FC Bayern:"Mit 17 Mann wird es nicht ganz reichen"

FC Bayern: Bayern-Trainer Niko Kovac.

Bayern-Trainer Niko Kovac.

(Foto: AFP)
  • Der Kader des FC Bayern ist am zweiten Tag der Saisonvorbereitung noch arg dünn.
  • 17 Feldspieler stehen Trainer Niko Kovac aktuell zur Verfügung, Boateng und Renato Sanches wollen gehen. Kovac wünscht sich letztlich 20 Feldspieler, darunter vier junge, und drei Torhüter.
  • Auf einer Pressekonferenz sagt er zudem, dass Mats Hummels sich nicht dem Konkurrenzkampf in der Abwehr habe stellen wollen.

Von Benedikt Warmbrunn

Die dringend nötige Portion Erfrischung kommt aus dem Norden. Der FC Bayern ist in diesem Sommer ein komplexes Gebilde, es geht viel um Eitelkeiten, darum, wer mit wem auskommt, wer wen loswerden oder holen will, außerdem geht es darum, ob überhaupt noch wer nach München kommen will. Jann-Fiete Arp wollte zum FC Bayern kommen, der für die Transfers verantwortliche Sportdirektor Hasan Salihamidzic habe ihn dazu "nicht groß überzeugen" müssen. Und so sitzt Arp, Stürmer, 19 Jahre alt, am Dienstagmittag im Pressestüberl an der Säbener Straße, und er sagt angenehm erfrischende Dinge. Bei ihm klingt alles ganz einfach, noch muss er ja auf nichts und niemanden Rücksicht nehmen. Über seine ersten Tage in München erzählt Arp, geboren in Bad Segeberg, als Fußballer die vergangenen neun Jahre beim Hamburger SV groß geworden: "Erst mal muss ich mich natürlich an die Sprache gewöhnen." Und dann klärt Arp noch die Frage, wie er angesprochen werden soll: "Ich bevorzuge Fiete. Das ist schneller, einfacher, es bleibt eher in den Köpfen hängen, und daran habe ich mich auch gewöhnt in den Jahren."

Neben Arp sitzt Niko Kovac, sein neuer Trainer. Es ist zu spüren, dass ihm dieser Kerl aus dem Norden sympathisch ist. Hilfsbereit schraubt Kovac dem neuen Angreifer den Stuhl auf die richtige Höhe, später sagt er: "Er ist ein Spieler, der in seinem Jahrgang sicherlich seinesgleichen sucht." Dann darf Arp noch sein neues Trikot für die Fotografen nach oben halten, auch dabei hilft ihm Kovac gerne, zweimal ein erfrischendes Lächeln, dann verlässt Arp den Raum. Kovac bleibt, und mit ihm all die Themen, die beim FC Bayern in diesem Sommer so komplex und so schwer zu beantworten sind.

Kaum hat Arp die Tür zum Pressestüberl hinter sich geschlossen, sagt Kovac: "Wir arbeiten in einem Klub, in dem die Ambitionen sehr hoch sind." Der Trainer weiß das ganz genau, er hat im vergangenen Jahr Meisterschaft und Pokal gewonnen, und dennoch musste er eine Diskussion über seine Person ertragen, die ermüdend war, von seinen Vorgesetzten aber nicht eindeutig beendet wurde. Vor seiner zweiten Saison in München sagt Kovac nun: "Wir möchten das Double verteidigen, wir wissen aber natürlich selbst, dass es schwierig werden wird."

"Man muss als Trainer immer wieder vom Worst Case ausgehen"

Dass Kovac so verhalten spricht, liegt auch daran, dass sein Kader am zweiten Tag der Saisonvorbereitung noch arg dünn ist. Der Trainer verspricht daher, dass der wechselwillige Innenverteidiger Jérôme Boateng "dieselbe Aufmerksamkeit" erhalten werde wie alle anderen Spieler, man könne ja nie wissen. Und Kovac verspricht - wie schon am Montag Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge -, dass der Verein alles unternehmen werde, um die Mannschaft weiter zu verstärken: "Klar", sagt Kovac, "Bayern München schaut sich auf allen Positionen um, wir wollen alle Positionen gut besetzen. Wo wir etwas Bedarf haben, ist vorne." Da mit der vergangenen Saison auch das Jahrzehnt der Flügelzange Franck Ribéry/Arjen Robben beim FC Bayern endete, habe die Mannschaft "zwei Außenspieler verloren, die wir versuchen zu ersetzen". Wie Rummenigge sagt Kovac aber auch: "Das wird ein bisschen Geduld benötigen."

Ob der von Rummenigge und Präsident Uli Hoeneß offensiv umworbene deutsche Nationalspieler und Außenbahndribbler Leroy Sané eine Verstärkung für seine Mannschaft wäre? Kovac sagt: "Ja. Punkt. Ausrufezeichen." Er sagt aber auch: "Bei Leroy weiß ich nicht, wie schnell das geht, wie schnell das nicht geht."

Dass der Kader an Umfang verloren hat, liegt auch am Wechsel von Mats Hummels zum BVB. Kovac sprach nun darüber, warum der Innenverteidiger die Münchner verließ. "Mats hat richtig gut gespielt, vor allem auch in der zweiten Saisonhälfte. Letzten Endes ist Mats am Saisonende an uns herangetreten und hat gefragt, wie sieht der Status quo in der neuen Saison aus", berichtete Kovac: "Niklas Süle hat das fantastisch gut gemacht. Und wir haben mit Lucas Hernández einen Spieler geholt, der 80 Millionen Euro gekostet hat, den wir auf der Innenverteidigung sehen". Der bevorstehende Konkurrenzkampf habe Hummels zum Wechsel veranlasst: "In dem Fall war Mats der Meinung, dass er dem aus dem Weg gehen möchte." Hummels wiederum hatte sich mehr Wertschätzung gewünscht. Dass er die nicht bekommen hat, dafür steht spätestens das Zitat von Kovac.

17 Feldspieler stehen Kovac aktuell zur Verfügung, Boateng und Renato Sanches wollen gehen. In der vergangenen Saison hatte Kovac im Herbst aufgrund von drei Langzeitverletzten zwischendurch nur 16 verfügbare Feldspieler, er sagt: "Man muss als Trainer immer wieder vom Worst Case ausgehen." Er könne nicht damit planen, "dass wir auf dem Niveau schadenfrei bleiben werden". Am Ende aller Transferaktivitäten hätte der Trainer daher gerne folgendes Ergebnis: 20 Feldspieler, "und davon müssen vier Junge sein", dazu noch drei Torhüter. "Das haben wir kommuniziert, das haben wir so weit besprochen. Mit 17 Mann wird es nicht ganz reichen." Klingt nach einer erfrischend einfachen Rechnung.

Zur SZ-Startseite
Trends der Saison

MeinungFC Bayern
:Wen wir alles noch nicht haben!

Noch acht Wochen hat der FC Bayern Zeit für seine Fußball-Sommertransfers. Es ist erkennbar, wie schwer sich die Münchner auf dem zügellosen Markt tun - auch im Vergleich zum BVB.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: