Frauenfußball:Zu viele Chancen

Women's Champions League - Bayern Munich v Slavia Prague

Entscheidend gegen Essen: Bayerns Fridolina Rolfö.

(Foto: Andreas Gebert/Reuters)

Die Fußballerinnen des FC Bayern verpassen beim 2:2 gegen SGS Essen drei wichtige Punkte in der Meisterschaft. Trotz des Unentschiedens bleibt das Gefühl der Niederlage. Schwachpunkt war der Abschluss.

Von Anna Dreher

Fridolina Rolfö hat schon oft gezeigt, wie wichtig sie für die Bundesliga-Fußballerinnen des FC Bayern München ist. Vor allem mit den Akzenten, die sie im Offensivspiel setzen kann. Umso erstaunlicher war es, wie unbewacht sie sich am Sonntag bewegen konnte. Manchmal schien es, als hätten die Spielerinnen der SGS Essen die Schwedin vergessen, manchmal war Rolfö einfach zu wendig, zu unkontrollierbar. Vor allem in zwei Momenten, die entscheidend waren bei diesem intensiven 2:2 (1:1) und die den Bayern zumindest einen Punkt retteten.

Das Saisonziel ist der Gewinn der Meisterschaft, vor diesem Spiel war man punktgleich mit Tabellenführer VfL Wolfsburg Zweiter. Diesen Zustand zu halten, war das Mindeste, das erreicht werden sollte. Wolfsburg hatte mit einem 5:0 in der eine Stunde früher angepfiffenen Partie gegen Leverkusen vorgelegt. Der Frust in München war also groß. "Für den Aufwand, den wir heute betrieben haben, hätten klar drei Punkte drin sein müssen", sagte Trainer Thomas Wörle. "Für den Moment bin ich extrem unzufrieden. Wir waren nicht konsequent, nicht kaltschnäuzig genug."

Essen machte von Beginn an viel Druck und schon in der vierten Minute das erste Tor. Manjou Wilde flankte von rechts in den Strafraum und Nationalspielerin Lea Schüller konnte den Ball aus kurzer Distanz mit der Hüfte über die Linie drücken. Bayerns Defensive stand ungeordnet und lückenhaft. In der Anfangsphase fiel es Wörles Team schwer, einen wirklichen Zugriff zu bekommen, was an Ungenauigkeiten bei Ballbesitz lag, vor allem aber an der Gegenwehr der Gäste. Die defensive Unordnung der Bayern hielt sich, die Offensive fand immer besser zu sich. Und nach vielen Chancen klappte es in der 34. Minute dann doch: Kristin Demann hatte Rolfö auf der linken Seite erspäht, die zog im Strafraum zwei Essenerinnen auf sich und weil Ina Lehmann den Ball im Liegen abfälschte, bekam Jovana Damnjanovic die perfekte Vorlage für den Ausgleich zum 1:1.

Dass danach trotz Möglichkeiten die Führung nicht gelang, ärgerte die Gastgeberinnen umso mehr, als sie es dann waren, die eine Spielerin unbewacht ließen. In der 61. Minute flog der Ball beim Klärungsversuch von Sydney Lohmann in schönem Bogen weg, landete aber bei Ramona Petzelberger, die aus 20 Metern zum 2:1 abzog. Bayerns Torhüterin Manuela Zinsberger regte sich auf und kam gar nicht mehr zur Ruhe: Im eigenen Strafraum musste sie Schüsse abwehren - in der 64. Minute hatte sie gegen Lea Schüller keine Chance, doch der Treffer zählte wegen Abseits nicht - und beobachten, wie auf der anderen Seite vor allem gegen Ende Chance um Chance vergeben wurde.

"Wir sind heute gefühlt fünf Mal alleine aufs Tor gelaufen und waren klar überlegen", sagte Demann. "Wir hatten heute so viele Chancen wie sonst in drei Spielen zusammen. Heute dürfen wir unter keinen Umständen verlieren." Es war ja tatsächlich der Eindruck der Bayern, dass sie hier verloren hatten, weil sie eben nach der Anfangsphase nicht mehr am Gegner, sondern an der eigenen Abschlussschwäche verzweifelten. Bis Rolfö unbewacht auf der rechten Seite den Ball bekam und ihn zum 2:2 ins Tor zirkelte. Das Gefühl der Niederlage aber blieb.

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