Neuer Trainer in Ingolstadt:Maik wer?

Ingolstadt verpflichtet Maik Walpurgis

15 Monate Wartezeit haben sich gelohnt: Maik Walpurgis hatte etliche Angebote seit seinem Abschied aus Osnabrück ausgeschlagen. Nun ist er bei einem Bundesligisten angelangt, wenn auch einem in höchster Abstiegsgefahr.

(Foto: Stefan Bösl/dpa)

Plötzlich Bundesliga statt Lotte oder Osnabrück: Der FC Ingolstadt präsentiert den unerfahrenen Walpurgis, 43, als Trainer.

Von Max Ferstl, Ingolstadt/München

Am Vormittag hat die Presseabteilung des FC Ingolstadt ein Bild getwittert. Es zeigt Thomas Linke, Sportdirektor des FC Ingolstadt, wie er die Hand eines Mannes schüttelt. Der Mann heißt Maik Walpurgis. Die beigefügte Mitteilung erklärt, dass es sich um den neuen Chef-Trainer des FC Ingolstadt handelt. Ein klares Bild, ein eindeutiger Satz, und trotzdem schwingt in vielen Reaktionen vor allem eine Frage mit: Maik wer?

Maik Walpurgis, 43, war bis zu seiner Entlassung in August 2015 Trainer des Drittligisten VfL Osnabrück. Nun soll er den kriselnden FC Ingolstadt zum Klassenerhalt führen. "Die Bundesliga ist für mich immer das große Ziel gewesen", sagt Walpurgis. Dass er dieses Ziel nach fast eineinhalb Jahren ohne Beschäftigung erreicht hat, hängt wohl mit der schwierigen Situation zusammen, in der Ingolstadt derzeit steckt.

Absage auf Absage folgte im Laufe der Woche

Der FCI hat nur zwei Punkte aus den ersten zehn Saisonspielen geholt. Vor sechs Tagen musste deshalb Trainer Markus Kauczinski seinen Posten räumen. Kauczinski, der im Sommer von Zweitligist Karlsruhe nach Ingolstadt gewechselt war, galt als Experiment, weil er über keine Erfahrung in der Bundesliga verfügte. Die Verantwortlichen wollten deshalb bei seiner Nachfolge auf Nummer sicher gehen. Geschäftsführer Harald Gärtner schwebte noch zu Wochenbeginn jemand vor, "der die Liga kennt und weiß, worauf er sich einlässt".

Jos Luhukay, André Breitenreiter und Michael Frontzeck wurden gehandelt. Auch Mike Büskens, der am Montag bei Rapid Wien entlassen wurde, galt als aussichtsreicher Kandidat.

Doch im Laufe der Woche folgte Absage auf Absage. "Es war eine Suche unter erschwerten Bedingungen", gab Linke zu. Mit zwei Punkten aus zehn Spielen hätte noch keine Mannschaft den Klassenerhalt geschafft. Keiner der prominenten Namen schien sich auf ein derart riskantes Unterfangen einlassen zu wollen. Walpurgis hingegen hat nichts zu verlieren.

"Wir gehen weiter unseren Weg"

In das ursprüngliche Anforderungsprofil passt er aber so gar nicht. Der 43-Jährige kennt weder die Liga und kann bestenfalls vage erahnen, worauf er sich einlässt. Bis dato hat Walpurgis lediglich in unteren Ligen gearbeitet. Vor seiner Zeit in Osnabrück trainierte er fünf Jahre lang die Sportfreunde Lotte und war Trainer in Gütersloh und bei Arminia Bielefeld II. Die fehlende Erfahrung soll Michael Henke ausgleichen, der weiterhin zum Trainerteam gehören wird. Henke, der in den vergangenen Tagen die Trainingseinheiten als Interimstrainer leitete, werde ein "wichtiger Ansprechpartner" sein, glaubt Walpurgis.

Der 43-Jährige steht vor der schwierigen Aufgabe, das Ingolstädter Spiel neu auszurichten. In den vergangenen Partien, zum Beispiel bei der 1:2-Niederlage in Köln, agierten die Ingolstädter arg passiv, standen tief und konnten offensiv kaum Akzente setzen. Walpurgis will, dass die Mannschaft "aktiv und mutig" spielt: "Die Jungs dürfen Fehler machen, das gehört dazu." Der Neue habe eine "klare Spielphilosophie", findet Linke, deshalb konnte er überzeugen. Er weiß natürlich, dass die Entscheidung pro Walpurgis auch Fragen aufwirft (Maik wer?).

Entscheidender sei jedoch etwas anderes: "Wir gehen weiter unseren Weg. Wie dieser wahrgenommen wird, können wir nicht beeinflussen."

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