Fußball:Eindhoven-Fans bewerfen Bettler mit Münzen

Street performer poses with iPad showing time of 12:12:12 in Madrid

Straßenkünstler und gute Laune: Auf der Plaza Mayor versammeln sich auch gerne Fußballfans.

(Foto: REUTERS)

Vor dem Champions-League-Spiel bei Atlético Madrid leisten sie sich eine große Geschmacklosigkeit. Der Vereinsboss gibt sich entsetzt.

Von Jonas Beckenkamp

Abstoßende Bilder trudeln an diesem Mittwoch durch die Timelines vieler Internetnutzer. Bilder, die der Menschlichkeit einen Tritt in den Hintern verpassen. Dass der PSV Eindhoven gegen Atlético Madrid im Elfmeterschießen aus der Champions League fliegt, konnte die Gruppe von Fans der Niederländer am Nachmittag vor dem Spiel noch nicht wissen, die sich vor der Partie auf der Madrider Plaza Mayor die Zeit mit Biertrinken vertrieb. Viel Bier.

Was dann passierte, löst jetzt heftige Reaktionen aus. Unter lautem Gejohle begannen etwa 30 Holländer, von den Außensitzen eines Cafés aus Geldstücke auf den Platz zu werfen. Ihre "Gaben" waren für mehrere Frauen und Männer gedacht, die an diesem Touristen-Knotenpunkt nach Geld und Essen bettelten. Zu sehen sind prustende Sonnenbrillenträger, die sich vor Lachen auf die Schenkel klopfen. Menschen, die die Geschehnisse fröhlich filmen und Zuschauer, die die Bettler schließlich anfeuern bei deren Versuchen, ein paar Euro zu ergattern.

Liegestütze für Bier

Das Schauspiel findet seinen Höhepunkt, als die Fußballfans die Bedürftigen Liegestütze vorführen lassen - um sich wie im Zirkus zu amüsieren. Manche Beteiligte schütten den Bettlern als "Belohnung" Bier in ihre Sammelbecher, andere werfen Geld herum, als verteilten sie altes Brot im Streichelzoo. Aufgetaucht war das Video zunächst auf der Homepage der spanischen Sportzeitung AS, wo es mit der Überschrift "Schändliches Verhalten von PSV-Fans gegenüber Bettlern in Madrid" versehen wurde.

Auch das Amsterdamer Blatt De Telegraaf griff die Bilder auf seiner Homepage auf. "Skandalös und erniedrigend" sei die Aktion, dazu zitiert die Zeitung einen Sprecher aus dem Fanumfeld des PSV mit den Worten: "Die Bilder sind nicht schön anzusehen. Geld auf Menschen zu werfen, ist unmöglich. Da sollten sich alle einig sein. Schade, dass das passiert ist." Man müsse aber auch den "Kontext" der Bilder sehen - die Bettler hätten ja mitgemacht.

Wie Eindhoven reagiert

Der PSV Eindhoven teilte der SZ auf Anfrage mit, dass Vereinsboss Toon Gerbrands die Vorgänge in Madrid scharf verurteilt. In einem Statement lässt er wissen: "Das ist einfach nur widerwärtig. So etwas macht man nicht. Ein schlimmer Vorfall an einem Tag, der für viele andere Fans eigentlich fantastisch verlief." 2950 Anhänger des PSV hätten sich als gute Botschafter des PSV und der Niederlande erwiesen, aber diese 30 eben nicht.

"Wir distanzieren uns von solch menschenverachtendem Verhalten", erklärt Gerbrands, der gleichzeitig darauf hinweist, dass der Verein sich die Täter vorknöpfen könnte. "Wenn wir sie identifizieren können und es sich um Dauerkarteninhaber in unserem Stadion handelt, werden wir auf jeden Fall mit ihnen reden." Sollte sich im Dialog keine Einsicht ergeben, würde man die Fans aussperren.

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