Per Mertesacker vor BVB-Spiel:Wie Berserker

Per Mertesacker Champions League

"Du stehst als Abwehrspieler sofort am Pranger": Per Mertesacker hatte in London anfangs Probleme.

(Foto: dpa)

Nationalspieler und Arsenal-Verteidiger Per Mertesacker spricht in der SZ über das Ansehen des deutschen Fußballs in England, über seinen Lernprozess auf der Insel und warum er den Titel Abwehrchef nicht mag.

"Bayern und Dortmund waren mit ihrem Tempo und dem perfekten Pressing auf einem Niveau, das man von Bundesligateams noch nie gesehen hat", sagt Per Mertesacker, Innenverteidiger des FC Arsenal, im Interview mit der Süddeutschen Zeitung über das vergangene Champions-League-Finale. Auf den Verlierer der damaligen Begegnung Borussia Dortmund trifft der 29-Jährige am Dienstagabend in der Gruppenphase der Champions League.

Der ehemalige Bremer berichtet, dass auch er seit dem deutschen Champions-League-Finale mit anderen Augen gesehen wird. Denn das Standing des deutschen Fußballs "hat sich in der vergangenen Saison brutal verändert". Die Zutaten für den Erfolg der Bundesligaklubs, insbesondere Dortmunds, kennt Mertesacker: "Du brauchst natürlich die Spielertypen dafür, und einen Trainer wie Jürgen Klopp, der es immer wieder schafft, die Mannschaft zu packen und sie so heiß zu machen, dass sie ständig wie Berserker auf dich zurennen." Eine vergleichbare Spielweise wie die der Dortmunder sieht der Nationalspieler in der Premier League derzeit nicht.

Die positive Entwicklung der Dortmunder konnte Mertesacker schon erkennen, als Arsenal 2011 in der Champions League gegen sie spielte. Man wusste, "dass da eine Mannschaft mit unglaublicher Offensivstärke, mit Tempo und Pass-Sicherheit zusammenwächst, die sich von Spielerverkäufen und Diskussionen nicht aus der Ruhe bringen lässt; eine Mannschaft, die eine Power an den Tag legt, die beeindruckend ist."

Sofort am Pranger

Der Zwei-Meter-Hüne weiß aber auch um die Stärken seiner eigenen Mannschaft. Besonders die Kontinuität hat Arsenal der inländischen Konkurrenz voraus: "Wir haben im Sommer keine wichtigen Spieler verloren und im Gegensatz zu den anderen Spitzenvereinen nicht den Trainer gewechselt." Zudem habe die Mannschaft den Schwung aus der vergangenen Saison in diese mitgenommen. Nach der Achtelfinal-Pleite gegen Bayern in der Champions League haben die Londoner acht der vergangenen zehn Spiele gewonnen und sind noch Vierter geworden. "Das hat der Mannschaft gezeigt, wie gut sie ist", sagt Mertesacker und fügt hinzu: "Wir haben eine spielerische Identität und - das ist entscheidend - auch das Selbstverständnis, unserer Linie konsequent treu zu bleiben. So gewinnst du auch Spiele in den letzten 15 Minuten."

Im Interview erinnert sich Mertesacker an die Anfänge seiner Zeit in England. An die englische Medienlandschaft musste er sich erst gewöhnen. "Du machst Fehler, schätzt Situationen mal falsch ein und stehst als Abwehrspieler sofort am Pranger", sagt er. Den Titel Abwehrchef fand Mertesacker damals schon nicht schmeichelnd: "Das ist eines dieser Worte, die gerne rausposaunt werden, von Außenstehenden, die Leuten gerne Titel zuschreiben - damit sie dir dann auf den Deckel geben können, wenn es nicht so läuft." Als Mertesacker in der Kritik stand, half ihm das Vertrauen seines Trainers Arsène Wenger. Der habe gesagt: "Der Junge ist intelligent, der wird das irgendwann mal abstellen."

Über den Start seines neuen Kollegen Mesut Özil freut sich Mertesacker: "Es ist schön zu sehen, wie schnell er stattfindet, wie direkt er seine Klasse auslebt." Özil habe es einfacher, sich zurechtzufinden, weil er ein "begnadeter Fußballer" sei. Ihn zeichne aus, dass er das Gefühl für den Raum und den Pass habe. Bei Mertesacker dauerte die Eingewöhnungsphase länger. Traurig ist er darüber nicht: "Ich weine dieser Zeit keine Tränen nach. Es war ein Lernprozess deluxe."

Das ganze Interview lesen in der Süddeutschen Zeitung vom 22.10. oder digital auf einem iPad bzw. einem Tablet mit dem Betriebssystem Windows 8.

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