Live-Berichterstattung:ARD überträgt wieder die Tour de France

Tour de France 2014, Marcel Kittel

Die ARD will die Tour de France ab Sommer wieder übertragen (im Bild der Erfurter Marcel Kittel auf der letzten Tour-Etappe 2014).

(Foto: dpa)
  • Die ARD steigt nach Medien-Informationen wieder in die Tour-de-France-Berichterstattung ein.
  • Der Vertrag mit dem Tour-Veranstalter ASO läuft vorerst über zwei Jahre.
  • Weil sich das ZDF nicht an den TV-Übertragungen beteiligt, kommen auf die ARD allerdings erhebliche Mehrkosten zu.
  • Sollte im Peloton jedoch systematisch betrogen werden, behält sich die ARD einen Ausstieg vor.

ARD hat sich offenbar gegen Skandale abgesichert

Die ARD kehrt im Sommer zu Live-Übertragungen der Tour de France zurück und ermöglicht dem Radsport wieder Auftritte auf der großen TV-Bühne. Nach Informationen des Spiegel und des Sportinformationsdienstes (SID) wird der Sender ab dem 4. Juli täglich vom bedeutendsten Radrennen der Welt berichten. Das wurde von den Intendanten des öffentlichen-rechtlichen Rundfunks beschlossen. Der Vertrag mit dem Tour-Veranstalter ASO läuft vorerst über zwei Jahre. Offenbar hat sich die ARD, die zuletzt 2011 live übertragen hatte, gegen Skandale abgesichert: Der Vertrag soll eine Ausstiegsklausel für weitere Dopingfälle enthalten.

Noch in dieser Woche will der Senderverbund das TV-Comeback des Radsport-Events im Ersten verkünden, schreibt der Spiegel.

Teures Vergnügen

Weil sich das ZDF nicht an den TV-Übertragungen beteiligt, kommen auf die ARD allerdings erhebliche Mehrkosten zu. Nach SID-Informationen zahlt die ARD etwa 2,5 Millionen Euro pro Jahr an die ASO und hat zudem einen deutlichen erhöhten Personalaufwand.

Rudolf Scharping, Präsident des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR), wollte die Einigung auf SID-Anfrage am Sonntagvormittag noch nicht offiziell bestätigen. "Das wäre so etwas wie eine erfreuliche Normalisierung. Das Publikumsinteresse war immer groß, sollte der Radsport jetzt auf diese Bühne zurückkehren, würde mich das sehr freuen", sagte er und erklärte, der Radsport habe "seine Rosskur" hinter sich: "Wir haben sehr glaubwürdige, erfolgreiche, sympathische Sportlerinnen und Sportler in allen Bereichen."

Rückzug von der Tour 2007

2007 hatten ARD und ZDF während der Tour die Übertragungen abgebrochen, vorausgegangen war ein positiver Dopingtest beim damaligen T-Mobile-Profi Patrik Sinkewitz. Nachdem im Jahr zuvor der Fuentes-Skandal mit dem Sturz Jan Ullrichs die Szene erschüttert hatte, war dieser Fall einer zuviel. Bis zur Tour 2011 erfüllten die Öffentlich-Rechtlichen noch ihre Vertragspflicht, seit 2012 gab es nur noch nachrichtliche Berichterstattung. Lediglich bei Eurosport waren noch Live-Bilder zu sehen.

Die deutschen Radprofis nahmen die Mitteilung mit großer Freude auf. "Das ist eine wirklich, wirklich gute Nachricht, über die ich mich riesig freue. Wir bekommen jetzt diese Chance und wollen sie nutzen", sagte Marcel Kittel, der die Botschaft als "zusätzlichen Motivationsschub" empfindet.

"Es ist eine tolle Geschichte", sagte der dreimalige Zeitfahr-Weltmeister Tony Martin: "Wir werden alles dafür geben, die Zuschauer bestens zu unterhalten." John Degenkolb ergänzte, er sei "wahnsinnig glücklich".

Deutsche Profis engagieren sich im Anti-Doping-Kampf

Gerade die drei derzeit erfolgreichsten deutschen Profis hatten in der Vergangenheit beständig um neues Vertrauen gekämpft; sie haben sich für die Einführung des Anti-Doping-Gesetzes eingesetzt, eine Anti-Doping-Ehrenerklärung unterzeichnet und ihre Haltung bei jeder Gelegenheit offensiv vertreten. Die sieben deutschen Tour-Etappensiege im vergangenen Sommer und andere große Erfolge waren weitere überzeugende Argumente.

Die ARD lässt sich allerdings ein Hintertürchen offen, sollte im Peloton systematisch betrogen werden. Dies ist jedoch branchenüblich und beispielsweise auch in der Leichtathletik ein Vertragspunkt. Im Radsport werden nun die Fortschritte im Kampf gegen Doping gewürdigt, gleichwohl die Verwicklungen um das Team Astana die die ARD dem Vernehmen nach mit der offiziellen Bekanntgabe der Entscheidung zögern lassen. "Ich glaube, dass der Radsport enorme Anstrengungen unternommen hat. Das heißt natürlich nicht, dass es keine Dopingfälle mehr geben kann - dann wären wir ja naiv", hatte ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky vor wenigen Monaten gesagt: "Wir müssen auch aufpassen, dass wir keine Sportart an den Rand stellen."

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