt.

Kommentar von Martin Schneider

Die Höhe der Strafe: 100 000 Euro. Man kann sich richtig vorstellen, wie in der Vorstandsetage von Paris Saint-Germain nach diesem Urteil Panik ausgebrochen ist, Menschen schreiend im Kreis liefen und den französischen Ligaverband anflehten, diese drakonische Sanktion doch bitte zu reduzieren. 100 000 Euro? Wer hat denn bitte so viel Geld? Soll Neymar etwa künftig mit der Metro zum Training fahren?

Sarkasmus beiseite. Die Verantwortlichen von PSG werden leise gekichert bis herzhaft gelacht haben. Ein Taschengeld. Ein Strafzettel fürs Falschparken. 100 000 Euro sind für einen aus Katar alimentierten Klub, der 222 Millionen Euro für einen Spieler und gleich darauf 190 Millionen für den nächsten ausgibt, das Signal: Macht, was ihr wollt, Regeln gelten für euch nicht.

Dabei ist das, was Paris nachgewiesen wurde, nichts Geringeres als institutioneller Rassismus. Dokumente, die auf der Plattform Mediapart veröffentlicht und von Paris als echt bestätigt wurden, zeigen, dass Scouts des französischen Meisters bei der Beurteilung von Talenten deren Herkunft angeben mussten. Zur Auswahl standen vier Kategorien: "Französisch", "Maghrebinisch", "Schwarzafrikanisch" und "Antillen". Und welchen Sinn und Zweck sollen diese Kategorien auf dem Bogen haben, wenn nicht den, Jugendliche in "Rassen" einzuteilen? Warum sollte man diese Information sonst erheben? Inwiefern ändern diese vier Kategorien irgendwas an der Fähigkeit, mit einem Ball umgehen zu können?

Die Führung von PSG sagte nach der Veröffentlichung: Von diesen Praktiken habe sie nichts gewusst. Darauf sei die Scouting-Abteilung von alleine gekommen und habe den Vorstand betrogen. In Frankreich ist es verboten, Dateien anzulegen, in denen die ethnische oder religiöse Zugehörigkeit von Personen einsehbar ist. Laut PSG-Führung hat die Scouting-Abteilung also von sich aus ohne Not kriminelle Energie entwickelt. Der Disziplinarkomissar der französischen Liga folgt dieser Argumentation: Es habe sich um "individuelle Unbeholfenheit" und "kollektive Nachlässigkeit" gehandelt.

In einem Land wie Frankreich, dessen Ex-Nationaltrainer Laurent Blanc übrigens schon einmal eine "Schwarzen-Quote" für Nationalmannschaften festlegen wollte, ist so eine Nicht-Strafe für nachgewiesenen Rassismus ein Skandal. Aber vielleicht schaut sich die Uefa den Vorgang noch einmal genauer an. Der Verband ermittelt gerade ohnehin gegen Paris im Rahmen des Financial Fair Play, bei der Gelegenheit könnten sie sich an ihre eigene Kampagne erinnern, auf die sie vor jedem Champions-League-Spiel hinweisen: Sie heißt: "Say no to racism".

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