Olympia:Gold für Hambüchen - schwer zu begreifen

In Rio krönt Fabian Hambüchen seine ungewöhnlich lange und wechselvolle Turner-Karriere. Sie dauerte 14 Jahre, weil er häufig wieder von ganz vorne anfangen musste.

Von Volker Kreisl, Rio de Janeiro

Irgendwann am späten Abend hat er es dann wohl doch begriffen. Fabian Hambüchen war zum üblichen Siegerempfang im deutschen Haus am Strand von Barra geladen. Schon der Weg dorthin, das Verlassen der Arena wird Hambüchen die Situation und die Bedeutung dessen, was ihm um den Hals hing, immer mehr ins Bewusstsein gebracht haben. Zunächst hatte er über seine innere Reaktion ja gesagt: "Momentan ist es schwer zu beschreiben." Doch die Medaille war tatsächlich Olympiagold, am Reck.

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Der Tross wartete, die Zeit drängte, der Pressesprecher drängte, aber Hambüchen kam nur sukzessive voran. Immer wieder stellte sich ein Reporter, ein Turner oder ein Weggefährte in den Weg, um nochmal alles zu besprechen, was soeben und überhaupt, was früher passiert war. Die Karriere des 28-Jährigen aus Wetzlar geht nun zu Ende, vielleicht turnt er noch ein bisschen in der Bundesliga, ansonsten wird er allmählich mit dem Abtrainieren seiner Muskelpakete beginnen. Und er wird auf die vergangenen 14 Jahre zurückblicken, es war eine ungewöhnlich lange Turner-Karriere.

Ein Bänderriss, ein Achillessehnenriss

Sie begann mit der Anfangszeit, als alles so schnell und reibungslos verlief mit einem Jugend-EM-Titel am Barren 2002, und drei weiteren Jugend-EM-Titeln zwei Jahre später. Die erste Erfolgsphase schloss sich an mit den Bronzemedaillen im Mehrkampf und am Sprung bei der WM in Aarhus 2006 und dem Weltmeistertitel am Reck, Silber im Mehrkampf in Stuttgart 2007 und Olympiabronze in Peking 2008, wieder am Reck.

Ein Bänderriss folgte, und zwei Jahre später ein Achillessehnenriss, die Karriere war etwas gebremst. Immer wieder musste er sich neu heran trainieren, schaffte dann aber doch Olympia-Silber am Reck in London 2012. "London war mega", sagte Hambüchen in Rio.

In Rio ist Hambüchen topfit

Es brach die letzte Phase in Hambüchens Laufbahn an, die ihn erst auf einen Höhepunkt, und dann auf einen Tiefpunkt brachte. Hambüchen holte 2013 bei der WM in Antwerpen noch einmal Silber am Reck und wurde Dritter im Mehrkampf, bei der WM 2015 in Glasgow blieb er dann medaillenlos, bei seiner letzten WM-Übung am Reck war er erkältet, sie endete mit einem Sturz nach dem Abgang. In Rio war er nun nicht gestürzt, Hambüchen war an diesem Tag topfit, auch die Schulterverletzung vom März hatte ihn nicht mehr geplagt.

Dann war er fast am Ausgang, aber da waren ja noch die Volunteers, einige Hallenhelfer, die ihm aufgelauert hatten, und sie baten ihn noch einmal um eine Erinnerung: ein Gruppenfoto mit Hambüchen und Olympia-Reck im Hintergrund. Also ging er nochmal zurück und ließ sich fotografieren. Die Abendgesellschaft konnte warten.

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